Welche Themen haben die Wiener an die Urnen gelockt, und was waren die Motive, ihre Stimme abzugeben? Wer wen gewählt hat, erzählt viel über Stimmungen, Sorgen und Sehnsüchte in der Bundeshauptstadt. Daten der ORF/Foresight/ISA-Wählerbefragung geben Aufschluss.
Die SPÖ profitierte von einer Wählerschaft, die Wien mehrheitlich durch die rosarote Brille sieht. Zufriedenheit mit der Lebensqualität und der Arbeit der Stadtregierung dominierte. Themen wie Teuerung, Asyl und Zuwanderung sowie Bildung standen im Fokus der Diskussionen. Auffällig: Ein Drittel der SPÖ-Wähler nannte die Bewertung der Stadtregierung als zentrales Wahlmotiv, ebenso viele sahen im Spitzenkandidaten oder einem Signal an die Bundespolitik einen Grund für ihre Entscheidung.
Die NEOS erhielten ein solides Vertrauensvotum von ihren Wählern. 80 Prozent zeigten sich zufrieden mit der Arbeit im Rathaus – kein Wunder, schließlich regierte man mit. Allerdings drückte die Sorge um den Finanzhaushalt. Inhaltlich dominierten Bildungsthemen, erst danach kamen Asylfragen und die Teuerung. Große Emotionen spielten bei den NEOS-Wählern kaum eine Rolle – gewählt wurde mit dem Kopf.
Die FPÖ setzte auf ein altbewährtes Rezept: Unzufriedenheit mobilisieren. Drei Viertel ihrer Wähler attestierten Wien einen Verlust an Lebensqualität. Sechs von zehn zeigten sich mit der Stadtregierung „gar nicht zufrieden“, und beim Thema Stadtfinanzen kochte der Ärger hoch. Das zentrale Stichwort lautete Asyl und Zuwanderung – von fast drei Vierteln als Top-Thema genannt. Dazu gesellten sich Teuerung und Sicherheit. Die blaue Stimme war weniger Wahl als Warnsignal – vor allem Richtung Bund.
Trotz Oppositionsrolle herrschte bei den Grün-Wählern gute Stimmung. Die Mehrheit zeigte sich zufrieden mit Wien und der Stadtregierung. Herzstück der Kampagne war – wenig überraschend – der Umwelt- und Klimaschutz, dicht gefolgt von Verkehrsthemen. Sorgen um Stadtfinanzen oder Zusammenleben? Fehlanzeige. Grün wurde aus Überzeugung gewählt – andere Motive blieben Nebensache.
Die Volkspartei präsentierte sich als Stimme der Skepsis. Zwar teilten ihre Wähler die Unzufriedenheit mit der Stadtregierung – ähnlich wie jene der FPÖ – doch gleichzeitig blieb der Blick auf Wien überwiegend positiv. Diskussionen kreisten um Asyl und Zuwanderung, Teuerung und Bildung. Rund 30 Prozent der ÖVP-Wähler wollten bewusst ein Signal an die Bundespolitik senden. Die Wahlentscheidung: ein Balanceakt zwischen Kritik und konstruktivem Bürgertum.
Mit wem gibt es größte Schnittmengen? Interessanter als die Frage, wer Erst- und Zweitplatzierter ist, war am Wahlabend die Koalitionsfrage. Die SPÖ hat klar den ersten Platz verteidigt, mit leichten Verlusten. Sowohl bei SPÖ- und NEOS-Wählern fand Punschkrapferl I großen Zuspruch.
Mit den Grünen wäre ebenfalls eine stabile Mehrheit gegeben. Der Anspruch der Ökos auf zwei Stadträte und das mächtige Wohnbauressort machen eine Zusammenarbeit eher unwahrscheinlich.
Auch die ÖVP will unbedingt in die Regierung. Mit einem Vizebürgermeister auf der Anklagebank will sich Michael Ludwig aber vermutlich nicht abärgern.
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