Linkin Park stehen für harte Gitarrenriffs und elektronische Sounds. Umso spannender wurde Mike Shinodas Soloprojekt "Fort Minor" erwartet. Eins gleich vorneweg: Nu Metal und Stromgitarren wird man auf "The Rising Tied" vergeblich suchen. Dennoch bietet das Album aufregend erfrischenden Hip Hop, der sich weitestgehend fernab der gängigen Rap-Klischees bewegt.
Es ist vor allem die Musik, die das Album aus der Masse der Rap-Veröffentlichungen hervorhebt. Dies ist auch kein Wunder, spielte Mike doch fast alle Instrumente im Alleingang selber ein. Hier gibt es keine bekannten und bereits hundertmal verwerteten Samples - alles klingt neu und unverbraucht. Auch in punkto Beats hebt sich Shinoda von der Konkurrenz ab: verschrobene Breakbeats wie auf "In Stereo", Jiggy-Beats oder die Latino-Percussions von "Believe Me" zeigen die rhythmisch verspielte und vielfältige Seite von "Fort Minor".
Trotz aller Eigenheiten bleibt "The Rising Tied" ein fast durchweg chartkompatibles Album. Ein Grund hierfür sind die Gesangslinien in vielen seiner Songs. Bestes Beispiel ist die nahezu balladeske Nummer "Where d' You Go", die in direkter Konkurrenz zu Eminems Duett mit Dido stehen könnte. Ein anderer Grund für das poppige Auftreten des Albums sind die vielen Streicher und Pianos. Hier hätte der gute Mike spätestens ab der Hälfte des Albums ein wenig kürzer treten können und andere Instrumente mit ins Spiel bringen können.
Auch textlich hat Mike Shinoda einiges zu bieten. Besonders hervorzuheben ist hier der Song "Kenji", der die Geschichte internierter Japaner im zweiten Weltkrieg aufarbeit. Natürlich geht es auf "The Rising Tied" aber auch um Liebe, alltägliche oder raptypische Themen, die sich jedoch im Rahmen halten. Prominente Unterstützung holt sich Mike übrigens von den Rappern Common, John Legend oder Black Thought von "The Roots". Als Produzent tritt kein geringerer als Jay-Z auf den Plan.
Fort Minor liefern mit "The Rising Tied" ein für das "Hip Hop"-Genre erstaunlich vielseitiges, abwechslungsreiches und vor allem erfrischend klingendes Album ab. Sowohl musikalisch als auch textlich dürfte hier für jeden Geschmack etwas passendes zu finden sein.
Fazit: 9 von 10 Punkten auf der "Frischer Wind"-Skala
von Sebastian Räuchle
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