Nach dem Ende seiner Laufbahn als Fußballprofi habe er jetzt Zeit "für dieses Engagement. Überdies habe ich das Gefühl, dass jetzt ein guter Moment dafür ist. Die Olympischen Spiele von Sotschi stehen bevor, und ich denke, es braucht kritische Stimmen gegen die Kampagnen mehrerer Regierungen gegen Homosexuelle", sagte der 31-Jährige und meinte damit auch die russische Regierung, die ein Gesetz zum Verbot von Homosexuellen-Propaganda beschlossen hatte.
Langer Weg zum Outing für Hitzlsperger
Für Hitzlsperger war es ein langer Weg zu seinem Outing. Noch im September 2012 sagte er als noch nicht geouteter Fußballer "Zeit online" zu den möglichen Folgen, Homosexualität im Profifußball zu offenbaren: "Jedenfalls wäre der sportliche Worst Case möglich: das Karriereende." Ein Jahr nach diesem Interview beendete der 52-fache deutsche Nationalspieler seine Karriere und ließ dann noch ein paar Monate verstreichen, ehe er nun seine sexuelle Ausrichtung öffentlich machte.
Der 31-Jährige erklärte, es sei "ein langwieriger und schwieriger Prozess" hin zu der Erkenntnis gewesen, dass er schwul sei. "Erst in den letzten Jahren dämmerte mir, dass ich lieber mit einem Mann zusammenleben möchte." Dass er diese an sich vollkommen private Einschätzung nun preisgab, begründete Hitzlsperger damit, "weil ich die Diskussion über Homosexualität unter Profisportlern voranbringen möchte". Das Thema werde im Fußball bisher "schlicht ignoriert".
Karriereende im vergangenen September
Der 31-Jährige hatte seine Laufbahn im vergangenen September nach vielen Vereinswechseln binnen weniger Jahre und wegen zahlreicher größerer und kleinerer Verletzungen beendet. Seine beste Zeit als Aktiver erlebte er in der ersten Hälfte seiner Karriere, als er bei Aston Villa in der Premier League und beim VfB Stuttgart in der deutschen Bundesliga nicht nur Stammspieler, sondern auch Publikumsliebling war. Aus seiner Zeit in England stammt auch sein Spitzname "The Hammer".
Viel positive Resonanz auf Hitzlspergers Outing
Dass er sich nun trotz aller Vorurteile ein Outing traute, brachte Hitzlsperger viel Zustimmung ein. Ex-Außenminister Guido Westerwelle, der sich als einer der ersten deutschen Spitzenpolitiker geoutet hatte, sagte, "dieser Mut verdient größten Respekt". DFB-Teamspieler Lukas Podolski twitterte: "Mutig - und richtig".
Der deutsche Bundestrainer Joachim Löw forderte Respekt für Hitzlsperger. "Thomas hat für sich persönlich entschieden, diesen Schritt zu gehen, und er sollte in einer toleranten Gesellschaft von allen respektiert werden", betonte Löw. Für ihn als Trainer seien "alleine die sportlichen Leistungen und das soziale Verhalten eines Spielers entscheidend - und ich habe Thomas immer als ehrgeizigen, zuverlässigen Profi kennengelernt", ergänzte der ehemalige Tirol- und Austria-Trainer.
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