In "Battlefield 4" ist der Böse diesmal ein putschender chinesischer General, der den USA die Ermordung des chinesischen Präsidenten in die Schuhe schieben will, um sich die Unterstützung Russlands für ein gemeinsames Vorgehen gegen den Feind im Westen zu sichern. Aufgabe einer US-Spezialeinheit ist es, dies zu verhindern.
In "Call of Duty: Ghosts" nehmen es die Spieler hingegen in der Rolle der namensgebenden Eliteeinheit mit einer Konföderation südamerikanischer Staaten auf, die dank gewaltiger Erdölvorkommen zur dominierenden Weltmacht aufgestiegen ist. Als solche schreckte sie auch nicht davor zurück, eine zerstörerische Superwaffe der Amerikaner gegen diese zu richten und weite Teile der Vereinigten Staaten in ein Niemandsland zu verwandeln.
"Battlefield"-Handlung eine Spur realistischer
Bereits anhand dieser beiden Settings wird deutlich: "Battlefield 4" geht es noch vergleichsweise realistisch an. Action gibt es zwar auch hier reichlich, doch bleibt diese stets im Rahmen des Möglichen. Das macht es in der Verbindung mit der linear erzählten Geschichte plausibel und nachvollziehbar, aber eben auch ein bisschen fad.
"Call of Duty" hingegen fährt gleich von Anfang an die großen Geschütze auf und setzt einmal mehr auf Bombast. Roland Emmerichs "2012" lässt insbesondere in den ersten Minuten des Spiels stark grüßen. Danach geht es in einem ebenso schnellen Tempo serientypisch von einem Schauplatz zum nächsten. Erzählzeit und Protagonisten wechseln dabei immer wieder.
"Call of Duty" setzt auf Masse statt Klasse
Auch wenn es dadurch spannender wird: Am Ende weiß man oft nicht mehr so genau, warum man eigentlich gerade wo ist und auf wen schießt. Bedingt wird dies auch dadurch, dass "Call of Duty" im Gegensatz zu "Battlefield 4" auf Masse statt Klasse setzt und eine deutlich höhere Gegnerdichte aufweist. Dass die Gefechte deswegen jedoch nicht schwerer sind, liegt daran, dass Feinde beim Activision-Shooter ein wesentlich leichteres Ziel abgeben als bei der Konkurrenz von EA. Prädikat: Schießbude.
Hinzu kommt, dass Gegner bei "Call of Duty" häufig schier endlos lange nachrücken, solange man selbst keinen Meter Boden gutmacht und die Initiative ergreift. Die Drecksarbeit bleibt also an einem selber hängen. Auch bei "Battlefield 4" ist das Vorankommen letztlich vom Spieler abhängig, doch darf man die Verantwortung zwischendurch ruhig mal ein wenig aus den Händen geben und die Team-Mitglieder machen lassen – wenn sie denn treffen. Im Gegensatz zu "Call of Duty" können diese in "Battlefield 4" nämlich mit einem Angriffsbefehl auf Knopfdruck bestimmte Ziele unter Beschuss nehmen.
Bombast-Action bieten beide Kampagnen
In Sachen Aufgabenstellungen und Missionsdesign unterscheiden sich die Kontrahenten deutlich weniger voneinander. Panzer und Helis wollen entweder abgeschossen oder auch selbst befehligt, Stellungen verteidigt oder als Scharfschütze ausgeschaltet werden. Zwischendurch wird immer wieder gerannt, um rechtzeitig zum Evakuierungspunkt zu gelangen oder weil gerade mal wieder irgendein Bauwerk auseinanderbricht.
Aufgrund der weitläufigeren und offeneren Areale erlaubt "Battlefield" oftmals eine individuellere Herangehensweise an ein Problem, als dies in den linearer aufgebauten Levels von "Call of Duty" der Fall ist. Dafür bringt Letzteres aber die cooleren technischen Spielereien mit, allen voran Hund "Riley". Erst einmal mit dem Schäferhund synchronisiert, lässt sich dieser als Drohne auf vier Pfoten schleichend an Patrouillen vorbei durchs Dickicht lotsen, um Feinde lautlos mit einem gezielten Gurgelbiss auszuschalten.
Kaum Identifikation mit den Charakteren
Riley offenbart aber zugleich eine der größten Schwächen von "Call of Duty": Er wirkt als einziger irgendwie menschlich und weckt Emotionen im Spieler, die angesichts des lieblosen Laienschauspiels der charakterlosen Darsteller ansonsten nicht aufkommen wollen.
"Battlefield 4" bekleckert sich in dieser Hinsicht allerdings auch nicht mit Ruhm. Trotz einiger Konflikte, die die Charaktere untereinander austragen, bleiben auch sie leere Hüllen, deren weiteres Schicksal dem Spieler letztlich vor allem eines ist: wurscht. Schade, denn Action und große Gefühle ließen sich durchaus miteinander vereinen, wie Sonys "The Last of Us" vor nicht allzu langer Zeit eindrucksvoll unter Beweis stellte.
"Call of Duty" bietet optisch mehr Abwechslung
Optisch können sich beide Spiele sehen lassen. Bedingt durch die Rahmenhandlung und die größere Vielzahl an Schauplätzen tut sich "Call of Duty" jedoch leichter, aufzutrumpfen. Bereits der Prolog weiß mit grandiosen und gewaltigen Effekten zu gefallen.
Im weiteren Spielverlauf begeistert das Spiel nach einem kurzen Zwischenstopp im Weltall mit so illustren Kulissen wie einem ehemaligen Baseball-Stadion, einer geheimen Basis in den Anden, einem Dschungel-Level oder einem Wolkenkratzer in Caracas, von dem es sich abzuseilen gilt.
"Battlefield" erweist sich als weniger ausgefallen, kann aber beispielsweise mit einem sehenswerten Ausflug auf einen Flugzeugträger samt kurzzeitigem Tauchgang und Bootsfahrt oder einem wahrlich stürmischen Spaziergang auf einer Brücke aufwarten – inklusive herumwirbelnder Autos und einem herrenlos treibenden Frachtkahn.
Beide Games sind Hardwarefresser
Auf dem PC bieten erwartungsgemäß beide Shooter großes Kino, wobei "Battlefield" mit seinem zerstörbaren Terrain und der "Frostbite 3"-Engine für unseren Geschmack noch eine Spur besser als "Call of Duty" aussieht, das trotz enorm hoher Hardwareanforderungen letztlich zwar sehr gut, aber nicht überragend ausschaut. Dabei handelt es sich freilich um Kritik auf hohem Niveau: Beide Games bieten detaillierte Charaktere, natürlich wirkende Animationen, auf der entsprechenden Hardware messerscharfe Texturen und hübsche Licht- und Partikeleffekte. Über die Optik kann man bei keinem der beiden Games klagen.
Beiden Spielen gemeinsam ist ihr großer Hardwarehunger. Wer auf dem PC Full-HD-Auflösung mit einem ansehnlichen Detailgrad genießen will, braucht entsprechend potente Hardware. Eine schnelle Quad-Core-CPU und eine starke Grafikkarte mit ausreichend Videospeicher sollte man für optimale Grafikpracht schon haben – für "Call of Duty: Ghosts" braucht es zudem mindestens sechs Gigabyte Arbeitsspeicher, "Battlefield" läuft auch schon mit vier einigermaßen.
Sowohl "Battlefield 4" als auch "Ghosts" bieten spektakuläre, aber ausgesprochen kurze Kampagnen. Für Langzeitmotivation sorgt deshalb vor allem der Mehrspielermodus, den wir uns bei beiden Spielen ausgiebig angesehen haben. Und so viel sei verraten: Die Multiplayer-Scharmützel wissen sowohl bei EA als auch bei Activision zu gefallen.
Bombastische Massenschlachten in "Battlefield"
"Battlefield 4" spielt seine Stärken wie schon die Vorgänger vor allem bei den epischen Massenschlachten mit bis zu 64 Spielern aus, die spielerisch weitgehend jenen aus "Battlefield 3" entsprechen, aber auf neuen Karten ausgetragen werden. Die sind mitunter riesig und dürfen mit allerlei coolen Vehikeln – unser Favorit im Test war ein mit Maschinenkanone und Miniguns ausgerüstetes Patrouillenboot – erkundet werden. Gespielt wird mit einer von vier Soldatenklassen, die durch gewonnene Punkte mit neuen Wummen ausgestattet und individualisiert werden dürfen.
Nett: Auch im Mehrspielermodus darf stellenweise das Terrain zerstört werden, zudem verändert sich mitunter das Wetter oder es passieren spektakuläre Ereignisse, die den ganzen Level verändern. So bietet "Battlefield" etwa eine Map, auf der ein vor der Küste stationiertes Kriegsschiff nach einer Weile mit Volldampf auf eine umkämpfte Insel aufläuft und den Level so nachhaltig verändert.
Kleines Manko am "Battlefield"-Mehrspisichtlich, allerdings dauert es beim Spielbeitritt stets eine Weile, bis das Game dann tatsächlich startet und sich mit dem Server verbindet.
Abwechslungsreiche Mehrspieler-Kost in "Ghosts"
"Call of Duty: Ghosts" bot im Multiplayer-Test im Vergleich zu "Battlefield" das klassischere Shooter-Erlebnis: weniger weitläufige Karten und weniger Fahrzeuge, dafür immer wieder nervenaufreibende Eins-gegen-eins-Situationen. Individualisierbare und aufrüstbare Soldaten gibt's bei "Ghosts" ebenso wie in "Battlefield 4", beim zerstörbaren Gelände hinkt der Activision-Shooter dem EA-Pendant allerdings hinterher.
Dafür bietet er die ausgefalleneren Spielmodi – zum Beispiel den kooperativen "Extinction"-Modus, in dem man gemeinsam gegen pfeilschnelle Aliens kämpft. Und im Mehrspielermodus gibt's neben klassischer (Team-)Deathmatch-Kost noch abgewandelte Spielmodi, bei denen Kills beispielsweise erst dann gelten, wenn man die "Hundemarke" des erlegten Spielers einsammelt.
So kommt es, dass beide Serien im Mehrspielermodus an alten Tugenden festhalten: "Battlefield 4" an den großen Massenschlachten mit Fahrzeugunterstützung, die die Serie berühmt gemacht haben, und "Call of Duty: Ghosts" an klassischerem Shooter-Gameplay mit einer Vielzahl von amüsanten Modi. Spaß kann man online mit beiden Games haben – welches man letztlich bevorzugt, hängt von den eigenen Vorlieben ab.
Fazit: Dünne Bombast-Story, fesselnder Multiplayer
Großes Kino bieten beide Shooter, Gefühle und Emotionen hingegen kaum. Wäre "Battlefield 4" ein Film, der EA-Shooter ließe sich wohl am besten mit "The Expendables" vergleichen: etwas altbacken, wenig originell, aber dafür mit ehrlicher, glaubwürdiger(er) Action. "Call of Duty: Ghosts" hingegen gleicht einem "James Bond"-Streifen unter der Regie von Roland Emmerich oder Michael Bay: Stets muss noch einer oben drauf gesetzt werden, während Schauplätze und Protagonisten in einem irren Tempo hin und her wechseln. Warum, das weiß am Ende zwar keiner mehr so genau, spaßig, wenn auch stupide, war es trotzdem – das gilt für beide Shooter.
Im Mehrspielermodus wissen beide Games zu gefallen – "Battlefield 4" wegen seiner teils riesigen Karten und spektakulären Massenschlachten, "Call of Duty: Ghosts" wegen der vielen Modi und spannenden One-on-one-Scharmützel. Angesichts der bombastischen, aber eher inhaltsleeren Kampagnen beider Games sind es dann letztlich wohl auch die Mehrspielermodi, die für langfristigen Spaß mit den neuen Shooter-Hits sorgen - und für diese Bewertungen:
"Battlefield 4"
Plattform: PC, PS3, Xbox 360, PS4 & Xbox One geplant
Publisher: EA
krone.at-Wertung: 8/10
"Call of Duty: Ghosts"
Plattform: PC, PS3, Wii U, Xbox 360, PS4 & Xbox One geplant
Publisher: Activision
krone.at-Wertung: 8/10
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