Zahlreiche Brüche

Bub (1) schwer misshandelt – Stiefvater in U-Haft

Österreich
15.10.2013 11:08
Die Arme und Beine gebrochen, ebenso die Lendenwirbelsäule, das Schlüsselbein und zahlreiche Rippen - unvorstellbar, welches Martyrium ein Baby in seinem erst einjährigen Leben durchstehen musste. Zum Arzt ging die Mutter aus Wien-Simmering nur, weil ihr Sohn "plötzlich aufgehört hat zu krabbeln". Über ihren Lebensgefährten wurde am Dienstag U-Haft verhängt, er bestreitet die Vorwürfe. Dem Buben geht es laut Ärzten "den Umständen entsprechend gut".

Schon der erste Anblick des Einjährigen erschütterte am Donnerstag gegen 17.30 Uhr die Ärzte im Wiener SMZ Ost: Beide Arme und Beine des Kindes waren überdimensional angeschwollen. Umgehend wurde der Bub von Kopf bis Fuß untersucht.

Die Mediziner konnten nicht fassen, was sie auf den Röntgenbildern zu sehen bekamen: Es gibt kaum einen Knochen im Körper des Kleinen, der nicht schon einmal gebrochen war bzw. ist: Arme, Beine, Schlüsselbein, Rippen, Lendenwirbelsäule. Nicht bestätigten Informationen zufolge habe man auch Verletzungen im Intimbereich des Buben festgestellt, die auf sexuellen Missbrauch schließen lassen.

"Überrascht, weil er nicht krabbelt"
Die 20-jährige Mutter gab bei der Befragung der Ärzte an, keine Ahnung zu haben, wie sich ihr Sohn derartige Verletzungen zugefügt haben könnte. Ihr sei nur komisch vorgekommen, dass sich der Kleine plötzlich anders verhielt als sonst - dass er sich laufend übergeben musste und auch nicht mehr krabbelte, obwohl er damit längst begonnen hatte. So entschloss sie sich dann doch, mit ihrem Kind zum Hausarzt zu gehen. Dieser zögerte keine Sekunde und schickte Mutter und Sohn umgehend ins Krankenhaus.

Da die 20-Jährige keine Antworten liefern konnte, wollte die Polizei schließlich den Lebensgefährten der jungen Frau ins Gebet nehmen, doch dieser war untergetaucht. Nach eineinhalb Tagen konnte ihn die Polizei ausforschen. Der 23-Jährige - er ist nicht der Kindsvater - bestritt zwar die Tat, verstrickte sich in den Befragungen aber in Widersprüche. Er wurde festgenommen. Am Dienstag wurde dann die Untersuchungshaft verhängt.

Bub geht es "den Umständen entsprechend gut"
Dem Einjährigen gehe "den Umständen entsprechend gut", wie Andrea Danmayr, Sprecherin des Krankenanstaltenverbundes, erklärte. Es bestehe weiterhin keine Lebensgefahr, hieß es am Dienstag. Wann das Baby aus dem Spital entlassen werden kann, steht aber noch nicht fest. "Es sind noch weitere Untersuchungen durchzuführen", so die Sprecherin.

Psychologin: "Urvertrauen in die Welt zerstört"
Neben den körperlichen Schäden dürfte auch die Psyche des kleinen Buben erheblichen Schaden genommen haben, weiß Gesundheitspsychologin Marion Waldenmair. "Dieser Bub wird sein ganzes Leben lang auf einzelne Elemente, die ihn an diese Gewalt erinnern, mit Angstattacken, Hilflosigkeit und extremer Verunsicherung reagieren", so die Psychologin.

Zudem sei das Urvertrauen des Kindes in die Welt dadurch völlig zerstört worden. "Urvertrauen ist aber wichtig, um sich zu einem gesunden Individuum zu entwickeln."

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