Der Firmenveteran steht seit Februar an der Spitze des Konzerns, der einst mit seinem PC-Betriebssystem Windows groß wurde und dann den Anschluss an das Zeitalter von Smartphones und Tablets zu verpassen drohte. Nadella glaubt, ein Rezept gegen den Bedeutungsverlust gefunden zu haben: Es ist ihm weniger wichtig, mit welchem Gerät die Leute ihre E-Mails abrufen, ihre Briefe schreiben oder auf Websites surfen.
Stattdessen baut er darauf, dass die dahinterliegenden Dienste mithilfe von Microsoft-Technologie betrieben werden. Der Konzern besitzt riesige Rechenzentren und stellt diese anderen Firmen und Privatleuten zur Verfügung. Wenn es nach Nadella geht, liegt im sogenannten Cloud-Computing die Zukunft von Microsoft.
"Ohne die Dienste von Microsoft würde vieles im Internet nicht funktionieren", sagt Holger Mueller vom Analysehaus Constellation Research. "Der Nutzer sieht jedoch zumeist nicht, dass Microsoft dahintersteckt." So funktionieren viele Apps auf iPhones und Android-Handys, weil Software und Server aus dem Hause Microsoft im Hintergrund die Daten verarbeiten - wie im Falle der Umtausch-App von Peterson. Microsoft Azure heißt die Cloud-Plattform.
Windows nicht mehr größter Gewinnbringer
"Satya Nadella führt Microsoft auf einen Pfad, den der Konzern niemals zuvor beschritten hat", sagt IDC-Analyst Al Gillen. Der Konzern werde das große Geld künftig wohl nicht mehr mit Windows verdienen, sondern mit seinen Diensten rund um Applikationen. Dazu passt die Nachricht, dass Microsoft keine Lizenzgebühren mehr für die Nutzung von Windows auf Smartphones und kleinen Tablets verlangt (siehe Infobox). Ballmer-Nachfolger Nadella versucht auf diese Weise, den Anschluss im mobilen Geschäft zu finden, das von Googles Android dominiert wird.
Schon heute ist Windows nicht mehr der größte Gewinnbringer von Microsoft, sondern die Geschäftskundenanwendungen mit dem Büropaket Office. Mit diesem Zweig verdiente Microsoft im vergangenen Geschäftsjahr operativ 16,2 Milliarden Dollar (11,8 Milliarden Euro), Tendenz steigend. Bei Windows kamen 9,5 Milliarden Dollar heraus, Tendenz fallend. Bei einem seiner ersten Auftritte stellte Nadella daher das Office-Paket für Apples iPad vor, an dem Microsoft durch Abogebühren zu verdienen hofft.
"Wer PC kauft, kommt an Windows weiterhin kaum vorbei"
Der Schwenk bedeutet jedoch nicht, dass Microsoft sein Windows aufs Abstellgleis schiebt. Erst am Dienstag brachte der Konzern ein großes Update für das aktuelle Windows 8.1 heraus, mit dem Umsteigern die gewohnte Arbeit mit Maus und Tastatur erleichtert werden soll. Denn zum gleichen Zeitpunkt ist die Unterstützung für das Uralt-System Windows XP offiziell ausgelaufen. "Wer einen PC kauft, kommt an Windows weiterhin kaum vorbei", sagt Analyst Mueller. "Es werden jedoch weniger PCs gekauft."
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