Kurioser geht es kaum: Nach einem Los-Entscheid bleibt Hermann Trinker (Bürgerliste) Bürgermeister der steirischen Ski-Hauptstadt Schladming. An einen derartigen Vorgang kann sich nicht einmal der Chef der steirischen Wahlbehörde erinnern.
Den Ennstalern wird ja landläufig eine gewisse Sturköpfigkeit nachgesagt. Als Indiz dafür könnte man die konstituierende Sitzung des neuen Schladminger Gemeinderats am Montag werten. Wie berichtet, war auch nach drei Wahlgängen noch keine Entscheidung über das Bürgermeisteramt in der steirischen Ski-Hauptstadt gefallen. Keinen Millimeter bewegten sich die Blöcke um Amtsinhaber Hermann Trinker und der freiheitlichen Listen-Ersten Eva Kroismayr-Baier, die mit Unterstützung der eigentlich zweitplatzierten Volkspartei nach dem Bürgermeister-Sessel griff, aufeinander zu.
Letztlich kam es also zum Los-Entscheid. Und da hatte Bürgerlisten-Mandatar Jonas Kraml als jüngster Gemeinderat ein aus seiner Sicht wohl gutes Händchen – Trinker bleibt auch in den nächsten fünf Jahren Stadtchef in Schladming. „Die Erleichterung ist natürlich riesengroß – auch wenn es schade ist, dass es am Ende so ein Glücksspiel gebraucht hat“, ist der alte und neue Bürgermeister ehrlich.
Bürgermeister lädt alle ein, mitzugestalten
Da er bei der Wahl eben die absolute Mehrheit verloren hat, muss er nun im Gemeinderat besonders viel Überzeugungsarbeit leisten, um seine Projekte durchzubringen. Einen Stillstand am Fuße der Planai befürchtet Trinker aber nicht. „Alle sind eingeladen, mitzugestalten. Ich habe aber mit vielen Gemeinderäten aller Fraktionen gesprochen, die eine hohe Motivation haben, gemeinsam für Schladming etwas weiterzubringen.“ Bei der Hauptplatz-Umgestaltung sei man etwa schon sehr weit.
„In meiner Zeit ist eine derartige Entscheidung durch Los sicher noch nie gefallen. Aber die Gemeindeordnung sieht das eben so vor.“
Wolfgang Wlattnig
Bild: Jauschowetz Christian
Das Schladminger Glücksspiel sorgte auch in Graz für Staunen. „Ich kann mich nicht erinnern, dass so etwas bei einer Bürgermeisterentscheidung schon einmal vorgekommen ist“, muss auch Wolfgang Wlattnig, Leiter der Abteilung für Gemeinden und Wahlen, kurz lächeln. „Aber die Gemeindeordnung sieht das eben so vor.“ Um eine derartige Pattstellung zu verhindern, sind die Gemeinderäte eigentlich mit einer ungeraden Anzahl an Mandataren besetzt. Wenn dann aber jemand ungültig wählt, muss die Glücksfee entscheiden.
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