Staatsakt in Hofburg

80 Jahre Wiedererrichtung der Republik

Innenpolitik
27.04.2025 13:54

Mit einem Staatsakt hat Bundespräsident Alexander Van der Bellen der Wiedererrichtung der Republik Österreich vor genau 80 Jahren am Sonntag gedacht. In seiner Rede würdigte das Staatsoberhaupt nicht nur den organisierten Widerstand während der Nazi-Diktatur, sondern auch den „Geist des Kompromisses“ zwischen zuvor verfeindeten politischen Gruppierungen.

„Der Puls unserer Heimat schlug wieder“, so der Bundespräsident zum 27. April 1945, an dem Österreich seine Unabhängigkeit erklärte. Aber auch während der Diktatur der Nationalsozialisten habe es Menschen gegeben, „in deren Herzen der Glaube an die Freiheit, an die Unabhängigkeit und an die Demokratie weiterlebte“. Van der Bellen nennt unter anderem die Widerstandsgruppe O5 und Personen wie etwa die Sozialdemokratin Antonia Bruha und den Priester Heinrich Maier.

„Geist der Lagerstraße“
Auch den „Geist der Lagerstraße“ beschwört der Bundespräsident, also die Versöhnung und Zusammenarbeit zwischen „vormals erbitterten politischen Gegnern“, wie Sozialdemokraten, Christlichsoziale und Kommunisten, die in den Nazi-Konzentrationslagern zusammengefunden hatten – „der schöne, manchmal in Verruf geratene, gute alte Kompromiss, das Finden einer gemeinsamen Lösung, getragen vom gegenseitigen Respekt“. Nur gemeinsames Handeln und gegenseitiger Respekt hielten Demokratie und Freiheit am Leben.

Van der Bellen sieht darin eine Lehre für heute: „Auch in unseren Tagen ist es wichtig, mit Taten für das Richtige einzustehen. Aus dem reinen Kommentieren herauszukommen. Auch wenn es nicht unbedingt große Erfolgschancen geben mag.“ Dieser „österreichische Weg“ des Kompromisses habe letztlich Wohlstand sowie lange andauernden Frieden gebracht. Dieser sowie die Europäische Integration stimmen den Bundespräsidenten zuversichtlich, „dass es uns gelingen wird, auch die aktuell anstehenden Probleme zu bewältigen“.

Bundeskanzler Christian Stocker und Vizekanzler Andreas Babler bei der Kranzniederlegung (Bild: APA/ANDY WENZEL)
Bundeskanzler Christian Stocker und Vizekanzler Andreas Babler bei der Kranzniederlegung

Auch Babler würdigt Schulterschluss
„Die Errichtung der Republik und der Wiederaufbau Österreichs nach den Schrecken des NS-Terrorregimes wären ohne einen gesamtstaatlichen Schulterschluss und den großen Einsatz der Bevölkerung nicht möglich gewesen“, meinte auch Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ) bereits am Samstag. Ein starker Rechtsstaat, die Menschenrechte, der Respekt vor den Institutionen und ein solidarisches Miteinander müssten jeden Tag aufs Neue gestärkt werden. „Wir treten Hass und Extremismus entgegen und stehen für eine offene, gerechte und vielfältige Gesellschaft“, so Babler.

FPÖ-Chef Herbert Kickl nutzte das Jubiläum für eine Schelte. Unabhängigkeitserklärung, Staatsvertrag und Neutralitätsgesetz seien die Grundlage für den Wohlstand der folgenden Jahrzehnte gewesen. Dieses Fundament sei aber „durch falsches politisches Handeln“ der Regierenden vergangener Jahre verlassen worden, so Kickl per Aussendung. „Gerade in Zeiten, in denen unsere Souveränität durch zentralistische Bestrebungen der EU und anderer supranationaler Organisationen bedroht wird, in denen die Neutralität durch blinde Parteinahme für eine Kriegspartei und ein Militärbündnis ausgehöhlt und so ihr sicherheits- und friedenstiftender Charakter beiseitegeschoben wird, in denen unser hart erarbeiteter Wohlstand sukzessive vernichtet wird und Politiker die Interessen anderer über jene des eigenen Volkes stellen, ist es von besonderer Bedeutung, dagegenzuhalten und Österreich vor all diesen Übergriffen zu schützen.“

Die Regierung beim Staatsakts anlässlich des 80. Jahrestags der Wiedererrichtung der Republik (Bild: APA/ANDY WENZEL)
Die Regierung beim Staatsakts anlässlich des 80. Jahrestags der Wiedererrichtung der Republik

Kogler erinnerte an Verletzlichkeit der Demokratie
Für Grünen-Chef Werner Kogler ist das Jubiläum Erinnerung daran, wie kostbar Demokratie, Frieden und Rechtsstaat sind. „All das wurde uns nicht geschenkt. Es wurde erkämpft – und all das bleibt verletzlich“, erinnerte Kogler in einer Aussendung. Demokratie sei kein Zustand, den man einmal erreiche und der für immer selbstverständlich bestehe. „Sie ist ein Versprechen, das wir jeden Tag erneuern müssen – durch unser Handeln, unser Mitgefühl und unseren Widerspruch, wenn es nötig ist.“

Nach der Ansprache des Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen hielt Historiker Christopher Clark die Festrede, die für viel Aufsehen sorgte. Geladen waren auch Vertreterinnen und Vertreter der Bundesregierung. Den Abschluss des Programms bildete ein moderiertes Gespräch einer Schülerin und eines Zeitzeugen.

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