Schlechte Tourenplanung und fragwürdige Ausrüstung brachten zwei junge Finnen im Tiroler Rofangebirge in eine kritische Situation. Als die Einsatzkräfte die Rettung mittels Hubschrauber anboten, lehnten sie ab: Sie waren nicht versichert, für einen teuren Helieinsatz fehlte offenbar das Geld.
Der 28-Jährige und seine 25-jährige Freundin befinden sich derzeit in Münster (Bezirk Kufstein) auf Urlaub. Für eine Bergtour suchten sie eine Bergbahn, die schon den Sommerbetrieb gestartet hat und stießen auf die Rofanseilbahn in Maurach. Mit der fuhren sie am Sonntag hinauf zur Erfurter Hütte und brachen von dort Richtung Krahnsattel auf. Gegen 14 Uhr war die Tour für die Finnen aber schon wieder beendet. Der Grund: Sie kamen nicht mehr weiter und schlugen bei der Leitstelle Tirol Alarm.
GPS-Daten übermittelt
„Über die Leitstelle Tirol konnte ich telefonisch Kontakt mit den beiden aufnehmen“, schildert Einsatzleiter Gerold Stock von der Bergrettung Kramsach/Umgebung. Die zwei Verstiegenen schickten dem Einsatzleiter ihre GPS-Daten, so ließ sich ihr Standort ziemlich genau eruieren.
Aussicht machte Lust auf mehr
Wie sich herausstellte, waren die offenbar nicht sehr bergaffinen Finnen zunächst einem GPS-Track gefolgt, den sie im Internet heruntergeladen hatten. Der leitete sie zum Krahnsattel (2000 m). Dort machte die fabelhafte Aussicht den Finnen Lust auf mehr.
Ich hatte ihnen schon im Vorfeld eine Helibergung vorgeschlagen. Weil sie aber keine Versicherung hatten, wollten sie das nicht
Gerold Stock, Einsatzleiter Bergrettung Kramsach/Umgebung
Bild: ZOOM Tirol
Gipfelkreuz zog Duo an
Denn vom Sattel aus stach ihnen das kleine Gipfelkreuz der wenig bekannten Clesida (2080 m) in die Augen. Das erkoren sie spontan zu ihrem Ziel aus.
Über wegloses, aber schneefreies Gelände stiegen sie weiter auf, in einer Einsattelung im Bereich des Gipfels hieß es allerdings „Endstation“. Denn in dem Bereich beginnt ein Klettersteig – dafür hatte das Duo aber keine Ausrüstung dabei.
In Turnschuhen ging zurück nichts mehr
Zurück hinab trauten sie sich jedoch auch nicht mehr. Die Turnschuhe, die die beiden anhatten, haben wohl einen Teil dazu beitragen, dass nichts mehr ging.
Drei Bergführer im Rettungseinsatz
Vier Kramsacher Bergretter – darunter drei Bergführer – fuhren in der Folge mit der Rofanseilbahn zur Erfurter Hütte und erreichten wenig später die unverletzten Wanderer. „Ich hatte ihnen schon im Vorfeld eine Helibergung vorgeschlagen. Weil sie aber keine Versicherung hatten, wollten sie das nicht“, schildert Einsatzleiter Stock.
Sie bevorzugten die kostengünstigere Variante einer terrestrischen Bergung. „Wir haben die Finnen gesichert am kurzen Seil zurück zur Bergstation gebracht und dann noch sogar die letzte Bahn ins Tal erreicht.“
Schnäppchen im Vergleich zu Heliflug
Für die Rettung in die Geldtasche greifen müssen die Finnen dennoch, zumal vier Bergretter im Gelände und eine Bergretterin in der Zentrale im Tal im Einsatz standen. Im Vergleich zu einem Heliflug gleicht das aber eher einem Schnäppchen …
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