Blutbad in Kabul
Zahlreiche Tote bei Anschlag in Diplomatenviertel
Das libanesische Restaurant "Taverna du Liban" liegt im Viertel Wazir Akbar Khan, in dem viele ausländische Botschaften ihren Sitz haben. Laut Polizeichef Mohammed Sahir beteiligten sich an dem Anschlag drei Selbstmordattentäter. Der Bereich um den Anschlagsort wurde von Sicherheitskräften abgesperrt.
Augenzeuge: "Überall war Blut, auf Tischen und Sesseln"
Augenzeugen berichteten von furchtbaren Szenen. "Ein Mann kam schreiend durch die Tür und fing sofort an zu schießen, einer meiner Kollegen wurde getroffen", sagte der Koch Abdul Majid. "Ich rannte auf das Dach und sprang auf das Nachbargrundstück". Sein Kollege Atikullah konnte sich durch die Hintertür in den ersten Stock flüchten, musste aber später zur Identifizierung der Leichen in das Lokal zurück: "Überall war Blut, auf den Tischen, auf den Sesseln. Die Angreifer müssen ihre Opfer aus nächster Nähe erschossen haben."
Taliban: "Gezielter Vergeltungsschlag für Massaker"
Die radikalislamischen Taliban haben die Verantwortung für den Angriff, der gezielt Ausländern galt, übernommen. Es habe sich um einen Vergeltungsschlag für ein "Massaker" in der Provinz Parwan in dieser Woche gehandelt, erklärte Taliban-Sprecher Sabiullah Mujahid. Dort waren nach Darstellung eines Mitarbeiters aus dem Büro des afghanischen Präsidenten Hamid Karzai bei dem NATO-Luftangriff sieben Kinder und eine Frau getötet worden.
Nach Angaben des Sprechers sind bei dem Anschlag in Kabul mehrere "hochrangige deutsche Diplomaten" getötet worden. Das deutsche Außenministerium in Berlin konnte dies aber noch nicht bestätigen. Mittlerweile bekannt sind jedoch die Nationalitäten von zehn ausländischen Opfern. So sollen zwei US-Bürger, ein Russe, zwei Briten, zwei Kanadier, ein Däne und zwei Libanesen unter den Toten sein.
Ban: "Abscheulicher Bruch der Menschenrechte"
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte den Taliban-Anschlag scharf. Solche Anschläge auf Zivilisten seien "völlig inakzeptabel" und ein "abscheulicher Bruch der internationalen Menschenrechte". "Sie müssen sofort aufhören", so Ban in einer Mitteilung am späten Freitagabend.
In den vergangenen Tagen hatte es mehrere Angriffe in Kabul gegeben, darunter auch einen Selbstmordanschlag. In einem zweiten Fall war ein Selbstmordattentäter erschossen worden, bevor er seine Bombe zünden konnte.
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