Norbert Trawöger will das Brucknerfest verkürzen, Kai Liczewski sieht die LIVA (Linzer Veranstaltungsgesellschaft) als „nicht ganz geschliffenen Edelstein“. Noch sind die Pläne des neuen Führungsduos unkonkret, nur eines ist gewiss: „Vernetzung!“ Das wollen beide, im „Krone“-Interview zeichnen sich erste Konturen ab, wie die Zukunft aussehen könnte.
Sie kennen sich erst seit zwei Wochen, aber sie ziehen bereits an einem ersten gemeinsamen Strang: Der Musiker Norbert Trawöger und der Finanzmanager Kai Liczewski werden ab 16. August die Geschäftsführung der Linzer Veranstaltungsgesellschaft (LIVA) übernehmen, wir haben darüber berichtet.
Es geht zuerst um einen „Neustart“ der LIVA, deren Image durch Affären schwer angegriffen ist. Auch wenn die Pläne des künftigen „Artistic Directors“ und „Executive Directors“ noch nicht komplett auf dem Tisch liegen, zeichnen sich im „Krone“-Talk erste Konturen ab.
„Krone“: Herr Trawöger, Sie sind derzeit noch der künstlerische Direktor des Bruckner Orchesters. Wie lange noch?
Norbert Trawöger: Bis zum Ende der Spielzeit, also Juli.
Sie werden sich aber nicht vom BOL trennen, denn es soll näher ans Brucknerhaus gebunden werden.
Trawöger: Mein Herz für das BOL schlägt weiterhin sehr massiv, noch dazu weil es ein fabelhaftes Linzer Klangkollektiv ist. Und ein Konzerthaus braucht ein „Residenzherz“. Ich habe das Bild, dass es zwischen Brucknerhaus und BOL mehr Miteinander auf allen Ebenen gibt – der Prozess ist aber schon in Gang gesetzt.
Die Stadt soll schwingen
Sie wollen aber auch am Brucknerfest rühren, es soll vor allem kürzer werden.
Trawöger: Dahinter steht die Idee, dass das Brucknerfest eine Bewegung in der Stadt sein soll. Und es soll ins Land ausstrahlen, eine Art KulturExpo in verkürzter Brucknerfest-Länge. Ein, zwei Wochen soll das Brucknerhaus als Epizentrum die Stadt ins Schwingen bringen.
Norbert Trawöger sieht in der Vernetzung des Brucknerhauses mit anderen Institutionen viel Potential. Denken Sie auch in Ihrem Bereich an mehr Vernetzung?
Liczewski: Ein „vernetztes Denken“ innerhalb der LIVA und der Unternehmensgruppe und auch innerhalb von Linz ist wahrscheinlich sinnvoll – aber bitte um Verständnis: Ich muss mir erst einen Eindruck verschaffen.
Imageschaden ist nicht zu leugnen
Herr Liczewski, was ist das Reizvolle an der LIVA?
Kai Liczewski: Die Vielfalt der LIVA, sie entspricht auch meinen Interessen. Ich habe Kultur-, Sport- und Freizeitmanagement studiert. Das ist auch die ganze Bandbreite der LIVA und daraus entsteht der Auftrag, dass man Synergien hebt. Das ist extrem faszinierend für mich.
Durch die Brucknerhaus-Affäre hat das Image der LIVA-Intendanten gelitten. Wie wollen Sie das aufpolieren?
Liczewski: Man braucht nur einmal die LIVA googeln und sieht, dass das Image nicht unbeschädigt aus den letzten Monaten hervorgegangen ist. Auch da muss man sich genau anschauen, wie die verschiedenen Marken (die Häuser der LIVA, Anm.) genau dastehen, und wie man das lösen möchte.
Haben Sie schon eine Idee zur Lösung?
Liczewski: Was in der Vergangenheit gewesen ist, kann ich nicht ändern. Aber wir als neues Führungsduo stehen für einen Neuanfang, den wir jetzt im Übergang mit der interimistischen Geschäftsführung und gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wagen wollen.
Ein Aushängeschild der LIVA ist die Klangwolke, die heuer am 6. September stattfindet. Wird an dem Mega-Event gekratzt?
Trawöger: Bestimmte Formate, darunter die Klangwolke, stärker an Linz anzubinden, ist ein Gedanke. Die Dinge stärker an die Region anzubinden, Geschichten von hier aufzugreifen und in der Vorbereitung Leute zu involvieren – das wird sicher die Schlagrichtung sein. Es wird heuer schon einiges bei der Klangwolke neu gedacht.
Sie sind Musiker, Kulturmanager und Familienvater. Wie werden Sie ihre Work-Life-Balance in Zukunft gestalten?
Trawöger: Ehrlich, intensiver als in den letzten drei Jahren kann es nicht werden. Letztes Jahr BOL und KulturExpo – das waren bis zu 100 Stunden pro Woche. Insofern ist die Intendanz der LIVA für mich auf einer persönlichen Ebene eine Fokussierung, vielleicht wird mein Alltag auch planbarer. Und: Ich werde weiterhin für mich Flöte spielen – ich brauche das für meine seelische Gesundheit.