Über 8.000 Tote
UNO wegen Cholera-Epidemie in Haiti verklagt
Das Geld soll nicht nur den Familien der Todesopfer zugute kommen, sondern auch den 650.000 Haitianern, die die Cholera-Infektion überlebt haben. 100.000 Dollar für jeden Toten und je 50.000 Dollar für jeden Erkrankten soll die Sammelklage vor Gericht in New York erbringen. In ihr werden den Vereinten Nationen "grobe Fahrlässigkeit und Fehlverhalten" vorgeworfen.
Dass die UNO für den Ausbruch der Krankheit verantwortlich ist, sei wissenschaftlich nachzuweisen, so die Kläger. Schließlich sei die Cholera in Haiti vor 2010 nicht aufgetreten. Der Bakterienstamm sei zudem als einer der nordöstlichen Region des indischen Subkontinents identifiziert worden.
Cholera offenbar aus Nepal eingeschleppt
Eingeschleppt wurde die Cholera laut dem Journalisten Jonathan Katz, der den Ausbruch als einer der Ersten untersuchte, von Blauhelmen aus Nepal - in einem Fluss neben deren UNO-Basis habe die Krankheit ihren Ausbruch genommen. Weil der Großteil des Landes beim Erdbeben zerstört worden war, mussten viele Haitianer auf Flusswasser zum Waschen, aber auch zum Trinken und zum Kochen zurückgreifen. Wegen mangelnder Abwasserbeseitigung verbreiteten sich die Bakterien rasend schnell - so nahm die Epidemie ihren Lauf.
Haiti: UNO hat "moralische Verantwortung"
Die Verantwortung dafür habe die UNO aber abgestritten und zudem versucht, Spuren zu beseitigen, behauptet Katz. In Haiti ist die Wut über das Vorgehen der UNO groß, so beschwerte sich etwa Premierminister Laurent Lamothe erst im September vor der UN-Hauptversammlung, es werde zu wenig getan, um seinem Land zu helfen. Dabei habe die UNO eine "moralische Verantwortung für den Ausbruch der Epidemie". Er verlangte nach einer Kommission, um die Vorwürfe zu untersuchen, und umfassendere Hilfsmaßnahmen - denn noch immer sterben Haitianer an Cholera.
Klage als letzte Chance auf Schadenersatz
Die UNO hat sich zu der nunmehrigen Klage noch nicht geäußert. Sie beharrt lediglich darauf, Immunität zu genießen, eine Klage sei rechtlich daher nicht möglich. Die Kläger aber sehen den Gang vor Gericht als einzige Chance, schließlich habe die UNO bisher alle Rufe nach finanzieller Wiedergutmachung ignoriert. Immerhin eine Folge hatte der Aufschrei rund um das Einschleppen der Krankheit bereits: Künftig sollen alle Blauhelme auf Cholera untersucht werden, bevor sie in einem fremden Land stationiert werden.
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