Die Medaillen gingen an diesem Tag an Polen, Slowenien und Norwegen: Mit Weltcup-Leader Kamil Stoch, dem Gesamt-Zweiten Peter Prevc und Anders Bardal, dem Gesamt-Weltcupsieger 2011/12, standen keine Unbekannten auf dem Podest. Stoch flog mit 105,5 und 103,5 Metern erstmals seit 1972 wieder zu Schanzen-Gold für Polen - damals in Sapporo war es Wojziech Fortuna gewesen. Selbst der große Adam Malysz wurde nie Olympiasieger.
Während dieses Trio über den Ausgang jubelte, wurde die Interview-Reihe für manchen Österreicher zur Qual. Allen voran Gregor Schlierenzauer, der sich für diese Spiele so viel vorgenommen hat und dem in seinem Erfolgspuzzle nur noch Olympia-Einzel-Gold fehlt. Mit 96 und 101 Metern landete der 52-fache Weltcupsieger nur auf dem elften Rang - zu wenig für die Ansprüche des 24-jährigen Tiroler.
"Schlechte Sprünge"
"Es waren eben schlechte Sprünge. Es hat fast ein bisschen die Saison widergespiegelt, dass es einfach zwei, drei Fehler sind und dadurch der Sprung nicht stimmt", sagte Schlierenzauer zur APA - Austria Presse Agentur. "Das Blöde ist halt das: Wenn ich es erwische, und manchmal gelingt mir wirklich ein guter (Sprung) so wie gestern in der Qualifikation, dann bin ich vorne dabei. Es ist sehr ärgerlich", erklärte Schlierenzauer unter Tränen.
Ärgerlich, aber doch auch mit der Gewissheit eine Spitzenplatzierung bei Olympia geschafft zu haben, reagierte Hayböck. Der 22-jährige Oberösterreicher war so dominant gewesen in den Tagen zuvor und war für viele eine Medaillenbank. "Momentan ärgert es mich schon noch ein bisserl. Ich habe vor dem Springen gesagt, ich nehme jeden Platz, den ich kriege, solange meine Sprünge passen. Vor allem im zweiten wäre mehr drinnen gewesen, aber ein fünfter Platz bei Olympische Spielen - wenn ich sage, ich wäre komplett unzufrieden, wäre das auch falsch."
Diethart zufrieden
Richtig schief gelaufen sei eigentlich nichts, Training und Wettkampf aber zwei verschiedene Paar Schuhe. Diethart war trotz des undankbaren vierten Platzes nicht so enttäuscht. "Ich bin zufrieden mit dem vierten Platz. Wenn man im Weltcup Vierter wird, ist es ein Wahnsinn. So lange bin ich noch nicht dabei. Es ist zwar schade, dass ich jetzt keine Medaille habe, aber zwei Bewerbe haben wir ja noch, wo wir das noch umsetzen können."
"Bester Tag" für Morgenstern
Am zufriedensten von allen war der dreifache Olympiasieger. Thomas Morgenstern, der übrigens wie Diethart und Hayböck in der Folge noch zur Dopingkontrolle musste, landete auf dem 14. Rang. Doch das Ergebnis war nicht vorrangig nach all dem, was Morgenstern durchgemacht hat. "Ich bin sehr zufrieden. Ich habe von Anfang an gemerkt, dass es nicht einfach wird, hier eine Medaille zu machen. Die ganze Konstellation hat sich nicht so entwickelt, wie ich es mir erträumt hätte, aber ich bin trotzdem sehr glücklich. Für mich war das heute der für mich beste Tag, seit ich hier bin", sah der Kärntner viele gute Seiten in seinem Auftritt.
Morgenstern hatte sogar Gedanken an die Jungen und sprach es von selbst an. "Vor allem der Michi hat jedes Training dominiert - das tut auch mir weh, weil er einfach extrem stark gesprungen ist und es drauf gehabt hat. Der Thomas genauso. Aber es wird einen nächsten Wettkampf auf der Großschanze geben", betonte Morgenstern.
Mit gefasster Enttäuschung nahm Cheftrainer Alexander Pointner den Olympia-Auftakt hin. "Man muss es von zwei Seiten beleuchten: Natürlich ist es immer bitter, und wenn ich ins Zimmer komme, dann werde ich einmal einen lauten Schrei loslassen (er tat es später auch noch im Auslauf, Anm.), weil es nicht so lässig ist, wenn man Vierter und Fünfter wird bei so einer Großveranstaltung."
Andererseits wollte er nicht tiefstapeln. "Man darf auch keine Angst haben, wenn wir einmal keine gewinnen, so wie heute." Die andere Sichtweise sei der Blick auf die Jungen. "Schön, dass zwei junge Athleten Vierter und Fünfter geworden sind. Am Anfang der Saison hat keiner gewusst, kommt jetzt einmal jemand zu den Superadlern nach, und jetzt werden zwei Junge Vierte und Fünfte, das ist großartig."
Sein Team hat nun jedenfalls Zeit, den Rückschlag zu verdauen, denn der Großschanzen-Bewerb geht erst am kommenden Samstag in Szene.
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