Hilfe verweigert
Mexikanerin musste allein vor Spital entbinden
Die 29-jährige Irma Lopez war am 2. Oktober mit ihrem Ehemann zu Fuß eine Stunde in die Klinik nach San Felipe Jalapa de Diaz im Bundesstaat Oaxaca gegangen, um Hilfe bei der Geburt ihres vierten Kindes zu erhalten. Das Paar gehört dem Volk der Mazatec an und spricht nur wenig Spanisch.
Offenbar kam es zu Verständigungsproblemen - dennoch stehen die behandelnde Krankenschwester und ihre Kollegenschaft in der Kritik. Schließlich berichtet Lopez, ihr Muttermund sei voll geöffnet gewesen, als sie im Krankenhaus ankam. Die Krankenschwester habe dennoch behauptet, sie sei erst im achten Monat und die Geburt stehe noch gar nicht bevor.
"Es war so furchtbar"
Hilflos hätten sie und ihr Mann das Spital wieder verlassen, berichtet Lopez. Eineinhalb Stunden später, um halb acht Uhr morgens, sei die Fruchtblase geplatzt, also habe sie in ihrer Not auf dem Rasen vor dem Krankenhaus entbunden. "Ich wollte nicht so entbinden. Es war so furchtbar und mit so viel Schmerz verbunden", so Lopez. Weil ihr Mann ins Spital geeilt sei, um die Krankenschwester zu überreden, doch zu helfen, habe sie das Kind ganz allein zur Welt bringen müssen.
Zu wenig Personal im Krankenhaus
Das Bild der verzweifelten Mutter mit dem Neugeborenen, das noch an der Nabelschnur im Gras liegt, hat in Mexiko einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Noch werde ermittelt, so die Behörden, doch sei der Chef des Krankenhauses inzwischen suspendiert worden. Die Krankenschwestern schieben den Vorfall einerseits auf die Verständigungsprobleme, geben aber auch zu, sie hätten wegen eines teilweisen Streiks nicht genug Personal gehabt.
Diskriminierung indigener Völker
Der Fall wirft erneut ein Licht auf die schlechte Versorgung von Schwangeren in Mexiko, wo immer wieder Todesfälle während und direkt nach der Geburt auftreten. Zudem soll erst im Juli eine andere Schwangere eines indigenen Volkes mangels Unterstützung vor dem Krankenhaus entbunden haben - auf demselben Grasfleck wie Lopez, berichtet die Bürgermeisterin ihres Ortes gegenüber der Website "Clarin". Somit rückt auch einmal mehr die Diskriminierung indigener Gruppen in Mexiko in den Mittelpunkt.
Neugeborener heißt "Retter"
Immerhin sind Flores und ihr kleiner Sohn wohlauf, nach der verzweifelten Geburt wurden sie doch noch im Spital aufgenommen - allerdings auch am selben Tag wieder entlassen. Der Bub soll übrigens Salvador heißen, das bedeutet Retter. "Er hat sich wirklich selbst gerettet", so die Mutter.
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