An der Problemlinie konnte die ÖVP mit ihrem Programm kaum punkten. Entlang der Strecke der U6 blieb die ÖVP damit selbst auf der Strecke.
Als Spitzenkandidat der ÖVP-Wien stellte Karl Mahrer im Wahlkampf die U6 ins Zentrum seiner Erzählung – und malte ein düsteres Bild: „Die U6 ist keine gewöhnliche U-Bahn mehr, sondern eine Geisterbahn“, sagte er im Gespräch mit der „Krone“. Aggressionen, Drogenhandel, ein Gefühl der Unsicherheit – das waren seine Schlagwörter. Doch die Rechnung ging nicht auf: Für den nunmehrigen Ex-Parteichef war es eine Fahrt ins politische Abseits.
Kaum jemand fährt auf ÖVP ab
Die Wahlauswertung von Foresight zeigt deutlich: Wer die Linie U6 nimmt, steigt selten bei der Volkspartei ein. Vom rot dominierten Floridsdorf bis ins rot-blaue Siebenhirten führt die Linie durch Bezirke, in denen Rot und Blau den Ton angeben. In den wenigen Abschnitten, in denen sich die politische Farbe wechselt – etwa in Währing oder der Josefstadt -, rücken allenfalls die Grünen an die Sozialdemokraten heran. Türkise Akzente bleiben hingegen Fehlanzeige. Mahrer selbst hat zur U6 ein langes, persönliches Verhältnis: Als Kind blickte er von der Burggasse aus täglich auf die alte Stadtbahn. Später fuhr er als junger Polizist auf dem Gürtel Streife. Heute sieht er vor allem Probleme: „Man merkt Drogenhandel, man merkt Aggressionen zwischen einzelnen Gruppen. Das macht mir Sorgen“, so der ehemalige Landespolizeivizepräsident.
Mobilisierung verpuffte
Mahrers Versuch, die Sicherheitsdebatte entlang der U6 zur Mobilisierung zu nutzen, verpuffte. Weder seine biografische Verwurzelung im 7. Bezirk noch die düsteren Beschreibungen der nächtlichen Zustände überzeugten die Wähler im Umfeld der U-Bahnlinie. Im Gegenteil: In den traditionell starken SPÖ- und FPÖ-Gebieten war für die ÖVP kein Durchkommen. Weiters: Wo junge Menschen wohnen – etwa in den von Studierenden geprägten Teilen Währings – schneidet die Volkspartei tendenziell noch schlechter ab. Je jünger die Bevölkerung, desto schwächer das türkise Ergebnis, wie die Analyse des Foresight-Instituts zeigt.
Auch andere tun sich schwer
Zudem ist das politische Klima entlang der U6 ohnehin rau. Gemeindebauten prägen viele der betroffenen Bezirke, und in diesen Sprengeln tun sich nicht nur die ÖVP, sondern auch Grüne und NEOS traditionell schwer. Türkis, Pink und Grün bleiben dort unter zehn Prozent.
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