Nach seiner Zeit bei der Militärmusik tauschte Georg Laller den Kochlöffel gegen den Dirigierstab. Als Murecker Kapellmeister hat er auch ein Rezept gegen den Nachwuchsmangel. Der österreichweite Engpass an Kapellmeister plagt dennoch auch die Steiermark.
„Das war nicht mein Plan als ich jung war, dass ich irgendwann einmal Kapellmeister bin“, lächelt Georg Laller. Seit mittlerweile drei Jahren leitet er nun aber schon die Grenzlandtrachtenkapelle Mureck. Ganz anders hatte er sich sein Leben vorgestellt: „Eigentlich bin ich gelernter Koch, aber die Musik hat trotzdem immer schon dazu gehört.“
Als nach der Lehre das Bundesheer rief, verschlug es den Musiker aus Bad Radkersburg stattdessen zur steirischen Militärmusik – und irgendwie ist er dort hängen geblieben: „Nach meiner Pflichtzeit hab ich verlängert. So ist aus dem ursprünglich geplanten Grundwehrdienst ein fünfjähriger Aufenthalt geworden“, erinnert sich der 39-Jährige zurück.
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort
Danach folgte das Studium an der Kunstuniversität in Graz. Seither ist er als Musikschullehrer für Tuba tätig – zuerst in Gänserndorf (Niederösterreich), seit einigen Jahren in Mureck: „Der Günther Pendl und ich kennen uns von der Musikkapelle Bad Radkersburg, da haben wir gemeinsam musiziert. Als er die Musikschule Mureck dann als Direktor übernommen hat, hat er mich quasi zurück in die Steiermark geholt.“ Zum Lehrerposten in Mureck gab’s einen Umzug und das Kapellmeisteramt bei der Grenzlandtrachtenkapelle so zu sagen gleich dazu.
„Für mich war immer klar, dass ich da sein muss, wo meine Kapelle ist“, begründet er seinen Wechsel von der Kapelle Bad Radkersburg zum Verein in Mureck. Und dieser Wechsel kam für die Murecker gelegen, denn diese waren genau zu diesem Zeitpunkt auf der Suche nach einem neuen Kapellmeister und freuten sich über den Neuzugang.
Obwohl ich Kapellmeister bin, ist das für mich immer noch ein Hobby. Dabei will ich mich vor allem auf die Musik konzentrieren.
Georg Laller, Kapellmeister in Mureck
Einmal Probe mit allen bitte – oder nicht?
Die Herausforderungen des Amts kennt Laller aber auch bestens: „Ich hätte gerne eine Probe im Jahr, bei der alle Musiker anwesend sind.“ Die Probenanwesenheit sei aber ein schwieriges Thema. Genauso wie die Auswahl der Stücke: „Es muss für jeden etwas dabei sein. Natürlich kann nicht immer jedem alles gefallen, aber die Variationsbreite ist essenziell.“
Wichtig sei auch die Jugendarbeit, die sich nicht immer einfach gestaltet: „Bei uns ist das zum Glück kein so großes Thema. Wir arbeiten eng mit der Musikschule zusammen und diese kooperiert mit der Volksschule. Als Musikschullehrer bin ich da eigentlich immer präsent und nehme die Kinder quasi einfach mit“, erzählt der Musiker.
Kapellmeister: Ein Amt ohne Zukunft?
Beim Thema Kapellmeister-Mangel appelliert Laller an die Vereine: „Man muss in den Kapellen ansetzten. Junge müssen gefördert und motiviert werden. Die Vereine dürfen nicht erwarten, dass irgendwer von irgendwo kommt und das Amt einfach so übernimmt.“ Hier spricht er aus eigener Erfahrung: Einer seiner drei Stellvertreter ist erst 18 Jahre alt: „Man muss an die Jungen glauben und ihnen das auch zeigen.“
Musikkapellen müssen auch selbst aktiv nach Kapellmeistern suchen. Oft gibt es in den eigenen Reihen Talente.
Erich Riegler, Landesobmann des steirischen Blasmusikverbandes
Bild: Sissi Furgler Fotografie
Österreichweit wird der Engpass an Kapellmeistern aber immer größer – und auch die Steiermark bleibt davon nicht verschont. „Das Problem ist, dass sich die Leute diesem Amt aufgrund der damit einhergehenden Verantwortung nicht mehr annehmen wollen“, sagt Erich Riegler, Landesobmann des steirischen Blasmusikverbandes.
Der Weg zum Kapellmeister
Dieser versucht vor allem, durch Initiativen wie dem Ensembleleiterkurs neue Musiker an die Aufgabe des Dirigenten heranzuführen. „Bei dieser Fortbildung kann man hineinschnuppern und feststellen, ob einen das Dirigieren überhaupt interessiert und ob es einem liegt“, erklärt Riegler.
Die Ausbildung zum Kapellmeister ist dann ein spezieller Weg: Interessierte müssen einen viersemestrigen berufsbegleitenden Lehrgang am Johann-Joseph-Fux-Konservatorium in Graz besuchen und sich in Übungsspielen beweisen.
Der Landesobmann appelliert gleichzeitig aber auch an die Vereine: „Die Musikkapellen müssen auch selbst aktiv nach Kapellmeistern suchen und die Augen in den eigenen Reihen offen halten. Oft finden sich Musiker aus dem eigenen Verein, die talentiert sind und diese Rolle übernehmen wollen.“ Aktuell sind auf der Webseite des steirischen Blasmusikverbandes lediglich vier Kapellmeisterstellen ausgeschrieben. Auf der Suche seien aber weit mehr...
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