Giraffe getötet

“Schäm dich!” Ruf nach Rücktritt des Zoodirektors

Ausland
10.02.2014 16:42
Nach der Tötung des Giraffenjungen "Marius" in Kopenhagen hat sich ein Sturm der Entrüstung gegen den Direktor des Zoos zusammengebraut. Das eineinhalb Jahre alte Tier war getötet und an die Raubtiere verfüttert worden, weil es angeblich nicht mehr genügend Platz im Zoo gab. Wegen Inzuchtgefahr habe es nach Angaben des Tiergartens auch nicht in einen anderen europäischen Tierpark umziehen dürfen. Mittlerweile gehen auch die Befürworter der Aktion in die Offensive.

Auf Facebook reißen die wütenden Kommentare nicht ab: "Schäm dich, Kopenhagener Zoo!", lautet etwa ein Eintrag. "Ihr habt eine unschuldige Baby-Giraffe getötet!" In einer Petition im Internet hatten mehr als 27.000 Menschen die Rettung des Tieres gefordert.

"Das war eine Standardprozedur"
Am Montag forderten die Organisatoren der Petition die Absetzung von Zoodirektor Bengt Holst. Dieser hatte die Tötung des Tieres noch am Sonntag verteidigt. "Das war eine Standardprozedur, die sicherstellt, dass es auch in Zukunft einen gesunden Bestand an Tieren gibt", sagte Holst der Zeitung "Berlingske".

(Bild: AFP)
(Bild: APA/EPA/Kasper Palsnov)

Zoobesucher - Kinder und Erwachsene - hatten die Obduktion des Tieres in Kopenhagen verfolgen können. Eine Giraffe zu verfüttern, sei im Grunde nichts anderes, als ein Schwein zu keulen, sagte auch der Direktor des Nürnberger Zoos, Dag Encke, in einem Interview mit der dpa. "Die Leidensfähigkeit der beiden Tiere ist identisch", betonte er. "Wir Zoos sind auch da, um den Menschen zu zeigen: Das ist etwas ganz Natürliches, auch eine Giraffe wird gefressen."

Todesdrohungen gegen Direktor
Viele empfinden das aber keineswegs als etwas Natürliches, das in Tiergärten passieren muss. Es gibt sogar Todesdrohungen gegen Holst. In die Welle der Empörung im Internet warf sich auch Hollywood-Prominenz. So appellierte etwa Schauspielerin Kirstie Alley via Twitter: "Liebe Zoos, wenn ein Tier nicht euren Zuchtkriterien entspricht, gebt es bitte einfach woanders hin."

"Was glauben die eigentlich, was Löwen fressen?"
Nach dem Aufschrei über die "Tötung einer kerngesunden Giraffe" gehen nun auch die Befürworter der Aktion in die Offensive. Viele Dänen werfen den Kritikern Heuchelei vor. "Wie können sich die Menschen so über eine Giraffe ereifern, obwohl es Krebskrankheiten, den Krieg in Syrien und die (zuwanderungsfeindliche) Dänische Volkspartei gibt?", fragte die Projektkoordinatorin Dorte Dejbjerg Arens auf Twitter.

Andere Beobachter stießen ins gleiche Horn. Der Journalist Kristian Madsen von der Zeitung "Politiken" etwa stellte die ironische Frage: "Was glauben die eigentlich, was Löwen an einem Tag ohne solch einen Leckerbissen wie Marius fressen? Kohlsprossen?"

"Disneyfizierung" niedlich wirkender Tiere in Zoos
Peter Sanddoe, Professor für Bioethik an der Universität Kopenhagen, spottete über die "Disneyfizierung" niedlich wirkender Tiere in Zoos. Diese würden "als eine Art Bürger betrachtet, die auf Augenhöhe mit ihren menschlichen Genossen behandelt werden sollten". Dänemark sei aber eine traditionelle Agrarnation und die Tierschutzbewegung längst nicht so stark ausgeprägt wie in Großbritannien oder den USA - weshalb die anfängliche Empörung nun eben ins Gegenteil umschlage.

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