Lotte de Beer

Mit Liebe zum Risiko in die neue Volksopern-Saison

Bühne
25.04.2025 16:23

Direktorin Lotte de Beer spricht im „Krone“-Interview über die kommenden Produktionen der Volksoper, wovor sie große Angst hat, was sie den Zuschauern geben will – und warum die Wiener ein Traumpublikum sind!

„Krone“: Sie starten die neue Saison mit der meistgespielten Oper!
Lotte de Beer: Ja, mit einer neuen „Zauberflöte“, die Ben Glasberg und ich zusammen machen. Wir hatten beide so ein Bedürfnis, diesem wunderbaren Märchen einen emotionellen Einstieg zu geben. Das hat mir bei dieser Oper immer gefehlt. In dieser Inszenierung sind wir in dem Skizzenbuch eines 14-Jährigen, der sich mit Themen wie Was ist gut? Was ist böse? Wer bin ich? Was ist Liebe? Hat mein Vater recht oder meine Mutter? Was ist männlich, was ist weiblich, bin ich hässlich? etc. auseinandersetzt – und das kritzelt er in sein Buch. Man taucht in die Seelenwelt eines jungen Menschen ein, wo alles im Wandel ist und sich die Perspektiven wechseln. Genauso wie in der „Zauberflöte“, wo sich ja auch alles permanent ändert. Zugegeben ich habe ein bisschen Angst (lacht) und wenn man diese Oper in Wien macht, dann hat man noch mehr Angst.

„Hoffmanns Erzählungen“ kommt im Juni 2026 nach Wien (Bild: Klara Beck)
„Hoffmanns Erzählungen“ kommt im Juni 2026 nach Wien

Sie sind nun seit der Saison 2022/23 die erste Direktorin der Wiener Volksoper – wie blicken Sie auf Ihre Intendanz?
Es ist ein ständiger Lernprozess, ein dauerndes Reflektieren. Unser Auftrag ist, Kunst zu machen, risikoreich ranzugehen, neu zu erfinden. Ich mache es so leidenschaftlich gern! Ich habe nicht gedacht, dass ich es so lieben würde, Intendantin zu sein. Ich habe aber schon damals gemerkt, als ich das erste Mal in Wien an der Kammeroper inszeniert habe, dass meine Theatersprache irgendwie gut zu Wien passt.

Die „Csárdásfürstin“ sorgte für kontroverse Reaktionen. Was sagen Sie dazu
Ich finde als Operettenhaus ist es unsere Aufgabe, eine total bunte Palette an verschiedenen Operettenstilen zu zeigen. Und kein Erfolgsrezept zu haben und das einfach rauszuhauen. Das wäre fad und ist auch nicht unser Auftrag. Wir haben unser Publikum befragt, um zu sehen: Deckt sich die überwiegende Meinung mit ein paar negativen Kommentaren auf Social Media? War es wirklich so? Uns interessiert immer das Warum. Das Allerwichtigste aber ist, dass wir Kunst fürs Volk, also für viele ganz verschiedene Leute machen. Und das gelingt uns. Wir haben seit September eine Gesamtauslastung von fast 87 %. Das ist sehr, sehr viel. Und dann kann man auch lockerer sagen: Es geht nicht nur um die Top-Hits, die das Haus 100 % voll machen. Wir wollen den Leuten das geben, wovon sie noch nicht wussten, dass sie es haben wollten. Sachen, die wir noch nie gemacht haben. Wir wollen wirklich ein diverses Publikum ansprechen. Ich weiß, das sagen alle. Ich finde das aber als Volksoper noch mal wichtiger.

Worauf freuen Sie sich in der kommenden Saison am allermeisten?
Die Uraufführungen sind mir immer ein besonderes Anliegen!

Die Premieren 

  • OPER
    „Die Zauberflöte“ von W. A. Mozart
    Regie: Lotte de Beer, ab 14. September
     „Titus“ von W. A. Mozart
     Regie: M. Lenhard, ab 8. Mai 2026
    „Hoffmanns Erzählungen“ von Jacques Offenbach
    Regie: Lotte de Beer, ab 7. Juni 2026
  • OPERETTE
    „Eine Nacht in Venedig“ von Johann Strauss
    Regie: Nina Spijkers, ab 25. Oktober 2025
    „Die Piraten von Penzance“ von Gilbert & Sullivan Regie: Spymonkey, ab 27. März 2026
     „Der Zarewitsch“ von Franz Lehár
    Regie: Steef de Jong, ab 13. April 2026
  • MUSICAL
    „Spring Awakening“ von D. Sheik/S. Sater
    Regie: Frédéric Buhr, ab 21. Februar 2026 
  • BALLETT
    „American Signatures“
    Chroeografie: J. Robbins/P. Tanowitz/ L. Lubovitch/J. Lang, ab 9. Mai 2026
    „Marie Antoinette“
    Choreografie: Thierry Malandain, ab 20. 12. 2025
  • URAUFFÜHRUNGEN
    „Killing Carmen“ von Nils Strunk & Lukas Schrenk ab 1. Oktober 2025
    „Aschenbrödels Traum“ (Operette) von Johann Strauss, Regie: Axel Ranisch, ab 29.11. 2025

Wie haben Sie sich eingelebt in Wien eingelebt, und wie finden Sie das Publikum hier?
Ich fühle mich total als Wienerin, ich bin hier zu Hause, fühle mich hier wohl. Und das Wiener Publikum ist ein Traumpublikum. Es ist gebildet, man kennt hier Theater, man muss nicht bei null anfangen. Gleichzeitig wird hier aber nicht alles so ernst genommen, weil man in Wien sehr viel „Joie de Vivre“, Lebensfreude hat.

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