30.000 Jahre alt

Riesenvirus aus dem Permafrost zum Leben erweckt

Wissenschaft
03.03.2014 21:00
Französischen Forscher ist es gelungen, 30.000 Jahre alte, bisher unbekannte Riesenviren aus dem Permafrostboden zum Leben zu erwecken. Das Virus namens Pithovirus sibericum infiziere bestimmte Amöben, berichten die Wissenschaftler. Mit dem Tauen des Permafrostbodens beim Bohren nach Öl in der Arktis könnten weitere Viren frei und gefährlich werden, warnen sie.

Riesenviren haben in etwa die Größe von kleinen Bakterien und sind sogar in einem normalen Lichtmikroskop sichtbar. Bisher kannten die Forscher zwei sehr unterschiedliche Familien: die Megaviren und die Pandoraviren. Beide sind erst seit etwa zehn Jahren bekannt.

1,5 Mikrometer langes Virus
Das Team um Matthieu Legendre und Julia Bartoli von der Aix-Marseille Universite in Frankreich) spürte nun eine dritte Variante auf: das 1,5 Mikrometer (0,0015 Millimeter) lange Pithovirus (das Bild zeigt eine Elektronenmikroskop-Aufnahme). Dazu hatten die Wissenschaftler Proben des Permafrostbodens aufgetaut und dann im Labor mit Acanthamöben zusammengebracht. Diese dienten sozusagen als Köder, um den Viren eine Möglichkeit zu geben, sich wieder zu vermehren.

"Unseres Wissens ist dies das älteste, Eukaryoten-infizierende Virus, das bisher zum Leben erweckt wurde", schreiben die Forscher. Die Pithoviren scheinen charakteristische Merkmale der beiden anderen bekannten Riesenvirus-Familien in sich zu vereinen. In ihrer amphoren-ähnlichen Struktur ähnelten sie den Pandoraviren, während ihr Gen-Gehalt und die Art der Replikation an Megaviren erinnerten.

Virus bildet 467 Proteine
Angesichts der Größe des Virus waren die Wissenschaftler von der geringen Zahl der im Erbgut codierten Proteine überrascht: Gerade einmal 467 Proteine bildet das Virus scheinbar. Das Genom der Pandoraviren codiert bis zu 2.500, das der Megaviren immerhin bis zu 1.000 Proteine, berichten die Forscher in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften.

Viren aus genetisch betrachtet völlig unterschiedlichen Familien können scheinbar die gleiche Struktur haben, schreiben die Forscher. Womöglich gebe es noch zahlreiche weitere Varianten von Viren, die eine Pandoravirus-ähnliche Struktur, aber in Größe und Art ganz unterschiedliche genetische Merkmale besitzen. Die Jagd auf diese Viren habe gerade erst begonnen.

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