Bereits ein Jahrhundert ist es her, das die Vorläufer-Gesellschaft der heutigen EVN in den abgeschiedenen Tälern des Mostviertels eine wahre „Energiewende“ und damit das Ende der Petroleumlampen einläutete.
„In einer Zeit, als Niederösterreich noch von Petroleumlampen erhellt wurde und dampfschnaufende Lokomotiven durch die Täler krochen, schufen mutige Ingenieure und unermüdliche Arbeiter das, was heute als Herzstück der modernen Energieversorgung gilt: die Kraftwerke Erlaufboden und Wienerbruck“, schildert EVN-Kommunikationschef Stefan Zach.Zwischen 1922 und 1924 setzte die damals neu gegründete NEWAG (heute bekannt als EVN) ihr erstes großes Bauprogramm um. In den abgeschiedenen Tälern des Mostviertels hoben hunderte Arbeiter eine neue Zeit aus dem Boden: Wasser wurde zur Energie, Ströme Lichter gingen an.
Herz der Elektrifizierung begann zu schlagen
Herzstück war das Speicherkraftwerk Erlaufboden, ein gewaltiges Unterfangen nach damaligen Maßstäben: ein Speichersee, Turbinenhallen, Leitungen – und sogar eine eigene kleine Siedlung für die Kraftwerksfamilien entstand. Hand in Hand mit dem benachbarten Kraftwerk Wienerbruck - einem Bauwerk, das schon 1907, zur Zeit Kaiser Franz Josephs, begonnen wurde - bildete Erlaufboden das kraftvolle Herz der neuen Elektrizitätswelt.
Technische Rarität versorgt Bahn mit Storm
Ein Meisterstück damaliger Ingenieurskunst: Erlaufboden beherbergt nicht nur klassische Francis-Turbinen, sondern auch eine technische Rarität – zwei sogenannte Umformersätze, die den Strom der Mariazellerbahn von 25 auf 50 Hertz wandeln konnten. Eine Technologie, die selbst heute noch, ein Jahrhundert später, die legendäre Schmalspurbahn auf Kurs hält.
„Hier wurde Geschichte geschrieben“, sagt Stefan Zach, Unternehmenssprecher und Historiker aus Leidenschaft. Seine Augen leuchten, wenn er von jener Zeit spricht, als das helle Surren der ersten elektrischen Maschinen durch die Täler hallte. „Mit der Elektrifizierung begann der Aufschwung – für Haushalte, für Betriebe, für eine ganze Region.“
Natur und Technik – nachhaltige Revolution
Und heute? Heute ist das Kraftwerk Wienerbruck nicht nur ein technisches Denkmal, sondern auch ein beliebtes Ausflugsziel im Naturpark Ötscher-Tormäuer, dieser urwüchsigen Welt aus Schluchten, Almen und rauschenden Wassern. Ab Mai öffnen sich wieder die Tore des Kraftwerks für Besucher – und mit ihnen die neue Ausstellung „Menschen, Natur, Technik“, die eindrucksvoll zeigt, wie eng das Schaffen der Ingenieure mit der Kraft der Natur verbunden war – und immer noch ist.
Wer sich aufmacht in diese faszinierende Landschaft, wo Moos die Felsen umarmt und Sonnenflecken auf dem Wasser tanzen, wird spüren, was hier vor 100 Jahren begann: eine stille, nachhaltige Revolution. Ein Vermächtnis, das bis heute Licht in unsere Häuser fließen lässt.
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