Chaos nach "Haiyan"

Philippinen: Mega-Taifun fordert Tausende Opfer

Ausland
10.11.2013 09:17
Der gewaltige Taifun "Haiyan" hat auf den Philippinen Chaos und Verwüstung hinterlassen. Nach Polizeiangaben kamen alleine in der Provinz Leyte mindestens 10.000 Menschen ums Leben. Auf seinem Weg über das Land habe der Wirbelsturm in der Provinz eine Schneise fast völliger Zerstörung hinterlassen, sagte Polizeipräsident Elmer Soria am Sonntag.

Die Not der Menschen im Katastrophengebiet ist enorm. Verzweifelte plünderten am Sonntag in der Stadt Tacloban auf der Suche nach Essbarem und Trinkwasser Geschäfte, wie Augenzeugen berichteten. Zudem sei ein Lasterwagenkonvoi mit Versorgungsgütern 20 Kilometer südlich der Stadt gestoppt und geplündert worden, berichtete Rotkreuz-Chef Richard Gordon im Fernsehen. Die Notpakete hätten rund 5.000 Familien versorgen sollen. 

"Die Schäden sind überwältigend", berichtete Energieminister Jericho Petilla am Sonntag im Rundfunk. Die verheerende Zerstörung behindere den Zugang zum Katastrophengebiet. Auf dem Flughafen könnten nur Militärmaschinen landen, Helfer müssten sich zu Fuß und mit Mopeds durchschlagen. Viele Ortschaften seien 48 Stunden nach dem Unwetter noch nicht erreicht worden, so der Minister.

(Bild: AP, EPA)
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(Bild: EPA, krone.at-Grafik)

"Wie nach Tsunami 2004"
"Das letzte Mal, dass ich Zerstörung in diesem Ausmaß gesehen habe, war nach dem Tsunami im Indischen Ozean im Jahr 2004", berichtete UN-Nothilfe-Koordinator Sebastian Rhodes Stampa bereits am Samstag an seine Zentrale. "Die Verwüstung hat gewaltige Ausmaße. Autos liegen überall verstreut und die Straßen sind voller Schutt und Trümmer." Die Straßen seien völlig unpassierbar. Als einzige Chance, Betroffene schnell zu erreichen, bliebe der Hubschrauber.

Stampa hatte zuvor mit einem Team die schwer getroffene 200.000-Einwohner-Stadt Tacloban in den Zentralphilippinen erreicht. 80 Prozent der Stadt Tacloban seien laut Stampa wahrscheinlich zerstört. Auch der lokale Katastrophenschutz berichtete von massiven Schäden in der Region. "Es steht fast kein Haus mehr", sagte der Sprecher der Behörde. "Viele Menschen kamen um." Das Flughafengebäude der Hafenstadt sei zerstört, Strom und Telefon funktionierten ebenfalls nicht.

"Es ist chaotisch in Tacloban"
Ein Lasterwagenkonvoi mit Versorgungsgütern wurde 20 Kilometer südlich von Tacloban gestoppt und geplündert, berichtete Rotkreuz-Chef Richard Gordon im Fernsehen. Die Notpakete hätten rund 5.000 Familien versorgen sollen. "Es ist chaotisch in Tacloban", sagte Roger Marcado, Gouverneur der Nachbarprovinz Southern Leyte, im TV. "Geschäfte werden geplündert, und die Menschen versuchen sogar, Geldautomaten zu knacken." Ein Ladenbesitzer stand mit gezückter Pistole vor seinem Laden, um Plünderer abzuschrecken

Tacloban liegt an der San-Pedro- und San-Pablo-Bucht auf der Insel Leyte, genau in der Region, über die das Auge des Taifuns zog. Meterhohe Sturmfluten überschwemmten dort Straßen, berichteten Hilfsorganisationen. Die Behörden mobilisierten Tausende Soldaten und Helfer, um die Menschen im Katastrophengebiet zu versorgen. Mancherorts kamen sie nach Medienberichten nur zu Fuß weiter, weil die Straßen versperrt sind. Die Armee war auch mit Hubschraubern im Einsatz.

Weite Gebiete komplett überschwemmt
Nach Angaben der Behörden wurden große Gebiete durch eine von "Haiyan" ausgelöste Sturmflut komplett überschwemmt. "Stellen Sie sich einen Abschnitt von einem Kilometer Breite vom Ufer aus vor, alle Hütten, einfach alles ist zerstört", sagte Innenminister Mar Roxas nach einem Besuch von Küstenorten auf Leyte. "Sie waren wie Streichhölzer, die ins Landesinnere getrieben wurden."

Taifun "Haiyan" war am Freitag mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 315 Kilometern in der Stunde auf die philippinische Küste getroffen. Er ist einer der gewaltigsten Taifune, die je Land erreicht hatten. Nach Angaben der Regierung waren vier Millionen Menschen in 36 Provinzen von den Auswirkungen betroffen.

EU und USA boten Hilfe an
EU und USA boten den Philippinen Unterstützung an. "Die Europäische Kommission hat bereits ein Team entsandt, um die Behörden zu unterstützen, und wir sind bereit, Nothilfe zu leisten, wenn dies erforderlich ist", schrieb EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso am Samstag in einem Brief an den philippinischen Präsidenten Benigno Aquin. Die USA stünden zur Hilfe bereit - "und unsere tief empfundenen Gebete gelten ihnen", erklärte US-Außenminister John Kerry. Die Caritas und das Österreichische Rote Kreuz riefen zu Spenden auf.

"Haiyan" abgeschwächt mit Kurs auf Vietnam
Unterdessen durften die Bewohner Zentralvietnams ein wenig aufatmen. "Haiyan" hatte sich auf seinem Weg über das Südchinesische Meer deutlich abgeschwächt und drehte Richtung Norden. Rund 600.000 Menschen waren in der Region am Samstag vorsorglich in Sicherheit gebracht worden. Für rund die Hälfte von ihnen kam in der Provinz Quang Nam bereits Entwarnung. "Diese ganze Region war geräumt worden", berichtete die britische Autorin Caroline Mills aus der Nähe von Hoi An. "Nun haben wir alle gesagt bekommen, wir können nach Hause gehen." 

Nach Angaben des Roten Kreuzes zieht der Taifun inzwischen auf die Provinz Thanh Hoa rund 170 Kilometer südlich von Hanoi zu. "Wie es aussieht, wird er dort als Tropensturm an Land kommen", sagte Michael Annears, Direktor des Roten Kreuzes. Damit dürften sich die Schäden in Grenzen halten.

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