„Krone“-Gastkommentar

Rapid(e) im Mittelmaß

Christian Baha ist Börsenexperte und gründete 1993 den ersten Börsen-Terminal Österreichs, der Daten in Echtzeit liefert. 1996 etablierte er den weltweit ersten Hedge-Fonds für Privatanleger. Baha verfolgte stets die Vision, Fonds für Vermögende auch kleineren Anlegern zugänglich zu machen.

(Bild: Krone KREATIV/stock.adobe.com)

Der SK Rapid hat sich Mitte der Woche zum dritten Mal in dieser Saison ein blaues Auge gegen Blau-Weiß Linz geholt. Das ist beim Blick auf die nackten Finanzfakten bemerkenswert: 2024 lag der Personalaufwand der Linzer bei 4,977 Mio. Euro, jener von Rapid bei 20,389 Mio. Euro. Selbst wenn die Grünen in dieser Rangliste von Meister Sturm (25,3 Mio.) und Vizemeister Red Bull Salzburg (46,4 Mio.) überflügelt werden, offenbart die sportliche Tabelle: Vereine wie Austria (14,5 Mio.) oder Wolfsberg (7,1 Mio.) scheinen dem mit Abstand größten Publikumsverein des Landes momentan haushoch überlegen.

Willkommen im Mittelmaß, auf Platz 5 der Zehnerliga, in der der Klub mit den meisten Abos (15.000) und stimmgewaltigsten Fans (20.000 pro Heimspiel) zuletzt nur vier von 15 Ligaspielen gewinnen konnte. Die Trennung vom Trainer erschien überfällig, ist jedoch nur kurzfristige Kosmetik. Während andere Klubs seit Jahren neue Maßstäbe in Sachen Nachwuchsarbeit und Transferpolitik setzen, fehlt es bei Rapid an Visionen, die von ganz oben kommen. Nicht von Trainern, die kommen und gehen. Nicht von Sportdirektoren, die mehr oder weniger experimentieren.

De facto braucht Rapid einen Wachrüttler à la Ralf Rangnick, der keinen Stein auf dem anderen lässt. Einen mit Leidenschaft, der Leiden schafft, der Einstellung fordert und keine Nachtschwärmer duldet. Wann, wenn nicht jetzt, will sich der Rekordmeister der Gegenwart stellen? Nach 17 Jahren ohne Meistertitel. Und 30 Jahren ohne Cupsieg.