Es sei doch schon alles gesagt, meint er, seine Stimme klingt sehr weit weg. Dann entschließt sich Siegfried Schalli, der nicht einmal vierzehn Tage lang Parteiobmann des Team Stronach in Kärnten war, doch zu einem langen Gespräch - über das Headset seines Samsung Galaxy, am Steuer des grauen VW-Passat, den er von Kärnten Richtung Schweiz lenkt. "Mein Arzt hat mir eine Auszeit verordnet", erklärt er, "ich verbringe sie mit Freunden, in einem Alpenhotel auf der Lenzerheide."
Ehefrau betrügt Mann mit dem besten Freund: Sowas passiert millionenfach auf der Welt, aber normalerweise bleibt es privat. In Schallis Fall wurde es öffentlich, und es handelte sich nicht um den besten Freund, sondern um seinen schlimmsten Feind... Die politische Konsequenz hat Schalli bereits gezogen: Er ist zur FPÖ übergelaufen. Die privaten Konsequenzen? Derzeit nicht absehbar.
"Krone": Herr Schalli, wie konnte es so weit kommen, dass jetzt halb Österreich über das Liebesleben von zwei Menschen Bescheid weiß?
Siegfried Schalli: Das ist eine gute Frage. Von mir aus wäre es nicht so weit gekommen, ich hätte mich da viel zu viel geniert. Ich habe eine 14-jährige Tochter, ich wollte nicht, dass sie das unter Umständen in der Zeitung lesen muss.
"Krone": Warum haben Sie dann sogar auf Ihrer Pressekonferenz darüber gesprochen?
Schalli: Das hat eine Vorgeschichte. Es begann damit, dass Frank Stronach mir, dem Quereinsteiger, die Obmannschaft des Team Stronach angeboten hat. Ich wusste, das würde in Kärnten ein Erdbeben auslösen, denn ich kenne ja die Person des Herrn Köfer... Er ist sicher ein Alphatier. Deswegen war er persönlich beleidigt und hat diese ganze Dramaturgie in Gang gesetzt. Sein Ultimo lautete: Egal wer Landesparteiobmann wird, nur Schalli darf es nicht sein.
"Krone": Was hat er gegen Sie?
Schalli: Er hat mich diskreditiert, wo es nur ging. Zum Beispiel, indem er mir eine lange zurückliegende Verurteilung vorgeworfen hat. Er hat mich beschmutzt und beschimpft, deshalb ist es dann zum Eklat gekommen.
"Krone": Deshalb haben Sie ein angebliches Verhältnis Ihrer Frau mit Köfer publik gemacht?
Schalli: Ich habe die Mails nicht öffentlich gemacht. Das war Köfer, vor versammeltem Präsidium. Da hat er begonnen, vor 15 Personen, vorzulesen. Allerdings nur die Mails meiner Frau an ihn.
"Krone": Ist da eine Welt für Sie zusammengebrochen?
Schalli: Die Welt ist schon vorher zusammengebrochen für mich. Ich war 22 Jahre lang verheiratet mit dieser Frau... In diesem Moment konnte ich nicht anders als ihn zu fragen: "Warum liest du nicht auch die Mails vor, die du meiner Frau geschrieben hast?" Ich hatte ja über zehn Seiten davon, mittlerweile habe ich sie meinem Anwalt übergeben.
"Krone": Die Mails stammen von einem "Franco Adolfoo" und einer "Franka"... Und Köfer dementiert sexuelle Beziehungen zu Ihrer Frau.
Schalli: Ich weiß... Aber er ist nachweislich am 9. August um 9 Uhr in der Früh bei mir zuhause vorgefahren - als ich nicht da war - im Dienstwagen, mit Chauffeur. Den Chauffeur haben sie dann weggeschickt. Meine Frau hat sich an dem Vormittag extra freigenommen. Vorher haben sie sich noch vergewissert, dass die Kinder nicht zuhause sind. Auch der anschließende Mailverkehr beweist, dass es sich um Schäferstündchen gehandelt hat. Köfer hat mit einem Medienberater sogar eine Strategie geplant, falls ich diese Mails an Medien weiterleite.
"Krone": Was steht in den Mails?
Schalli: Das kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen. "Shades of Grey" ist nichts dagegen, das ist dermaßen obszön... Und so etwas mussten meine Kinder lesen.
"Krone": Aber Sie haben ja auch daraus zitiert - und zwar die Nachricht mit dem Sex am Pool. Was hat Sex in der Politik verloren?
Schalli: Das müssen Sie den Herrn Köfer fragen... Gar nichts aus meiner Sicht.
"Krone": Sie haben die Mails sogar an Köfers Verlobte weitergeleitet. Sind da die Rachegelüste mit Ihnen durchgegangen?
Schalli: Es stimmt, dass ich den gesamten E-Mail-Verkehr an die Evelyn geschickt hab'. Und zwar mit folgender Frage: "Bin ich der einzig Gehörnte, oder hattest du auch Wind davon?" Sie hat mir sinngemäß zurückgeschrieben, das habe für sie alles keine Bedeutung. Ein Wahnsinn eigentlich.
"Krone": Sie sind dann in der Folge zur FPÖ übergelaufen und müssen sich jetzt den Vorwurf gefallen lassen, Sie würden wie eine Fahne im Wind über Nacht Ihre Gesinnung ändern.
Schalli: Ich verstehe diesen Vorwurf zum Teil. Dazu muss man aber wissen, dass meine politische Ur-Gesinnung immer freiheitlich war. Ich habe immer Richtung Jörg Haider tendiert. Als ich dann Frank Stronach in Pörtschach kennen gelernt habe, war ich fasziniert von ihm. Seine unternehmerische Kompetenz und seinen wirtschaftlichen Erfolg hatte ich, als einer, der sein halbes Leben lang in der Privatwirtschaft verbracht hat, immer schon bewundert. Deshalb bin ich in die Politik gegangen, und deshalb scheint mir die FPÖ jetzt die richtige Partei zu sein. Obwohl auch fast alle anderen Parteien mit mir verhandelt haben.
"Krone": Welche nicht?
Schalli: Die SPÖ.
"Krone": War auch ein Ausstieg aus der Politik eine Option?
Schalli: Darüber habe ich eine ganze Nacht lang nachgedacht. Ich wurde ja immer gewarnt, Politik sei ein schmutziges Geschäft. Für mich ist das, was da passiert ist, die höchste Form der Perfidie. Ich hätte nicht erwartet, dass es so etwas überhaupt gibt. Letztendlich wollte ich aber nicht so einfach die Flinte ins Korn werfen.
"Krone": Haben Sie mit Frank Stronach über Ihre Situation gesprochen?
Schalli: Ja. Wir haben einen ganzen Tag miteinander in Oberwaltersdorf verbracht. Ich habe ihn um Rat gefragt.
Krone: Welchen Rat hat er Ihnen gegeben?
Schalli: Sigi, du musst das Private vom Politischen trennen! Aber dafür war es leider schon zu spät.
"Krone": Weiß Frank Stronach, dass er vor den Scherben seines politischen Lebens steht?
Schalli: Ich glaube, es wird ihm zunehmend bewusst. Er war mit seinen Gedanken weit weg und hat irgendwie sehr verloren gewirkt... Mir tut das eigentlich sehr Leid. Ich glaube, dieser Mann hat das nicht verdient.
"Krone": Haben Sie ihm und der Politik mit Ihrem Verhalten nicht auch geschadet?
Schalli: Ich fürchte ja.
"Krone": Herr Schalli, können Sie mit Ihrer Frau in der Zwischenzeit wieder reden?
Schalli: Zur Zeit ist es sehr schwierig. Meine Frau ist ausgezogen, die Kinder sind bei mir geblieben.
"Krone": Wird es einen Rosenkrieg geben?
Schalli: Ich hoffe nicht. Ich habe die gemeinsame Obsorge angeboten und natürlich die Zahlungen für meine Kinder. Ein Rosenkrieg ist also aus meiner Sicht nicht nötig. Vielleicht sieht meine Frau das mit etwas Abstand ähnlich.
"Krone": Was würden Sie Gerhard Köfer noch gerne sagen?
Schalli: Das hab' ich ihm bereits gesagt. Es war ein sehr deftiges Wort, obwohl ich mich normalerweise nicht auf dieses Niveau begebe.
"Krone": Beginnt es mit A?
Schalli: Genau. Er hat mich daraufhin aufgefordert... Nein, lassen wir das lieber.
Quereinsteiger
Geboren am 21. Oktober 1961 in Villach. BWL-Studium in Wien und Toronto. In der Privatwirtschaft von 1989 bis 2013 tätig, unter anderem bei Unilever und als Assistent von Karl Wlaschek im Billa-Konzern. Im März zieht Schalli als Quereinsteiger für das Team Stronach in den Kärntner Landtag ein. Alsm abgesetzten Obmann, Landesrat Gerhard Köfer - Schalli tritt schließlich ab und geht zur FPÖ. Privat ist er (noch) verheiratet mit Cornelia und hat zwei Kinder (Adrian ist 18, Christina 14).
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