Schon 44 Tote
Balkan-Hochwasser: Zahl der Opfer steigt weiter
Die Lage entlang der Save, die durch Nordbosnien und Westserbien fließt, ist weiter kritisch. Zehntausende Menschen in beiden Ländern mussten ihre Häuser verlassen, 100.000 Haushalte sind ohne Strom. Die serbische Hauptstadt Belgrad bereitet sich auf eine Flutwelle vor.
Versorgungslage in Belgrad kritisch
Die Versorgungssituation in Belgrad ist schon seit Tagen schwierig. Trinkwasser, Kindernahrung und Windeln waren am Wochenende auch in großen Einkaufszentren Mangelware. Nicht nur Behörden, sondern auch Organisationen wie das Rote Kreuz und Religionsgemeinschaften organisierten Sammelzentren für die bedrohte Bevölkerung. "Milchpulver, konservierte Nahrung, Windeln und Waschmittel sind derzeit am wichtigsten", hieß es etwa im Zentrum des Belgrader Senders B-92.
Unzählige Freiwillige sind seit Tagen unterwegs, um Hilfe zu leisten. Im Vorort Makis, wo sich die Belgrader Wasserversorgungsanlage befindet, mussten die Behörden Tausende Hilfswillige sogar bitten, nach Hause zurückzukehren, um die Arbeit nicht zu erschweren.
Erdrutschgefahr, Behörden warnen vor Minen
Nach den enormen Regenmengen werden viele Regionen Serbiens und Bosniens nun auch von Erdrutschen bedroht. Alleine in der weiterhin unter Wasser stehender Ortschaft Gracanica im Nordosten Bosniens wurden 300 Gefahrenstellen ausgemacht. Und die Fluten bringen auch explosive Gefahren mit sich. So haben in Bosnien die Behörden gewarnt, Minenfelder aus dem Bosnienkrieg könnten freigespült werden. Das Minenaktionszentrum erklärte, dass die Sprengkörper Hunderte Kilometer und anderem bis zum Schwarzen Meer geschwemmt worden sein könnten.
In Westserbien sind die Gebiete um die Städte Bajina Basa, Valjevo und Pozega am stärksten bedroht. Die Höhe des Schadens in der gesamten Region kann laut Behörden noch nicht konkret beziffert werden. Alleine in Banja Luka, dem Verwaltungszentrum der bosnischen Republika Srpska, wo mehrere Vororte unter Wasser standen, dürften die Schäden ersten Schätzungen zufolge in die Millionen gehen. Der serbische Premier Vucic schätzte die Schadenssumme in seinem Land auf eine Milliarde Euro.
Schnelle Rückkehr in betroffene Orte unwahrscheinlich
Serbiens Innenminister Nebojsa Stefanovic schloss eine baldige Rückkehr der Bevölkerung in die besonders betroffene Ortschaft Obrenovac aus. Es sei unmöglich zu bewerten, wann die Voraussetzungen dafür gegeben seien, meinte er. Landesweit wurden in den vergangenen Tagen mehr als 20.000 Menschen aus ihren überschwemmten Häusern evakuiert, häufig unter äußerst dramatischen Umständen.
Dramatisch blieb die Lage um das ostserbische Kohlekraftwerk Kostolac. Dort mussten umliegende Siedlungen rasch evakuiert werden, nachdem der über die Ufer getretene Fluss Velika Morava Schutzdämme durchbrochen hatte.
Mehr als eine Million Betroffene
Insgesamt sind weit über eine Million Menschen in Serbien, Bosnien und Kroatien von den Fluten betroffen. Die internationale Gemeinschaft hat groß angelegte Hilfsaktionen organisiert. Österreich entsandte eine Feuerwehreinheit mit mehreren Dutzend Helfern, die EU-Rechtsstaatsmission EULEX schickte 5.000 Mahlzeiten, 7.000 Liter Wasser und 200 Feldbetten sowie Schlafsäcke.
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