Nach dem rund 15-minütigen Gespräch zwischen dem US-Präsidenten und dem ukrainischen Staatsoberhaupt Wolodymyr Selenskyj in Rom ist Donald Trump nun wieder anders gestimmt – erneut schießt er ungewöhnlich scharf gegen Kreml-Chef Wladimir Putin. Dieser zeigt sich jedoch offen für direkte Verhandlungen mit der Ukraine ohne Vorbedingungen.
Aus dem Versprechen, den Krieg in nur 24 Stunden zu beenden, ist ein schmerzvolles Hin und Her geworden. Zuletzt hatte der Republikaner – wieder einmal – kein gutes Haar an Selenskyj gelassen: Er würde mit seiner Haltung das Blutvergießen in der Ukraine nur unnötig in die Länge ziehen, warf Trump seinem ukrainischen Amtskollegen etwa an den Kopf.
Drohung mit Sanktionen
Mittlerweile machen sich bei dem Amerikaner jedoch Zweifel über Putins Agenda breit. „Ich denke, er will den Krieg vielleicht gar nicht beenden, sondern mich nur an der Nase herumführen und muss anders behandelt werden – durch ‚Banking‘ oder ‚Sekundärsanktionen‘ (Maßnahmen gegen Drittländer, Unternehmen oder Einzelpersonen, die weiterhin mit Russland Geschäfte machen, Anm.)? Es sterben zu viele Menschen“, zeigte sich Trump auf dem Rückflug von Rom in die USA auf seinem Online-Sprachrohr Truth Social verärgert. Immerhin habe es für Putin keinen Grund gegeben, in den vergangenen Tagen Raketen auf zivile Gebiete, Städte und Dörfer in der Ukraine zu feuern.
Es bringt mich zum Nachdenken: Vielleicht will er den Krieg gar nicht beenden, sondern hält mich nur hin- und muss anders behandelt werden.
US-Präsident Donald Trump
Bild: AP/Alex Brandon
Halbinsel Krim immer wieder Thema in Verhandlungen
In seinem Beitrag auf Truth Social betonte Trump auch, dass eine Rückgabe der 2014 von Russland annektierten Halbinsel Krim an die Ukraine eine „lächerliche Forderung“ sei. Der Republikaner schrieb erneut, dass der Krieg nie hätte beginnen dürfen und nicht begonnen worden wäre, wenn er damals Präsident gewesen wäre.
Der amerikanische Staatschef will den russischen Angriffskrieg in der Ukraine beenden und dabei auch Selenskyj Zugeständnisse abringen. Einen Verzicht etwa auf die Schwarzmeer-Halbinsel Krim oder andere von Moskau einverleibte Gebiete im Osten der Ukraine hatte Selenskyj bisher kategorisch abgelehnt. Noch am Freitag schrieb Trump nach Gesprächen seines Sondergesandten Steve Witkoff in Moskau, dass die Verhandlungen zur Beendigung des Krieges in der Ukraine kurz vor einem Ergebnis stünden.
Kreml betont Verhandlungsbereitschaft
„Während des gestrigen Gesprächs mit Trumps Gesandtem Witkoff bekräftigte Wladimir Putin, dass die russische Seite bereit ist, den Verhandlungsprozess mit der Ukraine ohne Vorbedingungen wieder aufzunehmen“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow vor Journalisten, wie die russische Nachrichtenagentur Interfax meldete. Trump hatte Witkoff zum vierten Mal zu Gesprächen nach Russland geschickt, laut Kreml dauerte das Treffen mit Putin diesmal rund drei Stunden.
Bisher hatte Putin zwar immer wieder seine Bereitschaft zu Gesprächen mit Kiew betont. Er erklärte dann aber, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erst sein Dekret zurückziehen müsse, das solche Gespräche untersagt. Wenn dies als Vorbedingung wegfiele, dann könnte es eine Lage wie zu Beginn des Krieges geben, als Ukrainer und Russen direkt verhandelten über ein Ende des Krieges.
Putin nicht in Rom bei Trauerfeier dabei
Russland war bei der Trauerfeier in Rom lediglich mit Kulturministerin Olga Ljubimowa vertreten. Die Führung in Moskau spricht zwar von Fortschritten bei den Verhandlungen mit Washington, verweist aber darauf, dass noch Detailfragen für eine Beendigung des Krieges zu klären seien.
Moskau hatte sich nach den Gesprächen mit Witkoff erneut offen gezeigt für direkte Verhandlungen mit der Ukraine – wie zu Beginn des russischen Angriffskrieges 2022. Dazu verlangte Kremlchef Putin bisher aber stets, dass Selenskyj sein Dekret, das solche Verhandlungen verbietet, zurückzieht.
Macron: „Ukraine bereit für bedingungslose Waffenruhe“
Am Rande der Trauerfeier für Papst Franziskus in Rom tauschte sich auch der französische Präsident Emmanuel Macron mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj über die Friedensbemühungen im Ukraine-Krieg aus. „Die Ukraine ist zu einer bedingungslosen Waffenruhe bereit“, teilte Macron auf X mit. Nun müsse Russlands Präsident Wladimir Putin beweisen, ob er tatsächlich bereit sei, Frieden zu schließen.
Die Ukraine wolle gemeinsam an der Seite der USA und Europas an der Umsetzung einer Waffenpause und eines vollständigen und dauerhaften Friedens in der Ukraine arbeiten, schrieb Macron weiter. Insbesondere soll dies im Rahmen der „Koalition der Willigen“ geschehen, die im März in Paris ins Leben gerufen wurde.
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