"Ehebruch" im Sudan
Von 7 Männern vergewaltigt: Opfer droht Steinigung
Das Netzwerk Strategic Initiative for Women in the Horn of Africa (SIHA) hat den Fall der jungen Äthiopierin öffentlich gemacht, berichtet der "Guardian". Die Frau erklärt, im August - sie war gerade im dritten Monat schwanger - in der sudanesischen Hauptstadt Khartum auf ein leeres Grundstück gelockt worden zu sein. Dort sei sie von sieben Männern brutal vergewaltigt worden.
Als sie den Vorfall bei der Polizei anzeigen wollte, verweigerte der zuständige Beamte eine Untersuchung, weil Feiertag war. Die Anklage gegen den Polizisten wegen Fahrlässigkeit wurde am Dienstag vor Gericht allerdings fallen gelassen.
Erst Handyvideo brachte Verfahren
Die Angreifer der inzwischen 18-Jährigen müssen sich nun hingegen in einem Verfahren verantworten. Der Fall kam allerdings erst ins Rollen, nachdem einer von ihnen sechs Monate nach der Vergewaltigung ein Handyvideo davon in einem sozialen Netzwerk hochgeladen hatte.
Im Februar kamen sechs der Männer vor Gericht - allerdings nicht wegen der Vergewaltigung. Stattdessen wird fünf von ihnen - zwischen 18 und 22 Jahre alt - Ehebruch vorgeworfen. Einem sechsten, der eigenen Angaben nach keinen Sex mit der Äthiopierin hatte, wird grobes Sittlichkeitsvergehen zur Last gelegt.
Vergewaltigung bleibt ungesühnt
Im Zuge der Festnahme der mutmaßlichen Vergewaltiger kam allerdings auch das 18-jährige Opfer hinter Gittern, berichtet SIHA. Auch ihr wird Ehebruch - sie war zum Tatzeitpunkt noch verheiratet - vorgeworfen. Die Äthiopierin hat den Vorwurf zurückgewiesen, schließlich sei sie zum Sex gezwungen worden.
Die Vergewaltigung dürfe sie nicht erneut anzeigen, so der Staatsanwalt, schließlich stehe sie gerade wegen anderer Vorwürfe vor Gericht. Zudem hätte sie die Tat direkt melden müssen - dass dies am damals zuständigen Polizisten scheiterte, hat den Staatsanwalt offensichtlich nicht beeindruckt.
Steinigung als Strafe möglich
SIHA schlägt ob der Vorgänge nun Alarm. Es sei sehr bedenklich, dass dem Opfer die Schuld an einer Vergewaltigung zugeschoben werden soll, so die Frauenrechtsorganisation. Noch schlimmer aber sei, dass bei einer Verurteilung wegen Ehebruchs die Steinigung drohe. Dieses Urteil werde zwar selten ausgesprochen, doch 2012 sei dies bei zwei Frauen der Fall gewesen.
Die Menschenrechtslage im Sudan wird immer wieder stark kritisiert. Insbesondere Flüchtlinge sind oft Opfer von Fremdenfeindlichkeit und Gewalt wie Vergewaltigung. Den sudanesischen Medien wirft SIHA vor, die Glaubwürdigkeit des Vergewaltigungsopfers unterminieren zu wollen - dort sei behauptet worden, die 18-Jährige habe HIV, sei eine Prostituierte und habe die Männer unter Drogen gesetzt.
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