Mit vielen kleinen Trauerfeierlichkeiten hat sich die heimische Kirche von Papst Franziskus verabschiedet. Der Höhepunkt folgte Montagabend mit einem Requiem im Wiener Stephansdom unter der Leitung des Bischofskonferenz-Vorsitzenden, Salzburgs Erzbischof Franz Lackner: „Er war ein Papst der Überraschung“, sagte Lackner. Und weiter: „Er hinterlässt sein Zeugnis der Barmherzigkeit.“
Gut gefüllt waren die Kirchenbänke bei der Seelenmesse für den verstorbenen Papst Franziskus im Stephansdom. „Die Grunderfahrung von der Barmherzigkeit Gottes hat das Leben und Wirken von Papst Franziskus geprägt“, erklärte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Franz Lackner.
Franziskus sei ein „Papst der Überraschung“ gewesen: „Schon der Name zeugt davon.“ Denn der sei dem verstorbenen Papst just in den Kopf geschossen, als ihm der brasilianische Kardinal Claudio Hummes einst zugeflüstert habe: „Vergiss die Armen nicht.“
Papst Franziskus zitiert in seinem letzten apostolischen Schreiben die Mahnung: ,Mehr als alles hüte dein Herz.‘: „Denn nur von dort her kann wirklich Gutes kommen – oder abgrundtief Böses“, berichtet Salzburgs Erzbischof. Die Kirche dürfe niemanden ausschließen, habe das Kirchenoberhaupt gesagt, denn selbst die Bösen gehören zu ihr.
Franziskus‘ Pontifikat war von vielfältigen Erwartungen begleitet – alle davon zu erfüllen, wäre ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Manche Fragen bleiben; wir werden uns diesen zu stellen haben.
Salzburgs Erzbischof Franz Lackner, Vorsitzender der Bischofskonferenz
Bild: Tröster Andreas
Seine Barmherzigkeit zeigte sich auch darin, dass er das Gefängnis Regina Coeli besuchte – am Gründonnerstag, vier Tage vor seinem Tod und schwer gezeichnet. Lackner: „Er wurde gefragt, warum er das tut. Und Franziskus sagte, an solchen Orten stelle er sich immer die Frage: ,Warum sie, und nicht ich?‘“
„Papst Franziskus war aber nicht nur Seelsorger, gleichsam ein Pfarrer der ganzen Welt – er war auch ein großer Lehrer“, so Bischof Lackner. Mit seinen Schreiben habe er „Leuchttürme des Glaubens“ errichtet – „Orientierungsmarker, keine Zielpunkte“. Diese würden uns noch lange leuchten.
Lackner: „Die letzte Wegstrecke seines Lebens, geprägt von Leid und Gebrechlichkeit, opferte er für den Frieden auf. Der Friede auf der Welt war ihm wichtig, um das Elend der Vielen in Krieg und Not weinte er öffentlich.“
Am Ostersonntag wünschte er der Welt ein letztes Mal „Buona pasqua!“, also „Frohe Ostern!“. Lackner: „Seine letzte Begegnung mit den Menschen stand ganz im Zeichen der Auferstehung.“
Sein Pontifikat sei begleitet gewesen von vielfältigen Erwartungen: „Alle davon zu erfüllen, wäre ein Ding der Unmöglichkeit gewesen“, so Lackner und plädiert: „Manche Fragen bleiben; wir werden uns diesen zu stellen haben.“
Politik und Kirche dabei
An der Seelenmesse hatten auch politische Repräsentanten der Republik teilgenommen, darunter u. a. Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Gattin Doris Schmidauer, Kanzler Christian Stocker, Wiens Bürgermeister Michael Ludwig, Eva-Maria Holzleitner, Europaministerin Claudia Plakolm, Justizministerin Anna Sporrer und Nationalratspräsident Walter Rosenkranz.
Neben zahlreichen Gläubigen nahmen auch Vertreter anderer christlicher Konfessionen und Religionen, Mitglieder des Diplomatischen Corps sowie die heimischen Bischöfe und der Apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Pedro Lopez Quintana, im Stephansdom Abschied vom Papst.
Der weinende Emmanuele
Erzbischof Lackner erinnerte in seiner Predigt übrigens auch an ein berührendes Vorkommnis: 2018 bei einer Visitation Franziskus in einer römischen Pfarre konnten Kinder Fragen stellen, doch der kleine Emmanuele traute sich nicht.
Franziskus bat den weinenden Buben, ihm sein Anliegen ins Ohr zu flüstern: Emmanueles Vater war kurz zuvor als Atheist gestorben, hatte seine Kinder aber taufen lassen.
Der Bub fürchtete nun, dass der Vater nicht in den Himmel kommen würde. Gott werde ihn nicht verstoßen, erklärte Franziskus: Gott sei barmherzig und habe „das Herz eines liebenden Vaters“.
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