Wut in Saudi-Arabien
Härtere Strafe für nackten Tanz als für Kindsmord
2012 starb die kleine Lama al-Ghamdi nach zehn Monaten im Krankenhaus. Ihr Rücken, ihr Schädel, ihre Rippen und ein Arm waren gebrochen, ein Fingernagel war ihr herausgezogen worden, sie hatte unzählige Hämatome und schwere Brandwunden am ganzen Körper. Bevor sie zu Tode geprügelt wurde, soll sie von ihrem Vater mehrmals vergewaltigt worden sein - auch wenn ihre Mutter das bestreitet.
Lamas Vater Fayhan al-Ghamdi bekannte sich vor Gericht schuldig, das Mädchen getötet zu haben. Dafür sollte der prominente Prediger, der regelmäßig im TV zu sehen gewesen war, allerdings zuerst überhaupt nicht ins Gefängnis - er wäre beinahe mit einer Geldstrafe von umgerechnet etwa 37.000 Euro davongekommen.
Kampagne im Internet erzwang neues Verfahren
Erst der öffentliche Aufschrei und eine Kampagne im Internet zwangen das Gericht in Hawta zu einer härteren Strafe - den nun verhängten acht Jahren Gefängnis und 600 Peitschenhieben. Dazu kommen umgerechnet 197.000 Euro "Blutgeld" als Entschädigung an die Mutter des Mädchens, wie am Dienstag öffentlich wurde.
Männer fassen für nackten Tanz harte Strafen aus
Vielen Aktivisten ist das immer noch zu wenig, auch im Vergleich zu anderen Urteilen. So wurden etwa letzten Mittwoch vier Männer in Buraidah für einen nackten Tanz hart bestraft: Drei von ihnen wurden zu drei bis sieben Jahren Gefängnis und 500 bis 1.200 Peitschenhieben verurteilt, einer zu zehn Jahren und 2.000 Hieben. Zusätzlich hagelte es laut der Zeitung "Al-Sharq" Geldstrafen in Höhe von umgerechnet 10.000 Euro.
Die Männer sollen auf einem Auto nackt getanzt und anschließend ein Video davon ins Internet gestellt haben. Der Wagen wurde laut Bericht konfisziert, das Video vom Netz genommen. Dass die Strafen derart drakonisch ausfielen, wird damit erklärt, dass es sich bei zwei der Männer um Sicherheitspersonal handle. Dieses sei dafür zuständig, "die Sicherheit dieses Landes und die Werte und Traditionen des Islam" zu gewährleisten, so "Al-Sharq".
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