Stromversorgung zurück
Lage in Spanien und Portugal normalisiert sich
Plötzlich stand alles still, das Licht ging aus und Tausende Menschen waren in Öffis, Aufzügen und Stadien gefangen. Ein massiver Stromausfall auf der Iberischen Halbinsel hat in Spanien und Portugal – aber auch in Teilen Frankreichs für Chaos gesorgt. Bis zum späten Abend wurde nach Angaben von Ministerpräsident Pedro Sánchez die Stromversorgung in 50 Prozent des Landes wiederhergestellt.
Auch in der Hauptstadt Madrid jubelten Bewohner nach mehr als neun Stunden fast kompletter Isolation wieder über Strom, Internet und Telefonverbindung. Zwischen 21.30 und 22.30 Uhr wurde in vielen Vierteln der spanischen Hauptstadt die Elektrizitätsversorgung wiederhergestellt, wie Medien unter Berufung auf Bewohner berichteten.
Als die Lichter lange nach Einbruch der Dunkelheit in Madrid plötzlich wieder angingen, jubelten die Menschen zum Beispiel im Viertel Chamberí lautstark auf der Straße, aus den Fenstern und von den Balkonen. „Siii“ (Jaaa) und „Vivaaa!“ (Hurraaa) hörte man Menschen unter anderem auch in fahrenden Autos schreien. Andere sangen begeistert das berühmte Lied „Y Viva España“.
Noch am Abend hatte Sánchez die Bürger seines Landes dazu aufgerufen, angesichts des landesweiten Stromausfalls Ruhe zu bewahren. Die Behörden appellierten an alle, die Rettungsorganisationen nur wirklich im Falle eines Notfalls zu alarmieren – wobei natürlich auch das Internet und auch die Telefonnetze zusammengebrochen waren. Das Innenministerium rief in den Abendstunden den Notstand aus.
Zu den Ursachen des landesweiten Blackouts sagte Sánchez, es könne keine Hypothese ausgeschlossen werden, es dürfe aber auch nicht spekuliert werden. Er riet den Menschen, sich über „offizielle Kanäle“ zu informieren. Die Regierung stehe mit dem Königshaus, den Parlamentsfraktionen, den europäischen Partnern und der NATO in Kontakt. „Priorität ist, sicherzustellen, dass die Normalität wieder hergestellt wird“, versicherte der Politiker der sozialdemokratischen Partei PSOE.
Ukraine bietet ihre Hilfe an
Der Regierungschef sagte weiter, die Wiederherstellung der Versorgung im Norden und Süden des Landes sei dank der Zusammenarbeit der Behörden Frankreichs und Marokkos gelungen. Er dankte den Ländern für ihre Solidarität. Unterdessen bot auch die Ukraine ihre Hilfe an. Energieminister German Galushchenko erklärte auf der Kurznachrichtenplattform X: „Wir sind bereit, bei der Wiederherstellung eines stabilen Betriebs der Energienetze unserer Partner und Verbündeten in Europa zu helfen.“ Schließlich habe man genügend Erfahrung wegen der systematischen russischen Angriffe auf die Energieinfrastruktur des Landes sammeln können.
Die Metropolen Madrid, Barcelona, Valencia und Sevilla versanken in einem Verkehrschaos. Tausende Menschen mussten aus Waggons der U-Bahnen oder Aufzügen gerettet werden. Fernverkehrszüge blieben mitten während der Fahrt stehen und die Passagiere waren zwischen Haltestellen gestrandet. Letztere wiederum wurden für viele zu temporären Unterkünften. Viele Betroffene stiegen auf ihre Autos um, was die Situation noch angespannter gestaltete.
Auch Spaniens Flughafenbetreiber Aena meldete „Zwischenfälle“ wegen des Blackouts. Notfallgeneratoren seien aber aktiv. Passagiere sollten sich mit Fragen an ihre jeweilige Fluggesellschaft wenden, da es möglicherweise Probleme bei der Weiterreise am Boden gebe. Fernsehbilder des Senders RTVE von den großen Flughäfen des Landes zeigten gestrandete Passagiere, stillstehende Rolltreppen und Laufbänder sowie heruntergelassene Rollgitter.
Erste Hamsterkäufe gab es ebenfalls schon. Vor Einkaufszentren bildeten sich lange Schlangen. Jeder wollte zumindest Toilettenpapier, Wasser, Brot und Konserven für ein paar Tage. Bezahlen konnte man natürlich nicht mit Kredit- oder Bankomatkarte, sondern nur mit Bargeld. Wer jedoch Geld von seinem Konto abheben wollte, wurde schlagartig daran erinnert, dass im Falle eines Stromausfalls auch Bankomaten außer Betrieb sind. In den Spitälern des Landes konnte mithilfe von Notstromaggregaten ein Notbetrieb aufrechterhalten werden. Auch AKWs griffen auf Notstromaggregate zurück.
„Seltenes atmosphärisches Phänomen“ als Ursache?
Ähnlich war auch die Situation im benachbarten Portugal. Verteidigungsminister Nuno Melo rief die Bevölkerung zur Ruhe auf. Der Stromausfall in Portugal sei durch die Störung im spanischen Stromnetz verursacht worden, die auf ein „seltenes atmosphärisches Phänomen“ zurückzuführen sei, berichteten unter anderem der portugiesische Sender RTP und der britische Sender Sky News unter Berufung auf den portugiesischen Stromnetzbetreiber REN. Der Betrieb werde schrittweise wiederhergestellt, wobei die Sicherheit und Stabilität des Netzes Vorrang hätten. Die vollständige Normalisierung des Netzes könnte „aufgrund der Komplexität des Phänomens“ bis zu einer Woche dauern. Die Behörden beider Länder warnten vor voreiligen Spekulationen über einen möglichen Cyberangriff – auch wenn dieser nicht ausgeschlossen werden konnte.
Auch Frankreich zwischenzeitlich betroffen
Im in den Pyrenäen gelegenen Kleinstaat Andorra dauerte der Stromausfall nur wenige Sekunden, meldete dessen Energieversorger FEDA auf X. Der Ausfall sei auf spanischer Seite verursacht worden und die Elektrizität dank der „automatischen Wiederverbindung mit der aus Frankreich kommenden Leitung“ umgehend wiederhergestellt worden. Auch Frankreich war zwischenzeitlich vom Blackout betroffen. Der Stromnetzbetreiber RTE schrieb, dass Haushalte im französischen Teil des Baskenlandes einige Minuten lang ohne Strom waren. Die Versorgung sei aber wiederhergestellt worden.
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.