"Gefahr für Kinder"

Protestwelle gegen Sexplakat rollt durch Wien

Österreich
14.05.2014 13:00
Eine Protestwelle rollt derzeit durch die Bundeshauptstadt. Stein des Anstoßes ist jenes Transgender-Plakat des Künstlers David LaChapelle, das aktuell einige Wände in Wien ziert. Der Fotograf sieht in seinem Werk die "Seele des Menschen" dargestellt. Für "obszön", eine "Gefahr für Kinder" und "rechtlich grenzwertig" halten es dagegen viele krone.at-User. Auch auf Twitter wird heftig diskutiert.

LaChapelles Interpretation, die seit Montag auf Plakatwänden in der ganzen Stadt zu sehen ist, zeigt Model Carmen Carrera nackt inmitten einer Gartenszenerie - in beiden Geschlechtern: einmal weiblich, einmal männlich. "Meine Botschaft lautet: Schönheit hat kein Geschlecht", wird das Model auf der Website des "Life Ball", der neben einer Ausstellung mit der Plakataktion beworben wird, zitiert.

Außerdem gehe es in dem Bild nicht um Sexualität. "Es geht um Identität und darum, dass es für die menschliche Würde und gegenseitigen Respekt keine Grenzen gibt", ergänzte Gery Keszler, Organisator des "Life Ball", der aber bereits bei der Präsentation des Plakats zugeben musste, dass es nicht selbstverständlich sei, dass ein derartiges Sujet in einer Stadt wie Wien plakatiert werden könne.

Das Life-Ball-Plakat 2014 (Bild: © David LaChapelle)
Das Life-Ball-Plakat 2014
Das Plakat 2014 sorgte mit einem Transgender-Model, das seine Geschlechtsteile zeigte, für Aufsehen. (Bild: © David LaChapelle)
Das Plakat 2014 sorgte mit einem Transgender-Model, das seine Geschlechtsteile zeigte, für Aufsehen.

"Keine Rücksicht auf Kinder und Minderjährige?"
Und tatsächlich: Bereits kurz nachdem das Plakat in Wien angebracht war, sorgte das Werk für Aufregung. Während sich einige wenige krone.at-User noch durchaus positiv über die Darstellung äußerten - "Carmen Carrera ist ein wunderschöner Mensch" - und das Bild als "sehr ästhetisch" bezeichneten, fiel der Grundtenor deutlich kritischer aus. Kein Mensch werde so geboren, meint ein User. "Nimmt man überhaupt keine Rücksicht mehr auf Kinder und Minderjährige?", fragt sich ein weiterer. Viele halten die öffentliche Platzierung gar für "rechtlich grenzwertig".

Auch auf Twitter läuft zu der Causa ein reger Meinungsaustausch. Manche loben das Sujet als "Provokation vom Feinsten", andere bekritteln, dass man "ungefragt so etwas ansehen muss". Auch ganz konkrete Details der Darstellung blieben nicht unkommentiert: "Wenn es wenigstens ein hübsches Zumpferl wäre", hieß es etwa in einem Posting. Auf Facebook schließlich ist das Bild überhaupt tabu, weil es gegen die Nutzungsregeln verstößt.

Etliche Beschwerden bei Werberat
Mit etlichen Beschwerden sah sich zudem der Österreichische Werberat konfrontiert: "Ich finde das Plakat mit einer Frau mit Penis anstößig, obszön", heißt es etwa in einer Einsendung. Auch hier sehen viele Menschen das "Kindeswohl" gefährdet. Da es sich bei dem Plakat aber offiziell um die Bewerbung einer Kunstausstellung von LaChapelle in Wien handle und der Werberat davon ausgehe, dass die Ausstellung lediglich durch ein Sponsoring der "Life Ball"-Organisation unterstützt werde, könne dazu keine Stellungnahme abgegeben werden.

Die FPÖ ortete dagegen eine mehrfache Verletzung des Ethik-Kodex der Werbewirtschaft. Generalsekretär Herbert Kickl forderte eine "klare Verurteilung dieses geschmacklosen Sujets". In den Reihen der Wiener SPÖ scheint die Aktion dagegen nicht anzuecken.

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