Nach einem Jahr

Tödliche Waffen aus dem 3D-Drucker sind ausgereift

Elektronik
16.05.2014 10:33
Japans Polizei ist kürzlich ein Mann ins Netz gegangen, der in seiner Wohnung an Waffen aus dem 3D-Drucker experimentiert hat. Wurde zunächst vermutet, er habe bloß Vorlagen aus dem Netz ausgedruckt, ist nun klar: Der 27-jährige Yoshitomo Imura hat die Designs weiterentwickelt und einen voll funktionstüchtigen Plastikrevolver mit sechs Schuss erfunden. Seine Waffe zeigt, welch rasante Fortschritte Waffennarren weltweit beim 3D-Druck von Feuerwaffen machen.

Waren die ersten Gehversuche bei 3D-gedruckten Waffen vor rund einem Jahr noch nach einem Schuss kaputt und somit nur bedingt benutzbar, stellen die neuen Modelle eine ernste Gefahr für die öffentliche Sicherheit dar. Das Video oben zeigt: Ein paar Plastikteile aus dem 3D-Drucker, Nadeln, Schrauben und Gummibänder reichen, um den Revolver herzustellen.

"Eine Waffe verteilt Macht gleich"
Imura feuert die Waffe im Video mit bloßen Händen ab. Dass sie beim Abfeuern explodieren könnte, scheint er nicht zu befürchten. Dazu die Botschaft: "Freie Bewaffnung für alle Menschen. Eine Waffe verteilt Macht gleich!"

Wie das IT-Magazin "Wired" berichtet, stehen Imuras Fortschritte symbolisch für eine wachsende Gefahr durch Plastikwaffen aus dem 3D-Drucker. Erst vor rund einem Jahr enthüllte der US-Amerikaner Cody Wilson die erste vollständige per 3D-Drucker hergestellte Pistole: den "Liberator" (siehe Infobox). Es handelte sich um ein recht primitives Modell, das nur einen Schuss abgeben konnte – und dabei die Gefahr barg, zu explodieren.

"Wussten, die Leute würden es selber machen"
"Die große Beachtung dieser Idee scheint einen Schalter im Verstand der Leute umgelegt zu haben. Wir wussten, die Menschen würden es selber machen", erklärt Wilson dem Magazin. Und der Chef der Gruppierung "Defense Distributed", die sich dem 3D-Druck von Waffen verschrieben hat, sollte Recht behalten. Im Netz gibt es mittlerweile Websites, die sich dem Thema verschrieben haben. Zudem werden 3D-Drucker immer erschwinglicher.

Als Wilson im Mai 2013 den "Liberator" druckte und die Pläne ins Netz stellte, benutzte er einen 3D-Drucker für 8.000 Dollar. Nur zwei Wochen später baute ein Mann im US-Bundesstaat Wisconsin die Waffe mit einem 3D-Drucker für weniger als 2.000 Dollar nach - und entwickelte sie bei dieser Gelegenheit weiter, damit die Waffe beim Feuern keinen Schaden nimmt.

Wenige Wochen später hatte ein Kanadier auf Basis der "Liberator"-Druckvorlagen im Internet sogar ein Plastikgewehr hergestellt (siehe Infobox). Das Gewehr soll bei Tests bis zu 14 Schuss abgegeben haben, ohne Schaden zu nehmen. Einige Wochen später tauchten dann bereits Bauvorlagen für den ersten 3D-gedruckten Revolver auf, der sechs Schuss abgeben konnte.

Baupläne werden über eigene Websites verteilt
Die Baupläne tauschen Waffennarren auf der ganzen Welt über spezielle Websites aus, eine der größten ist FOSSCAD - "Free Open Source Software & Computer Aided Design". Die Seite geht ebenso wie die erste 3D-Druck-Pistole auf Wilsons "Defense Distributed" zurück.

Ein anonymer Nutzer zum Magazin: "Zuerst einmal mag ich Waffen. Und zweitens denke ich, man sollte dazu in der Lage sein, so gut wie alles mit dem 3D-Drucker herzustellen, was man will." Es ist also ein Mix aus Interesse für Waffen und Glaube an den Fortschritt, der die FOSSCAD-Community antreibt. Dass dabei Druckvorlagen ins Netz gelangt sind, die jedem Besitzer eines 3D-Druckers den Bau von Feuerwaffen ermöglichen, könnte allerdings zur Gefahr werden.

Sogar Sturmgewehr-Teile per 3D-Drucker herstellbar
Nur ein Jahr nach den ersten Gehversuchen mit dem "Liberator" hat die FOSSCAD-Community Baupläne für Pistolen, Revolver, Gewehre und sogar Sturmgewehr-Teile ins Netz gestellt. Die Online-Plattform ist eine Fundgrube für jeden, der sich bewaffnen will - aus welchen Gründen auch immer.

Und das macht die Website so gefährlich. Per 3D-Drucker hergestellte Waffen bestehen zu einem Großteil aus Plastik, sind mit einem Metalldetektor also nur schwer zu entdecken. Die Sicherheit in Einrichtungen wie Flughäfen oder Regierungsgebäuden wird durch die Fortschritte bei Plastikwaffen bedroht.

Bereits nach dem Aufkommen des "Liberator" war man sich dieser Gefahr bewusst. In Israel haben Journalisten zu Testzwecken eine Plastikwaffe ins Parlament geschmuggelt. Sie kamen mit dem "Liberator" bis zum Premierminister. Durchaus denkbar, dass Terroristen künftig mit Revolvern und Gewehren aus Plastik Attentate verüben könnten. Die Technologie scheint ein Jahr nach ihrer Erfindung ausgereift genug dafür zu sein.

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