Nach einer jahrelangen Serie von Pleiten, Pech und Pannen spielt der Chip-Hersteller Intel auf dem Markt für Künstliche Intelligenz (KI) keine Rolle. Das soll sich ändern, wenn es nach dem neuen Firmenchef Lip-Bu Tan geht.
Da die erhoffte Trendwende bisher nicht durch Übernahmen von KI-Start-ups gelang, will der US-Konzern dem Weltmarktführer Nvidia nun mit Eigenentwicklungen den Kampf ansagen.
Bei der Vorstellung der jüngsten Quartalsergebnisse gab Tan einen Ausblick auf seine Pläne: Er will unter anderem bestehende Produkte für die Nutzung von KI optimieren. „Wir verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz, um unser Portfolio neu zu definieren.“ Dies erfordere radikales Umdenken, damit sein Unternehmen die Bedürfnisse der Kunden im Voraus erkennen könne. Tan räumte allerdings ein, dass dies nicht „von heute auf morgen“ geschehen werde.
Intel hat Mammutaufgabe vor sich
Experten beurteilen die Aussichten skeptisch, da Intel beim Thema KI bisher wenig Erfolg hat: Der KI-Prozessor „Gaudi“ für Rechenzentren kommt bisher auf keine nennenswerten Marktanteile. Der selbst entwickelte Chip „Falcon Shores“ bringt nicht die erhoffte Leistung, weshalb Konzernchef Tan die Entwicklung auf Eis legte. Der Prozessor soll nur für interne Testzwecke eingesetzt werden. Vor einigen Jahren hatte Intel unter anderem die Firma Nervana übernommen, um deren Technologie zum Bau von KI-Chips zu nutzen. Das Projekt wurde inzwischen aufgegeben.
Außerdem muss sich Intel nicht nur der Konkurrenz von Nvidia erwehren. Zahlreiche Technologiefirmen wie Apple, Amazon oder Google arbeiten an eigenen Chips, um ihre Abhängigkeit vom Weltmarktführer zu reduzieren. Intels Erzrivale AMD hat ebenfalls KI-Spezialprozessoren im Angebot. Zusätzlich erschwert wird die geplante Aufholjagd dadurch, dass Nvidia inzwischen nicht mehr nur Prozessoren, sondern gesamte Rechenzentren verkauft.
Experte: Intel braucht starke KI-Chips
Verhalten optimistisch äußert sich Bob O‘Donnell, Chefanalyst des Research-Hauses Technalysis, zu Tans Plänen. „Intel blickt auf eine lange Geschichte selbst entwickelter, bahnbrechender Chips zurück. Daher bin ich nicht überrascht, dass sie sich bei KI auf Eigenentwicklungen konzentrieren. Wenn es gelingt, die geeignete Software zu entwickeln, um die Nutzung dieser neuen Chips zu erleichtern, dann haben sie eine Chance – aber das ist ein großes ‘Wenn‘.“
Nvidia verdankt seinen Erfolg als Lieferant von KI-Prozessoren nicht allein der Leistungsfähigkeit seiner Chips. Ein Aspekt ist das Programmpaket „CUDA“, das es Entwicklern erleichtert, Anwendungen für Nvidia-Prozessoren zu schreiben, die deren Fähigkeiten ausreizen. Um die Dominanz von Nvidia zu brechen, ist Intel im vergangenen Jahr einer Allianz hochkarätiger Technologiefirmen beigetreten, die ein konkurrierendes Softwarepaket für die Chip-Programmierung herausbringen will.
Intel wolle sich offenbar auf Chips konzentrieren, die nicht für das Training von KI, sondern deren Nutzung in Rechenzentren und auf Endgeräten ausgelegt seien, erläutert Portfoliomanager Hendi Susanto vom Vermögensverwalter Gabelli. „Diese Bereiche sind zwar vielversprechend, aber Umfang und Tempo des Wachstums bleiben ungewiss.“
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