"Gratuliere Conchita! - Auch wenn Dein Beitrag nicht nach meinem Geschmack war. - Aber Platz eins für Österreich ist sensationell. So viel Fairness muss sein! - Hut ab!", so Poier, der Österreich 2003 beim Song Contest vertreten und Platz sechs erreicht hatte. "Und noch etwas", fügte er an, "egal welche Meinung ich auch immer vertrete - ich hab' keine Lust darauf, von der Politik als Propaganda-Maskottchen missbraucht zu werden. In diesem Sinne - a guate Nocht!"
Im Vorfeld des ESC hatte Poier mit einem Interview mit der "Ganzen Woche" aufhorchen lassen. So sagte er unter anderem: "Wenn jemand nicht weiß, ob er ein Manderl oder ein Weiberl ist, dann gehört er eher zum Psychotherapeuten als zum Song Contest." Und auch, dass Wurst ihr Lied nicht selbst geschrieben hat, stieß bei Poier auf Kritik: "Entschuldigung, aber künstlerisch ist bei dieser Dame oder bei diesem Herrn oder bei diesem Es oder was immer das ist, überhaupt nichts vorhanden. Gar nichts."
Ganz anderes sehen dies weitere, auch internationale Kollegen Conchitas - unter ihnen die deutsche Song-Contest-Gewinnerin von 2010, Lena Meyer-Landrut, die "Herzlichen Glühstrumpf Conchita Wurst" postete, und sogar die US-Sängerin Lady Gaga, die mit einem großen Satz auf Twitter aufwartete: "Conchita Wurst, you complete me." - "Du vervollständigst mich."
Einige, die gerne denselben Erfolg wie Conchita eingefahren hätten, stellten sich ebenso mit Glückwünschen ein. Lukas Plöchl etwa, der gemeinsam mit Manuel Hoffelner als Trackshittaz Conchita Wurst 2012 noch im Vorentscheid zum Song Contest ausgestochen hatte und dann den Finaleinzug in Baku verpasste, habe es anfangs gar nicht glauben können. "Wenn man das erste Mal 'Österreich: twelve points' hört, denkt man: 'Fuck, das kann ja wirklich gehen!'", so Plöchl, der den Event durchaus ambivalent verfolgt hat. "Da gibt es dann zwei Seiten in dir: Du freust dich voll für Conchita, weil du weißt, wie viel Arbeit da dahintersteckt und wie geil der Auftritt war. Und auf der anderen Seite werden dann Erinnerungen wach, weil du dir deine Teilnahme beim Song Contest auch eher in diese Richtung gewünscht hättest." Am Schluss überwiege aber die Freude. "Jetzt steht Conchita im Rampenlicht, und sie hat das verdient."
Auch Natalia Kelly, die wie die Trackshittaz vor ihr als Österreichs Vertreterin 2013 am Finaleinzug gescheitert ist, freut sich: "Super für Österreich." Conchita habe ihre Chance großartig genutzt und bereits im zweiten Semifinale "eine super Show abgeliefert", so die 19-Jährige.
Einfach nur "total platt" zeigte sich Nadine Beiler unmittelbar nach dem Finale. "Dass wir ins Finale kommen, mit dem hab' ich schon gerechnet, aber dass wir dann gleich gewinnen? Wahnsinn!" Beiler landete 2011 mit "The Secret Is Love" beim Song Contest in Düsseldorf für Österreich auf dem unverdienten 18. Platz. Wien Tom Neuwirth, dem Mann hinter der Kunstfigur Conchita Wurst, stand sie bereits 2007 im Finale der dritten "Starmania"-Staffel gegenüber - und gewann. "Ich weiß, dass Tom immer zum ESC wollte, und ich musste gerade fast mit ihm mitheulen", so Beiler gerührt, "ich freu mich echt riesig für ihn und unser Land!"
Einen Fan hat Conchita Wurst auch in den Song-Contest-Urgesteinen Waterloo und Gary Lux. Waterloo und Robinson landeten 1976 beim Musik-Spektakel in Den Haag mit "My Little World" auf Platz fünf, Lux mit "Kinder dieser Welt" neun Jahre später auf Rang acht. "Klar habe ich sofort daran zurückdenken müssen", meinte Lux auf die eigene Eurovision-Erfahrung (er war zweimal Hauptact und viermal Backgroundsänger) angesprochen. "Was wir ja nicht auf der Bühne sehen: Dahinter bricht schon ein bisschen der Wahnsinn aus, dann muss man rausgehen und sich für drei Minuten sammeln und die Emotion zu 100 Prozent liefern, und das hat Conchita geschafft." Mit ihrem Sieg habe die bärtige Diva jedenfalls "Geschichte geschrieben" und sei "irgendwo auch unsterblich geworden, denn: Den Song Contest gewinnen, ist eine Sache, aber sie hat die Herzen bewegt".
Auch Johann Kreuzmayr alias Waterloo drückte "Hochachtung" gegenüber Conchita aus. "Viele haben über sie gelacht, aber sie hat das einzig Richtige gemacht: Sie gibt sich so, wie sie sich fühlt im Herzen. Auch ich habe lange keinen Erfolg gehabt, bis ich meinen inneren Indianer rausgelassen habe", so Waterloo. "Ich war stolz damals, darum bin ich auch jetzt stolz auf die Conchita. So sehr habe ich mich das letzte Mal gefreut, wie ich meine dritte Frau geheiratet habe. Es ist einfach schön, wenn ein Mensch etwas erreicht - egal ob Mann oder Frau, schwul oder lesbisch."
Auch weitere Prominente deklarierten sich am Tag nach Conchita Wursts Sieg als Fans und teilten der bärtigen Diva über soziale Medien – auf denen Conchita seit Beginn des ESC-Spektakels Hunderttausende (zu derzeit 230.000 "Likes" auf Facebook gesellen sich mehr als 45.000 "Follower" auf Twitter) dazugewonnen hat – ihre Glückwünsche mit.
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