Gemacht haben Wissenschaftler die Entdeckung des Biotops bereits Ende Dezember 2010 im Rahmen des Antarktis-Bohrprogramms ANDRILL (ANtarctic Geological DRILLing), mithilfe des zylinderförmigen und mit zwei Kameras ausgerüsteten Tauchroboters SCINI (kleines Bild), die Ergebnisse wurden aber erst jetzt im Fachjournal "PLOS One" veröffentlicht.
"Die Bilder waren atemberaubend", beschreibt die Seeanemonen-Spezialistin Marymegan Daly von der Ohio State University die Entdeckung. Bei den weißen Anemonen, die den wissenschaftlichen Namen Edwardsiella andrillae verpasst bekamen, handle es sich um die erste je entdeckte Art, die im Eis lebt, so die Forscherin.
Tiere leben auf Schelfeis-Unterseite
Die Anemonen, die zu Tausenden und Abertausenden quasi "kopfüber" - wie Blumen von einer Zimmerdecke - an der Unterseite des Ross-Schelfeises hängen, sind im kontrahierten Zustand rund 2,5 bis drei Zentimeter lang. Im entspannte Zustand sind die Tiere, die jeweils 20 bis 24 Tentakel besitzen, laut Angaben der Forscher um das rund Vierfache größer.
Wie die Seeanemonen-Art es schafft, sich im Eis festzuhalten, wie sie den eisigen Temperaturen trotzt und wie sie sich fortpflanzt, ist noch unklar. Ernähren dürften sich die Tiere von Plankton im Meerwasser, berichtet Frank Rack von der University of Nebraska-Lincoln.
Unter dem Schelfeis fanden die US-Forscher außerdem einen Fisch, der auf dem Rücken schwimmt - offenbar weil die Unterseite der Eisdecke für ihn den Boden darstellt -, bislang unbekannte Flohkrebse und Borstenwürmer sowie einen rätselhaften zylinderförmigen Organismus, den sie als "Eggroll" (Frühlingsrolle; Bild 3) bezeichnen.
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