"Krone": Nach zweijähriger Abwesenheit seid ihr mit dem Album "#TS4" wieder zurück. Viele Leute dachten, ihr hättet aufgehört. Gab es diese Überlegungen wirklich?
Manuel Hoffelner: Nein, wir haben das aber auch immer so kommuniziert, dass wir nicht aufhören. Schon nach unserem letzten Album "Zruck zu de Ruabm" haben wir deutlich gesagt, dass dann das Lukas-Plöchl-Soloalbum kommen wird und dann wieder wir. Es stand aber nie so in den Zeitungen, und dann kamen die Trennungsgerüchte auf.
Lukas Plöchl: Wir hatten noch nie so richtig Pläne (lacht). Wir wussten aber, dass wir ein Album machen werden, und das haben wir immer gesagt – auch, dass es länger dauern wird.
"Krone": Die Pause kam nach dem Song Contest 2012, wo ihr mit "Woki mit deim Popo" Letzter wurdet. Das hat nicht nach euren Wünschen funktioniert.
Plöchl: Das hat sogar super funktioniert, denn wir sagten immer, wir werden Erster oder Letzter. Ich muss aber ehrlich sagen, dass wir nicht dachten, dass der letzte Platz vom Gefühl her so scheiße wäre. Wir waren sehr motiviert dort, haben viele Interviews gegeben und einfach alles getan, um bestmöglich abzuschneiden. Ich kann mir keinen Vorwurf machen, Letzter geworden zu sein. Dass uns die Medien dann zerreißen würden, haben wir vorher auch gewusst – ist halt so. Wir wollten hin, weil es auch hätte funktionieren können.
Hoffelner: Im Semifinale haben 50 Millionen Menschen auf den TV-Schirmen zugesehen. Das war das absolut Richtige, dass wir es so gemacht haben. Natürlich sind wir Wettkampf-Typen und hätten gerne gewonnen, aber man kann es sich nicht aussuchen und die Teilnahme war die richtige Entscheidung.
"Krone": Würdet ihr das noch einmal probieren?
Plöchl: Man kann nur im Hier und Jetzt denken und jetzt würden wir es definitiv nicht machen. Ich würde niemals nie sagen, aber ich habe derzeit absolut keinen Bock drauf. Damals hat es einfach gepasst für uns – ich möchte das Gefühl auch nicht missen. Der Moment, wo du vor 25.000 Leuten in der Halle spielst und etwa 20 Kameras deinen Auftritt für 50 Millionen Zuseher projizieren, den kann nicht jeder erleben. Vom Feeling her war der Auftritt megageil.
"Krone": Bevor wir zu eurem neuen Album kommen, müssen wir ein bisschen ausholen. Lukas, du hast dann dein Soloalbum veröffentlicht. Wie lange war das geplant und warum zu diesem Zeitpunkt?
Plöchl: Dass ich es machen werde, war eigentlich schon immer klar. Vom Gefühl her war es für mich der richtige Zeitpunkt. Ich wollte meine andere Seite zeigen, anderen Liedern Platz geben. Ich habe in meiner Persönlichkeit die Dinge ergänzt, die mit dem Manuel als Trackshittaz untergegangen sind. Im Nachhinein gesehen war es gar nicht so schlecht, dass die Song-Contest-Geschichte nicht so aufgegangen ist, weil ich dadurch die Möglichkeit hatte, das Persönlichere hervorzukramen. Wenn man immer nur eine Seite zeigen darf, fühlt man sich vielleicht irgendwann missverstanden. Es war eine Befreiung - auch für die Trackshittaz. Da kam dann auch schnell die Motivation zurück. Ich habe für das neue Trackshittaz-Album befreiter schreiben können als für das letzte.
"Krone": Eine Fortsetzung deines Soloprojekts ist auch möglich?
Plöchl: Warum nicht? Ich sitze halt oft da, wurste einen Beat zusammen, lege eine Melodie und den Text darüber – und das ist nicht immer Trackshittaz-Material. Ich habe jetzt schon wieder ziemlich viele Sololieder geschrieben, die ich noch veröffentlichen werde.
"Krone": Manuel, du hingegen hast kein Soloalbum gemacht, sondern bist in der Zwischenzeit durch die Welt getingelt.
Hoffelner: (lacht) Ich war einen Monat lang unterwegs und habe einen Freund in Sydney besucht. Ich war dann noch in L.A. bei unserem Produzenten, dann in Las Vegas und kurz in Singapur.
"Krone": Auswandern wolltest du also nicht?
Hoffelner: Ich wollte schon gerne dortbleiben.
"Krone": Wo genau?
Hoffelner: Im Flieger (lacht). Es war sehr angenehm, weil ich Business Class geflogen bin – mein Freund arbeitet bei der Fluglinie. Er hat mir da was gecheckt, dass ich ein halbes Jahr günstig fliegen kann, und für 800 Euro fliegt man schon gerne in der Business Class.
"Krone": Wann habt ihr euch dann wieder zusammengefunden, um am neuen Material zu arbeiten?
Plöchl: Nach den Dreharbeiten zum Film "Rise Up!", in dem ich mitspiele. Dann haben wir gewusst, es muss wieder was passieren, denn ohne uns haben die Leute nichts zu meckern. Dieses Mal haben wir richtig draufgehauen – da haben die Leute garantiert was zu meckern. Ein Lied wie "Woki mit deim Popo" hätte es maximal als Bonustrack auf das Album geschafft. Die Leute haben sich damals beschwert, dass das ein Kindergartenlied gewesen wäre, aber das hab ich auch so kommuniziert. Wir haben es geschafft, uns von den ganzen medialen Debatten nicht niederkriegen zu lassen, und machen nach wie vor, was wir wollen. Dieses Album ist jetzt genau richtig.
"Krone": Was macht dich so sicher, dass man die Trackshittaz braucht, um zu meckern?
Plöchl: Wir sind nicht da, um zu schockieren, aber wir machen unsere Musik und sind dort ziemlich alleine in dem Gebiet. Was heißt sicher? Ich glaube, dass es dem Pfarrer nicht so gefallen wird, wenn ich im Lied "Kirchn" darüber singe, dass er sich an Kindern vergeht. Für diesen Verein zahle ich nicht. Ich bin ausgetreten, nicht weil ich nicht an Gott glaube, sondern weil ich keinen Luxuspfarrer und Kinderficker finanzieren will. Natürlich wird mir jetzt vorgeworfen, dass ich Verallgemeinere und die Pfarrer zu 90 Prozent super sind – das stimmt ja auch alles. Aber eine Glaubensgemeinschaft, die vorgibt, etwas zu sein, und sich dann als Gesamtes nicht von solchen Vorfällen distanzieren kann, animiert mich dazu, mir meine eigene Meinung zu bilden. Ich möchte finanziell nichts beitragen und kann trotzdem an Gott glauben. Ich glaube sagen zu können, dass ich sogar mehr bete als so mancher Pfarrer. Ich muss keinem Fischerverein angehören, um mich als religiös identifizieren zu können. Ich glaube an Gott, an eine Energie und daran, dass man Gott nicht nennen muss. Ich glaube, dass alles, was auf dieser Welt passiert, durch etwas Gutes geschieht, an das man glauben darf. Sachen passieren nicht einfach so – sie haben im Großen und Ganzen immer einen Sinn. Die mathematische Physik muss sich doch auch wer ausgedacht haben (lacht).
"Krone": Warum flüchten die Jugendlichen scharenweise aus der Kirche und dem Glauben?
Plöchl: Das Alte Testament ist in gewisser Weise nicht lebensnah. Einem Jugendlichen muss man etwas beibringen, was ihn in seinem Tun stärkt. Es sollten eher realitätsnahe Fragen behandelt werden. Zum Beispiel, warum darf jeder so sein, wie er will? Warum darf ich mich wohlfühlen, obwohl ich nur 30 oder 120 Kilo habe? Warum darf ich mich wohlfühlen, wenn ich stinke? Wer gibt mir vor, was stinkt und was nicht? Das sind Themen – vertraue auf dich selbst und respektiere andere. Nur wenn du dich selbst respektierst, wie du bist, hast du die nötige Ausstrahlung, dass du auch Respekt empfangen kannst. Es geht um Geben und Nehmen und um das Modernisieren. Wenn mir so ein alter Sack, der noch nie mit einer Frau geschlafen hat, was über das Leben erzählen will – wo sind wir denn da? Das ist alles so scheinheilig. Ist ein Pfarrer klüger, wenn er nicht mit Frauen schläft? Wo ist da der Sinn? Botschaft an die Pfarrer: Ich respektiere euch natürlich, wenn euch das etwas gibt und ihr das gut findet. Aber ich muss nicht zuhören, wenn mir ein Pfarrer etwas sagen will über Themen, mit denen ich nichts anfangen kann.
"Krone": Glaubst du, die Kirche ist mit dem aktuellen Papst auf dem richtigen Weg? "Krone": Du hast vorher über Respekt gesprochen. Jetzt kann man sagen, dass ihr im Song "RIP Radio" etwa dem Radio gegenüber respektlos seid. "Krone": Andererseits wäre es aber schön für euch, würdet ihr selbst permanent im Radio gespielt werden. "Krone": Auf eurer Homepage ruft ihr zum Radio-Voting auf. "Krone": In dem Lied besingt ihr auch, dass YouTube und Spotify das Radio ablösen werden. Für Musiker wie euch sind die Plattformen doch Totengräber. "Krone": So wie die Plattform "Mica – Music Austria". Habt ihr die in Anspruch genommen? "Krone": Es ist allgemein interessant, dass ihr im Vergleich zu früher so viele ernsthafte Themen auf dem Album habt. "Krone": Das schon, aber ihr seid nicht mehr rein die Proleten, die länger feiern. "Krone": Eine ernstere Nummer ist beispielsweise "Facebook". Prangert ihr darin etwa den Verfall der Diskussionskultur durch das Internet an? "Krone": Habt ihr privat, außerhalb von Musik und den Trackshittaz, Momente, wo es euch mit Facebook zu viel wird? "Krone": Mitteilungsbedürftig sind wir doch alle... "Krone": Warum hat das auf Menschen eine solche Magie? "Krone": Großes "F" und blaue Farben - das hat ja fast etwas Politisches. "Krone": Auf der anderen Seite gibt es natürlich Partysongs wie "Geil!" oder "Lebaschodn". "Krone": Lukas, du warst unlängst auch bei der Show "Herz von Österreich", die super startete, dann aber quotenmäßig total einknickte. Was war Schuld daran? "Krone": Wärst du bei einer Fortführung der Show noch einmal dabei? "Krone": Ist es möglich, in Österreich ohne Castingshow und ohne Schlager zu spielen als Musiker bekannt werden zu können? "Krone": Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass bei uns die Sieger aus allen Ecken und Enden mit Angeboten zugeschüttet werden und sich dann überfordert fühlen. "Krone": 13pluxx aus der Steiermark haben in der Show eine Tour mit Andreas Gabalier gewonnen. Würdet ihr das auch machen? "Krone": Wann also gibt es jetzt dann einen Remix von euch mit dem DJ Ötzi - aufgrund des Networkings? "Krone": Lukas, du bist ja sogar zum Schauspieler mutiert und spielst eine Rolle in "Rise Up! And Dance – Folge deinem Herzen". "Krone": Du spielst ja einen Tänzer in dem Film. "Krone": Hattest du schon das Tanztalent oder musstest du dir das alles antrainieren? "Krone": Hat dir das Schauspielen Spaß gemacht? "Krone": Wie war es mit deiner Kollegin und "Dschungelcamp"-Star Larissa Marolt? "Krone": Ist ihre Form von Ruhm nachhaltig? "Krone": Ihr beide steht schon länger im Rampenlicht – wie wichtig ist euch das im alltäglichen Leben geworden? "Krone": Würde euch ein eventueller Flop als Persönlichkeiten knicken? "Krone": Hast du auch schon weitere Filmprojekte in Planung? "Krone": Du wirkst nach außen hin auch nicht unbedingt als der gefühlvollste Mensch. "Krone": Manuel, dich reizt das Schauspiel nicht? "Krone": Wie geht es jetzt mit den Trackshittaz weiter? Wer das neue Material der Trackshittaz bei den erwähnte Club-Shows live begutachten will, hat mehrere Möglichkeiten. Das Mühlviertler Duo spielt am 3. April im Sillpark Innsbruck, am 19. April im SC Wels, am 30. April ein Open Air in Villach, am 17. Mai beim Hüttenwirt in Flattach und am 21. November auf der Hofbühne Tegernbach.
Plöchl: Das stimmt so nicht. Wir haben Respekt uns gegenüber und gegenüber den Leuten, die denken, dass Radio nicht das ist, was es sein sollte. Wir greifen das Radio nicht beleidigend oder inhaltslos an, aber wir zählen Punkte auf, die wir nicht okay finden. Wenn ich das Radio aufdrehe und ich höre den ganzen Tag dieselbe Scheiße, werde ich irgendwann grantig. Deshalb ist in meinem Auto kein einziger Radiosender eingespeichert. Mir gefällt das Rauschen oft besser als die Programme der Sender (lacht). Ich will nicht immer Pitbull hören, sondern Abwechslung. Ich weiß auch, dass sich alles finanzieren muss, aber ich will nicht alles mit Werbung zugemüllt haben.
Hoffelner: Es wäre generell schön, würde mehr österreichische Musik im Radio gespielt werden. Dass wir dort nicht so oft vorkommen, ist eh kein Geheimnis, aber das passiert doch vielen anderen auch. Es ist schade, wenn du als so kleines Land nicht einmal zu deiner eigenen Musikkultur stehst. Wo willst du denn hin, wenn du nicht im Radio gespielt wirst? Klar, du kannst auf die Straße gehen und hoffen, dass dich ein paar Menschen auf der Mariahilfer Straße bemerken.
Plöchl: Es bleibt jeder Band vorbehalten zu schauen, doch noch einen Weg ins Radio zu finden.
Hoffelner: Das Prinzip eines Radios wäre ja gut, würde man zwischendurch einfach österreichische Musik spielen, aber wenn du immer den gleichen Mist hörst, willst du das Radio gar nicht mehr einschalten.
Plöchl: Wir analysieren das nur und glorifizieren die Plattformen nicht. Es gibt heute bei Musikkonsumenten nur mehr drei Wege. Entweder via YouTube, via Spotify oder man kauft sich noch die CD, aber das machen nur Leute, die sich dafür entscheiden, Geld für etwas auszugeben und nicht nur rein etwas beziehen zu wollen. Jetzt verdient man nichts daran, aber den Grundgedanken von Spotify finde ich gut. Man müsste sich überlegen, ob man das nicht im Rahmen der AKM macht. Wo man sichergeht, dass sie nur den Verwaltungsaufwand haben und der Rest an die Künstler geht. Man sollte einfach mit den richtigen Partnern eine solche Plattform eröffnen, die Songs etwas weniger penetrant als im Radio platzieren und für Leute, die keine Werbung wollen, einen Zusatz bieten, der dies verhindert. Die Idee ist super, es ist nur wichtig, dass es eine Organisation umsetzt, die nicht richtig fett abkassieren muss.
Plöchl: Ja, gerade am Anfang, wo wir außer unserer HAK-Matura und dem groben Wissen über Verträge keine Ahnung hatten. Wir haben mit den Leuten den ersten Vertrag von Sony Music ganz genau durchgenommen und sind froh, dass sie für uns da waren. Wir bekamen einen Musikanwalt zur Verfügung gestellt und konnten die Punkte, die uns richtig gestört haben, raus reklamieren.
Plöchl: (lacht) Wir werden halt auch nicht mehr jünger.
Hoffelner: Es ist aber trotzdem alles mit unserem Schmäh verpackt und wir machen gerne Songs mit einem Augenzwinkern.
Hoffelner: (lacht) Ja, da ist schon ein Unterschied. Aber solche Nummern gibt es trotzdem noch.
Plöchl: Es ist eine Feststellung, dass Facebook die Menschheit versklavt. Mark Zuckerberg tut aber genau gar nichts dafür, außer dass er unsere Daten sammelt. Ansonsten sind es aber wir selbst, die sich komplett zuspamen und verblöden und wir finden das auch noch geil. Wir können auch nicht raus. Der Manuel und ich sind da genauso voll drin.
Hoffelner: Als Musiker ist Facebook enorm wichtig, weil du den Leuten sehr schnell viele Sachen mitteilen kannst. Du postest Fotos, wo du gerade bist oder so – Fans wollen ja wissen, was wir machen.
Plöchl: Andererseits ist das aber scheiße, denn durch die große Informationsflut nimmt das niemand mehr als Information auf, sondern sie liken nur mehr den Plöchl oder beschimpfen ihn als Arschloch (lacht). Einerseits kannst du mit dem Kanal arbeiten, andererseits ist Facebook komplett beschissen. Das Einzige, mit dem du heute noch etwas erreichen kannst, ist das direkte Gespräch. Das macht niemand mehr – ich ertappe mich ja selbst, wie ich immer an meinem Smartphone herumspiele.
Hoffelner: Privat reizt es mich nicht mehr so.
Plöchl: Hawara, du hängst doch die ganze Zeit drinnen.
Hoffelner: Es geht aber ums Posten, und das mach ich kaum mehr. Wenn, dann auf Instagram auf einem privaten Profil, wo ich nur Leute drinnen habe, die ich auch wirklich kenne.
Hoffelner: Ja, aber der eine schreibt, dass er gerade duschen war und essen geht. Die andere will ihren Status geliked haben und markiert dich dafür. Das ist doch total behindert. Oder: "Like, denn du bist… weil mir ist so fad" – ich weiß auch nicht, dann geht doch raus und tretet auf einen Ball drauf. Was bringt das, wenn ich jemanden markiere oder jemand Unbekanntem sage, dass ich sie nett finde. Was ist das für eine Freizeitbeschäftigung?
Plöschl: Das ist diese weiß-blaue Farbkombination mit dem großen "F" (lacht). Das ist wie für einen Autofahrer ein BMW-Zeichen.
Hoffelner: Das ist auch beim Seiten liken so. Ich will, dass andere Leute, die mich nicht so gut kennen, sehen, dass mir das und das taugt. Es ist ein elendiger Teufelskreis.
Plöchl: Wir versklaven uns alle selbst, finden es aber auch ein bisschen lustig, weil ja keiner dabei stirbt.
Hoffelner: Ich würde ohne Facebook jeden Geburtstag vergessen – das ist traurigerweise einfach so.
Plöchl: Passt eh gut zu diesem Scheißtrend.
Hoffelner: "Lebaschodn" ist natürlich ein sehr sozialkritisches Thema über eine feierwütige Jugend. Das hängt schon wieder dicht mit Facebook zusammen. Die Leute müssen ja einfach fortgehen und saufen und wenn es nichts mehr zu feiern gibt, dann feierst du halt den Leberschaden – man hat immer was zu feiern. Irgendwas findest du immer.
Plöchl:rklären. Anfangs war es etwas Neues und das hat jeden gereizt, aber wir in Österreich lassen uns nur schwer von einer Sache überzeugen. Am Wichtigsten war aber einfach, dass Musiker eine Plattform kriegen und sich selbst präsentieren dürfen. Darauf muss man sich aufhängen und dem muss man Vertrauen. Wir sind ja keine Menschen, die einheimische Musik nicht schätzen, es gibt nur zu wenig Kanäle. Die Quote war nicht grottenschlecht, aber die Show blieb unter den Erwartungen – aber man muss sie trotzdem weiterführen. In Österreich braucht alles seine Zeit, die Leute zu überzeugen. Anfangs meckern sowieso alle.
Plöchl: Ich wäre dabei, weil ich das Grundkonzept sehr gut finde und ich für die Jurorenrolle gar nicht mal so falsch bin. Ich verkörpere eben die junge Meinung und habe auch die andere Seite erlebt. Es ist ein Unterschied, ob man vor seinem Publikum auftritt oder auch noch vor drei Leuten, die nicht Fans sind, sondern deine Musik bewerten. Ich würde mich beim nächsten Mal im Vorfeld noch mehr einbringen, denn ich glaube dadurch, dass ich so eine Castingshow erlebt habe, kann ich den Leuten vermitteln, auf was es ankommt.
Hoffelner: Möglich ist es schon, aber das ist ein langer und schwieriger Weg. Es wird halt immer alles größer und du brauchst schon auch viel Glück und es müssen viele Türen aufgehen. Anders ist es relativ schwierig. Im Radio wirst du als unbekannter Künstler eh nicht gespielt – wie sollst du denn auf Leute treffen, die dich hören können?
Plöchl: Schwierig sind beide Wege. Du kannst nicht Musiker werden, ohne deine ganze Energie reinzustecken. Die Castingshows werden gehypt und zwei Wochen später interessiert sich dafür keine Sau mehr. Die Kunst ist zu erkennen, was es ist, und ich muss ehrlich sagen, dass ich Glück hatte. Ich habe zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Schritte gesetzt und die richtigen Gedankenstrukturen gehabt. Für mich war alles andere immer Karaokesingen und das wollte ich nie. Da war es vielleicht gut, dass ich nicht so gut singen kann, weil sie mich dadurch einfach in keine Rolle stecken konnten. Sich nach einer Castingshow zu halten, gehört zu den schwierigsten Dingen in Österreich. Bei "American Idol" etwa sind viele Gewinner sehr lange dabei – zum Beispiel Kelly Clarkson. Die werden einfach als ernsthafte Künstler wahrgenommen und bei uns bist du nur ein Show-Papagei.
Plöchl: Als Sieger kriegst du 100.000 Euro und das ist richtig viel Geld. Das finde ich gar nicht so gut. Ich war ja selbst ein armer Studentenschlucker. Du bekommst die Familien- und Studienbeihilfe und gurkst dann mit deinen 400, 500 Euro im Monat herum und schaust, wo die Nudeln am billigsten sind. Du willst ja auch kein Geld von jemand anderen. Bei diesen Verhältnissen sind 100.000 Euro die Welt – du hast ja gar keinen Bezug dazu. Das tut dem einen oder anderen nicht gut und vielleicht verlieren die Leute dann den Erfolgshunger. Vielleicht setzen sich deshalb die Zweiten bei uns durch. Das ist aber das Coole an "Herz von Österreich", denn du bekommst das Geld nicht bar auf die Hand, sondern als Werbebudget. Das finde ich zehnmal besser.
Plöchl: Warum nicht? Der Gabalier ist ein lässiger Typ und zieht viele Leute. Es macht ja nichts, wenn wir nicht dieselbe Musik machen. Nicht jeder Trackshittaz-Fan feiert Gabalier und umgekehrt, aber es ist immer erfrischend, wenn man etwas anderes hört. Ich vergönne es aber 13pluxx – das ist ein geiler Preis und sie haben ihn echt verdient. Mit solchen Preisen kannst du etwas anfangen. Du kriegst einen Bezug zum Geschäft und sie lernen den Andi Gabalier besser kennen – es ist immer gut, wenn man ein paar Leute kennt. Das ist definitiv passiert – ich habe auch durch die Show viele tolle Künstler kennengelernt.
Plöchl: (lacht) Schauen wir mal.
Hoffelner: "Kirchn"-Remix mit DJ Ötzi.
Plöchl: Das ist richtig lässig und der Film ist total cool. So auf "Dirty Dancing" gemacht.
Hoffelner: Drescher ist er (lacht).
Plöchl: Das auch. Tänzer, Schläger und Motorradfahrer.
Plöchl: Ich glaube, jeder, der mit Musik zu tun hat, ist nicht komplett untalentiert. Ich war nicht am höchsten Level vor dem Tanztraining und habe dann zwei Monate geübt. Ich hatte null Bezug, aber es war total lustig. Die ersten drei Tage waren ein reines Denktraining, das "Anti-Schrank-Training". Wenn du nämlich dauernd nur im Fitnessstudio bist und deine Brust trainierst, wirst du relativ statisch.
Plöchl: Total. Es ist auf jeden Fall etwas, mit dem ich weitermachen will, obwohl ich sicher nie mit der Musik aufhöre. Das eine ist dann immer Urlaub vom anderen. Schauspielen ist ein Urlaub von sich selbst und du kannst einfach in eine Rolle schlüpfen und musst dich nicht rechtfertigen, wer du dort bist.
Plöchl: Die hatte andere Drehtage und wir liefen uns nie über den Weg. Ich habe bei der Premierenfeier nicht lange mit ihr geredet, aber sie hat ihre Ziele und gibt ordentlich Gas. Man weiß ja mittlerweile, was das "Dschungelcamp" ist, und sie hat das echt bestmöglich ausgenützt. Dort musst du einfach auf die Kacke hauen, und das hat sie gut gemacht.
Plöchl: Wenn man es so belassen würde, definitiv nicht. Die Kunst ist, aus diesem Hype Langfristigkeit zu schaffen. Man muss nicht durch die Decke gehen, aber sich einfach mal um eine Karrierestufe verbessern, das ist schon sehr viel wert. Man muss sich auf seine Dinge konzentrieren und vernünftig bleiben. Ich hatte auch meine Höhen und Tiefen und letzten Endes bin ich immer etwas weitergekommen.
Plöchl: Es ist definitiv ein fester Bestandteil. Dazu sind auch die Tiefs gut, denn ich habe mittlerweile aufgehört, mich damit zu identifizieren, wie mich die Leute sehen. Ich lasse das nicht mehr an mich ran. Du kannst dir nicht alles zu Herzen nehmen, was über dich geschrieben und gesagt wird. Dieses Denken hilft dir enorm. Für mich ist "#TS4" schon der Mördererfolg – weil es eine geile CD ist. Jetzt liegt es an den Leuten.
Plöchl: Es geht sicher nicht spurlos an dir vorbei, weil du es gerne machst und willst, dass es den Leuten gefällt. Es schmälert aber nicht die Tatsache, dass die CD für mich geil ist.
Plöchl: In Planung nicht, aber ich möchte weitermachen. Auch etwas Schauspielunterricht nehmen. Wenn du in deinem ersten Fuß Das Handwerk dahinter ist etwas ganz anderes. Was ich noch nicht kann, ist auf Kommando weinen.
Plöchl: Naja. Musik ist doch genauso Gefühl, wie lachen oder aggressiv sein. Ich bin halt im Weinen schwach, aber ansonsten ein sehr gefühlvoller Mensch (lacht).
Hoffelner: Ich denke schon, dass ich der geborene Schauspieler wäre, schließlich stamme ich aus einem Wirtshaus und da liegt mir das gut im Blut (lacht). Ich habe das noch nicht aktiv angestrebt, aber vielleicht werde ich einmal einen Oscar gewinnen, wenn ich mich darum kümmere.
Plöchl: Wir bringen eine zweite Single heraus und spielen dann ein paar Club-Shows. Vielleicht stehen wir auch mal vor einem Radiosender und spielen ein Lied an – oder auch in oder vor der Kirche. Wer weiß?
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