Die Sicherheitsmaßnahmen vor dem Saal 401 sind erhöht: Zwei junge Männer müssen sich dort wegen fünffachen versuchten Mordes verantworten. Im Zuge des im letzten Sommer andauernden Bandenkriegs sollen sie bewaffnet in einen Park in Wien-Brigittenau gestürmt sein – und auch abgedrückt haben. Zwei Syrer wurden verletzt.
Syrer gegen Tschetschenen – so lautet es nicht selten im Wiener Landesgericht. „Besonders im letzten Sommer eskalierte diese Auseinandersetzung immer wieder“, erklärt der Staatsanwalt. So auch in der Nacht auf den 6. Juli 2024, als mindestens sechs Schüsse durch den Anton-Kummerer-Park in Wien-Brigittenau hallten. Unter erhöhten Sicherheitsmaßnahmen sitzen deswegen nun zwei junge Männer auf der Anklagebank – der Vorwurf: Fünffacher Mordversuch!
BMW X5 voller Waffen
Die Version der Staatsanwaltschaft: Weil eine Gruppe Syrer an jenem Tag einen Tschetschenen in einem Kebablokal verfolgt und ihn dort mit einem Messer bedroht haben soll, übten die zwei Angeklagten und ein dritter Unbekannter quasi Rache. Mit dem BMW X5 des 30-Jährigen fuhren die Männer vor, hätten sich Waffen aus dem Kofferraum geschnappt und stürmten in den Park.
Ein Pistolenschuss kann immer tödlich enden. Sechs umso mehr.
Der Staatsanwalt über die Anklage wegen fünfachen Mordversuchs
Dort habe der 30-Jährige schließlich abgedrückt. Handydaten und ein Gutachten über die Schmauchspuren würden ihn als Schützen identifizieren. „Er hat sie aber nicht getroffen“, so der Staatsanwalt. „Durch abprallende Projektile an Autos wurden zwei Syrer leicht verletzt.“ Dennoch: „Ein Pistolenschuss kann immer tödlich enden. Sechs umso mehr.“ Der 29-jährige Zweitangeklagte habe den Älteren als Beitragstäter bestärkt.
Unbescholtener Projektmanager als Schütze?
„So einfach ist es nicht“, plädiert der Verteidiger des 30-jährigen Österreichers, Alexander Philipp, für die Unschuld seines Mandanten. Er hätte die anderen zwei lediglich im Fitnessstudio getroffen und sie zum Anton-Kummerer-Park gebracht. Der junge Mann würde außerdem gar nicht in das Bild der Bandenkriminalität passen: Er machte in Wien seine Matura, schloss eine Lehre als Mechatroniker ab und arbeitete bis zur Untersuchungshaft als Projektmanager. Vorstrafen hat er keine.
Anders als der 29-jährige Tschetschene. Er wurde bereits sechsmal verurteilt – das erste Mal mit 19 Jahren, danach beinahe jährlich. Diesmal beteuert aber auch er, unschuldig zu sein. Sein Anwalt Florian Kreiner fasst zusammen: „Das Gutachten hat festgestellt, er hat sich nie in der Nähe einer Schussabgabe befunden.“
Fakt ist jedoch, in der Nacht auf den 6. Juli 2024 fielen im Anton-Kummerer-Park mindestens sechs Schüsse. Das ist objektiviert. Ob der 30-Jährige doch derjenige war, der den Abzug gedrückt und der jüngere ihn dabei unterstützt hat, soll auch an einem zweiten Verhandlungstag am 7. Mai geklärt werden. Ihnen beiden droht bis zu lebenslanger Haft.
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