Jener Steirer, der für mehrere Anschläge auf die Zeugen Jehovas verantwortlich ist, hatte nur eines im Sinn: Seine Ex zu töten! Vor dem Geschworenengericht erklärte er seine perfiden Pläne eindringlich.
Wir schreiben den 18.8.2023: An jenem Tag detonierten in Leibnitz zwei Sprengsätze auf Autos von Mitgliedern der Zeugen Jehovas. Der Beginn einer unheimlichen Serie, die im Mai des Vorjahres ihr Ende nahm. Dann erfuhr die Bevölkerung, wer hinter den Anschlägen steckte – und warum ein heute 56-jähriger Steirer zu diesen drastischen Mitteln griff. Seit heute muss sich der Steirer Robert L. vor dem Schwurgericht in Graz verantworten.
Die Anklage klingt dramatisch: „Das ist wahrlich kein alltäglicher Fall. Der Angeklagte schreckte nicht davor zurück, das Leben unzähliger Menschen aufs Spiel zu setzen. Was nach einem Kriminalroman klingt, wurde Realität“, beginnt die Staatsanwältin und zählt die weiteren Angriffe auf. Einige Monate später, nachdem der erste Anschlag gescheitert war, legte er eine Rohrbombe vor dem Königreichssaal der Zeugen Jehovas in Kalsdorf ab. „Er versteckte sich beim Friedhof und wartete, bis er sie zünden könnte.“ Doch laut Staatsanwältin war es aufmerksamen Mitgliedern zu verdanken, dass nichts geschah – sie entdeckten das Höllengerät und schlugen Alarm. „Der Angeklagte zog enttäuscht ab. Wäre es zur Detonation gekommen, hätte es im Umkreis von 15 Metern letale Schäden gegeben!“
Er war besessen, sie zu töten. Das war ein perfider Mordplan, den er mit Eifer verfolgt hat. Und nun stellt er sich selbst als Opfer hin.
Die Staatsanwältin
Dass er damit enttarnt war, dürfte ihm bewusst gewesen sein. Denn am Sprengsatz hatte er seine DNA hinterlassen, und die war bereits bei der Polizei durch eine frühere Geschichte in der Datenbank gespeichert. Dennoch war er besessen, seine Frau weiterhin zu töten. Also bastelte er zwei weitere Bomben – eine befestigte er zur Ablenkung am Pkw einer Familie der Glaubensgemeinschaft, die andere am Wagen seiner Ex. „Sie hätte durch jeden äußeren Einfluss in die Luft fliegen können“, erklärt die Staatsanwältin. Sie ist überzeugt: „Er war besessen, sie zu töten. Das war ein perfider Mordplan, den er mit Eifer verfolgt hat. Und nun stellt er sich selbst als Opfer hin!“
Sein Anwalt, Gerd Krassnig, widerspricht dem: „Man versucht, meinen Mandanten als Franz Fuchs hinzustellen!“. Er schildert, wie er sich von wirtschaftlichen Ängsten und Krankheit zu dieser „Wahnsinnstat, die durch nichts zu entschuldigen ist, hinreißen ließ. Den Tod Unschuldiger hätte er aber nie in Kauf genommen!“
Das Ziel ist erreicht, sie bekommt kein Geld mehr von mir. Auch wenn der Preis dafür hoch war. Natürlich hätte ich das alles anders machen können, immerhin bin ich Sportschütze. Aber anscheinend hatte ich nicht genug Mumm dazu, ihr mit der Waffe in der Hand ins Gesicht zu schauen.
Der Angeklagte
„Hatte nicht genug Mumm, ihr mit Waffe ins Gesicht zu schauen“
Darauf pocht auch der Angeklagte: „Ich wurde über Jahrzehnte zu Prozessen und Dingen gezwungen, die ich nicht tun wollte. Nach der Scheidung durfte ich die Kinder nicht mehr sehen, zu Besuchszeiten war sie einfach nicht da. Das hat mich fertig gemacht, ich wurde krank und bekam Depressionen. Ich verstehe bis heute nicht, wieso ich ihr so viel Unterhalt zahlen musste, obwohl sie im Gegensatz zu mir gesund ist und arbeiten gehen könnte. Irgendwann sind mir die Sicherungen gesprungen.“ „Und was war der Mehrwert für Sie?“, will der Vorsitzende Richter Andreas Rom von ihm nun wissen.
„Das Ziel ist erreicht, sie bekommt kein Geld mehr von mir. Auch wenn der Preis dafür hoch war. Natürlich hätte ich das alles anders machen können, immerhin bin ich Sportschütze. Aber anscheinend hatte ich nicht genug Mumm dazu, ihr mit der Waffe in der Hand ins Gesicht zu schauen.“
Worauf er stets pocht: „Ich wollte nur sie und sonst niemanden töten. Das hätte gar nicht passieren können.“ Denn, so sagt er, die Sprengsätze habe er stets so konzipiert, dass er alles unter Kontrolle gehabt habe.
Dass er seit beinahe einem Jahr in U-Haft sitzt, dürfte ihm guttun: „Die Haft ist für mich jetzt eine Beruhigung. Das war ein sehr stressiger Gesamtzustand, in Haft hat man viel Zeit zum Reflektieren.“ „Haben Sie keine Alternativen ins Kalkül gezogen?“, will der psychiatrische Gutachter Manfred Walzl wissen. „Das war für mich wie ein Tunnelblick, ich konnte sozusagen nicht mehr rechts oder links schauen. Mir tut in erster Linie meine jetzige, schwer kranke Frau leid. Aber mir war tatsächlich gar nicht bewusst, welche Kollateralschäden ich eigentlich angerichtet habe.“
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