40.000 Teilnehmer

Beamtenstreik: Vom Schreibtisch auf die Straße

Österreich
18.12.2013 19:27
Kein Weihnachtsfriede für die frisch angelobte Regierung: Angesichts der festgefahrenen Verhandlungen über die Erhöhung der Beamtengehälter hat am Mittwochnachmittag die Gewerkschaft die Muskeln spielen lassen. Rund 40.000 Staatsdiener versammelten sich laut Polizei bei Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt vor dem Bundeskanzleramt und bescherten der Wiener Innenstadt einen vorweihnachtlichen Verkehrskollaps. Ein "Krone"-Lokalaugenschein.

Um 14 Uhr schlug die große Stunde der Beamten in Wien: Während sich der Nationalrat nach der Sitzung am Dienstag in die Weihnachtsferien verabschiedet hatte, gingen die Beamten am Mittwoch nach der Mittagspause auf die Barrikaden - das von der Regierung zuletzt angebotene Plus von 1,7 Prozent war den Staatsbediensteten zu dürftig.

So verließen die Beamten ihre Schreibtische und gingen auf die Straße, um ihrem Unmut Gehör zu verschaffen. Trotz eisiger Kälte und trüben Wetters "enterten" die Staatsdiener scharenweise die Innenstadt, unter den Demonstranten auch viele Abordnungen aus den Bundesländern, wie etwa 6.000 Beamte aus Niederösterreich sowie Hunderte Lehrer, die ein Drittel der Staatsdiener stellen.

(Bild: APA/Hans Klaus Techt)
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(Bild: APA/Helmut Fohringer)
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(Bild: APA/HANS KLAUS TECHT, krone.at-Grafik)
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(Bild: APA/Helmut Fohringer (Archivbild))

Trillerpfeifen, Transparente und 25.000 weiße Schals
Vor den Zentren der Regierungsmacht machten die Demonstranten dann mit Trillerpfeifen und Sprechchören ihrem Unmut Luft. "Faire Löhne für erstklassige Arbeit", "Wir lassen uns nicht mehr kaputtsparen" oder etwa "Wir arbeiten um zu leben und leben nicht um zu arbeiten! Also lasst uns leben" war auf Transparenten zu lesen. Die Gewerkschaft hatte zudem 25.000 weiße Schals mit der Aufschrift GÖD vorbereitet, die sich die Beamten um den Hals banden.

Ursprünglich waren an die 30.000 Demonstranten vor dem Bundeskanzleramt erwartet worden, diese Zahl wurde aber trotz des eher demonstrationsfeindlichen Wetters am Ballhausplatz sogar übertroffen. Laut Wiener Polizei drängten sich rund 40.000 Demonstranten - eingepeitscht durch laute Musik - zwischen Burgtheater und Heldenplatz.

Neugebauer: "Wen das nicht beeindruckt, der hat kein Herz"
"Wen das nicht beeindruckt, der hat kein Herz", rief dann Gewerkschaftschefs Fritz Neugebauer der Menschenmenge zu. Er bedankte sich bei Bürgermeistern, "manchen Landeshauptleuten und manchen Regierungsmitgliedern", für die "Sozialpartnerschaft kein Fremdwort ist". Als er den Beschluss des Lehrerdienstrechts gegen den Willen der Gewerkschaft kritisierte, stimmten ihm die Teilnehmer mit besonders lauten Pfiffen und Buhrufen zu.

Die vorweihnachtliche Großdemonstration führte jedenfalls zu gröberen Verkehrsbehinderungen in der Innenstadt. Die Protestierenden reisten nämlich vom Bodensee bis zum Neusiedler See nicht nur mit Zügen, sondern auch mit rund 220 Bussen an, die den Ring kurzerhand zum Mega-Parkplatz werden ließen. Eine Totalsperre der Paradestraße war die Folge.

Stenzel fordert "demo-freie Zone" in der Wiener City
Detail am Rande: Der ÖVP-Bezirksvorsteherin der Inneren Stadt, Ursula Stenzel, missfällt, dass Demonstrationen wie die der Beamten die Wiener City lahmlegen. Sie forderte deshalb noch am Mittwochabend in der ORF-Sendung "Wien heute" eine "demo-freie Zone am Ring und auch am Stephansplatz".

Man könne, so Stenzel, nicht eine "Hauptschlagader verstopfen, das führt zum Infarkt'". Gegen Demonstrationen habe sie prinzipiell zwar nichts, so die Bezirkschefin. Aber sie schlägt vor, dass Busse künftig am Stadtrand parken und die Demonstranten mit der U-Bahn in den 1. Bezirk fahren.

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