Der Mai wird wild. Mit der Challenge „Ferien für den Rasenmäher“ wird dazu aufgerufen, den Rasenmäher einfach mal stehen zu lassen. Ein Gewinn für alle.
Ein Monat ohne Kurzhaarschnitt im Garten kann Wunder wirken – für die Tierwelt, Blumen, und ja, auch für den Menschen. „Viele wissen gar nicht, dass sie mit dem Rasenmähen mehr schaden als nützen“, sagt Aurelia Ullrich von der Regionalentwicklung Vorarlberg (Regio V). Sie leitet das Projekt „Ferien für den Rasenmäher“ und erklärt, warum der penibel gestutzte Rasen ökologisch gesehen ein Trauerspiel ist: „Für Insekten, Vögel oder kleine Säugetiere sind solche Rasen Einöden. Eine kleine Blühwiese im Garten ist dagegen eine regelrechte Oase.“
Die Rückeroberung des Rasens
Die Regio V hat sich dem Schutz des regionalen Natur- und Kulturgutes und der Förderung von Biodiversität verschrieben – kreativ, spielerisch und mit vielen Partnern aus Wissenschaft und Praxis. So wurde die Challenge „Ferien für den Rasenmäher“ ins Leben gerufen. Sie soll zum Umdenken anregen. Denn während die Welt auf globale Klimakonferenzen schaut, passiert im Garten nebenan oft genau das Gegenteil von Klimaschutz: Kunstdünger, Pestizide, Mähroboter. „Dabei wäre es so einfach, naturnah zu gärtnern“, betont Ullrich.
Ursprung für die Aktion ist der „No Mow May“ – eine Initiative aus Großbritannien – die nun auch im Alpenrheintal und darüber hinaus gelebt wird. Bis Ende April können Betriebe, Gemeinden und Privathaushalte an der Challenge teilnehmen. Das Projektteam erwartet rund 300 Anmeldungen auch aus dem grenznahen Ausland. Bislang beteiligen sich aus Vorarlberg bereits 19 Gemeinden, 10 Betriebe und über 111 Privathaushalte. „Jede und jeder kann mitmachen“, sagt Ullrich. „Anmelden, nicht mähen, Foto schicken.“ Zum Schluss kürt eine Jury die Gewinner der Aktion.
Wilde Ordnung statt englischer Rasen
Wilde Wiese statt Ziergarten? Klingt nach Anarchie im Garten. Muss es aber nicht sein. Wer ein bisschen Struktur bewahrt und auf die richtigen Maßnahmen setzt, kann seinen Garten ganz einfach in ein kleines Paradies für Mensch und Tier verwandeln. „Durch häufiges Mähen werden die Pflanzen im Rasen ständig quasi geköpft. Das halten nur wenige Arten aus – es bleiben dann fast nur noch einförmige Gräser übrig“, erklärt Naturschutzanwältin Katharina Lins.
Jede und jeder kann mitmachen: Anmelden, nicht mähen, Foto schicken. Es wäre so einfach, naturnah zu gärtnern.
Aurelia Ullrich von der Regionalentwicklung Vorarlberg
Bild: Regio V
„Wenn die Blüten fehlen, fehlt auch das Futter für Insekten – und in der Folge für Vögel und andere Tiere.“ Gerade im Mai könnten viele Arten von einer kleinen Verschnaufpause für den Rasen profitieren. Das Potenzial sei enorm: „Wenn man in Siedlungsgebieten alle Gärten, Abstandsflächen und Randstreifen zusammennimmt, ergeben sich riesige Flächen, die für Biodiversität genutzt werden könnten“, sagt Lins. Solche Flächen dienen nicht nur als Lebensraum, sondern auch als wichtige Verbindungskorridore. „Auch kleine grüne Inseln können Trittsteine sein, die Tieren und Pflanzen beim Wandern und Ausbreiten helfen.“ Wer für Ordnung sorgen will, dem rät Lins, um höhere Wiesen einen schmalen Randstreifen kurz zu mähen. Das wirkt gepflegt, erleichtert den Zugang.
Mit gutem Beispiel voran
Einzelne Gemeinden in Vorarlberg zeigen bereits, wie’s gehen kann. Rankweil etwa oder auch die Firmenareale von Omicron und Haberkorn. Was öffentliche Flächen betrifft, sieht Lins einen positiven Trend: „Blühende Straßenränder und naturnahe Verkehrsinseln kommen bei den Leuten oft gut an. Natürlich sind Geschmäcker verschieden. Aber ich habe das Gefühl, dass sich das Bild vom perfekten englischen Rasen langsam verändert.“
Mehr Informationen zur Challenge finden sich auf www.regio-v.at
Auch in der Raumplanung sieht sie Potenzial: „Man könnte in sensiblen Gebieten auf exotische Pflanzen verzichten, Flächen weniger versiegeln und naturverträglich bauen.“ Die Planungshilfe „Naturnahes Bauen“ etwa, herausgegeben vom Land Vorarlberg, bietet Checklisten und Beispiele, wie die Natur wieder mitgedacht werden kann. Lins ist überzeugt: „Viel Natur im Garten tut nicht nur Pflanzen und Tieren gut, sondern auch den Menschen. Es ist der beste Erholungsort.“ Zusatz-Bonus: Wer weniger mäht, spart Zeit. Ein Zierrasen ist deutlich pflegeintensiver. Wer also lieber den Mai im Liegestuhl als am Rasenmäher verbringt, tut sich und der Umwelt etwas Gutes.
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