Billionen versteckt
Chinas Elite hortet gewaltiges Vermögen in Karibik
Laut der Berichte des "Guardian", der "Süddeutschen Zeitung" und weiterer Medien stehen auf den Listen auch Angehörige des früheren Regierungschefs Li Peng und des früheren Präsidenten Hu Jintao sowie zahlreiche Parlamentsmitglieder und Führungskräfte. Keine der betroffenen Politikerfamilien wollte sich zu den Daten äußern, so die Zeitungen.
Über 21.000 Offshore-Firmen aufgedeckt
In den Unterlagen sind den Berichten zufolge mehr als 21.000 Offshore-Firmen von Kunden aus China und Hongkong gelistet. Schätzungen zufolge wurden seit dem Jahr 2000 Gelder und Firmenanteile im Wert bis zu vier Billionen Dollar (knapp drei Billionen Euro) aus der Volksrepublik verschoben.
Die Unterlagen dokumentieren der "Süddeutschen Zeitung" und dem "Guardian" zufolge auch, dass westliche Banken, darunter auch die Deutsche Bank, dabei halfen, Strukturen in Steueroasen zu errichten und instand zu halten. Die Deutsche Bank erklärte dazu, die Kunden würden "ihre Steuerangelegenheiten vollumfänglich regeln und dabei alle Steuergesetze und Meldeverpflichtungen befolgen".
Peking weist Berichte zurück: "Verfolgen dunkle Motive"
Die chinesische Regierung hat die Berichte zurückgewiesen. Die Artikel seien unlogisch und verfolgten "dunkle Motive", sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Qin Gang, am Mittwoch. Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums erklärte zu den Berichten, er kenne keine Einzelheiten. Sie seien aber nicht glaubhaft. "Es kann gar nicht anders sein, als dass die Menschen denken, hinter den Berichten steht eine bestimmte Absicht."
Auf die Frage, ob China die Steueroasen um eine Stellungnahme bitten werde, sagte er: "Die, die sauber sind, sind sauber. Und die, die schmutzig sind, sind schmutzig." Weder das Informationsamt noch die Antikorruptionsstelle der Kommunistischen Partei wollten zunächst auf Anfragen reagieren.
Seiten westlicher Medien im Internet blockiert
Zeitgleich blockierte die chinesische Zensur Internetseiten, auf denen der Vorgang thematisiert wurde. Die Website des "Guardian" wurde blockiert. Und als die BBC über das Thema zu berichten begann, wurden die Bildschirme in China kurzerhand schwarz, berichtet "Spiegel Online". Ob sich die Erkenntnisse auf lange Sicht im Land geheim halten lassen, ist dennoch fraglich.
Die staatlichen Zensoren versuchten auch die Thematisierung der Berichte auf der populären Internetplattform, dem Twitter-ähnlichen Dienst Sina Weibo, zu unterbinden. Suchanfragen mit den "offshore" oder "princeling" - ein Synonym für die Kinder hochrangiger Politiker - ergaben keine Treffer. Auf der Seite "Free Weibo" von Bürgerrechtsaktivisten in China waren Kommentare zu lesen, die aus der offiziellen Weibo-Seite gelöscht waren.
Offshore-Leaks beschäftigen Öffentlichkeit seit Monaten
Das Internationale Konsortium Investigativer Journalisten (ICIJ) hatte im Juni vergangenen Jahres Informationen von rund 100.000 Unternehmen, Fonds und Stiftungen in führenden Steueroasen ins Internet gestellt. Die Offshore-Leaks-Dateien sollten die nötige Transparenz schaffen, um etwa Betrug, Geldwäsche und Steuerhinterziehung bekämpfen zu können, erklärte die Gruppe damals.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.