Letzte Ehre erwiesen
Van der Bellen war bei aufgebahrtem Pontifex
Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) sind am Freitag in Rom zum Begräbnis des verstorbenen Papstes Franziskus eingetroffen und haben ihm im Petersdom die letzte Ehre erwiesen. Insgesamt sind seit Mittwoch 250.000 Gläubige zum offenen Sarg gepilgert.
In den vergangenen zwei Tagen haben nach Angaben des Vatikan rund 250.000 Menschen im Petersdom Abschied von Papst Franziskus genommen – damit kamen bis zur Schließung des Sarges mit dem verstorbenen Pontifex um 19.00 Uhr am Freitag mehr Gläubige in die Kirche als erwartet, wie der Heilige Stuhl weiter mitteilte. Zum Vergleich: Den offenen Sarg von Franziskus‘ Vorgänger Benedikt XVI. hatten rund 195.000 Gläubige besucht.
„Für meine Frau und mich ist es wichtig, von Franziskus Abschied zu nehmen. Er war in mehrfacher Hinsicht ein sehr bedeutender Papst. Er war das Oberhaupt der Katholiken aber jeder Pomp war ihm fern. Er hat sich immer für die Ärmsten und Schwächsten eingesetzt. Er hat immer versucht Frieden zu stiften wo es nur ging, er war immer dabei“, sagte Van der Bellen gegenüber österreichischen Journalisten in Rom.
„Franziskus war eine Persönlichkeit, die uns wirklich viel gesagt hat, durch sein Verhalten, durch seine Äußerungen. Ich hatte das Glück, ihn zwei Mal zu treffen, meine Frau drei Mal. Man hat gleich zueinandergefunden“, berichtete Van der Bellen.
Wahre Stärke liegt im Dienst an den Schwächsten
„Papst Franziskus erinnerte uns stets daran, dass wahre Stärke im Dienst an den Schwächsten liegt. Möge er in Frieden ruhen. Buon viaggio, Papa Francesco. E grazie! (Gute Reise Papst Franziskus, und danke! Anm.)“, hieß es in einem Statement Van der Bellens.
„Für mich wird der Name Franziskus immer für Nähe und Menschlichkeit stehen. Er war eine beeindruckende Persönlichkeit. Bei meinen beiden offiziellen Besuchen im Vatikan habe ich ihn als interessierten, intellektuellen und aufmerksamen Menschen erlebt. Auch seine Spiritualität war spürbar“, so Van der Bellen.
„Franziskus hat Millionen Gläubige beeindruckt“
„Papst Franziskus hat Millionen Gläubige beeindruckt und begeistert – seine Wirkung spüren wir heute in Rom. Ich denke, es lag auch an seiner freimütigen und direkten Art: Er schaute nie weg, er schaute hin. Und mit ihm die Welt. Immer wieder richtete er einen Scheinwerfer überall dorthin, wo er das Wohl der Menschen gefährdet sah. Etwa durch Krieg, Diktatur oder Klimaveränderung“, erklärte der Bundespräsident, der die österreichische Delegation bei der Trauerzeremonie für den Papst auf dem Petersplatz am Samstag führt.
Auch Bundeskanzler Christian Stocker erwies dem Papst die letzte Ehre. „Der Tod von Papst Franziskus ist ein schmerzlicher Verlust für die katholische Kirche und Gläubige in Österreich und rund um den Globus. Ich nehme in Rom Abschied von einem besonderen Menschen, der durch seinen Dienst an den Schwächsten der Gesellschaft und für seinen unermüdlichen Einsatz für Toleranz, Frieden und Gerechtigkeit in Erinnerung bleiben wird. Möge er in Frieden ruhen“, so in einer Stellungnahme.
Nach der Kondolenz im Petersdom besuchte der Bundespräsident gemeinsam mit Stocker die Kirche der deutschsprachigen Gemeinschaft Santa Maria dell‘Anima unweit der Piazza Navona. In der „Anima“ wird die österreichische Staatsspitze dann abends mit Kardinal Christoph Schönborn und dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, sowie den Bischöfen Wilhelm Krautwaschl, Benno Elbs und Ägidius Zsifkovics zusammentreffen. Sie alle werden am Samstag an den Trauerfeierlichkeiten für Papst Franziskus teilnehmen, die um 10.00 Uhr auf dem Petersplatz beginnen.
Pilgerkirche und päpstlicher Begräbnisort
Das Päpstliche Institut Santa Maria dell‘Anima kümmert sich um die deutschsprachige Pfarr- und Pilgerseelsorge in Rom sowie um die Führung eines Priesterkollegs. Die österreichisch-deutsche Nationalstiftung geht auf eine Gründung der Eheleute Johann und Katharina Peters aus dem niederländischen Dordrecht zurück, die im 14. Jahrhundert ein Hospiz für „arme Leute der deutschen Nation“ unter dem Titel „Sancta Maria Animarum“ gründeten.
Die Kirche der „Anima“ ist bis heute Pilgerkirche sowie Zentrum und „Pfarrkirche“ der deutschsprachigen Katholiken in Rom. Aus dem ehemaligen Anima-Pilger-Hospiz wurde 1859 ein Studienkolleg für Priester. Nach wie vor wohnen Priester aus dem deutschsprachigen Raum beziehungsweise den Ländern des ehemaligen Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation während ihres Studienaufenthaltes in Rom im „Anima-Kolleg“.
Die „Anima“ zählt neben dem Petersdom und Santa Maria Maggiore zu jenen wenigen Kirchen, wo ein Papst begraben ist. Konkret handelt es sich dabei um den aus Utrecht stammenden Papst Hadrian VI. Er gilt als erster Reformpapst angesichts der von Martin Luther ausgelösten Reformation. Hadrian VI. konnte aufgrund seiner kurzen Amtszeit nur wenig bewirken. Zum Papst gewählt am 9. Jänner 1522, verstarb er bereits am 14. September 1523 in Rom und fand in der „Anima“ seine irdische Ruhestätte.
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