Schnell & aggressiv

Kawasaki Z1000: Zu böse für Gutmenschen?

Motor
25.05.2014 15:10

Ob man wohl selbst auch böse wird, wenn man der Kawasaki Z1000 zu lange in ihre vier LED-Augen blickt? Zieht sie ihre Energie tatsächlich aus dem jetzt 17 Liter großen Tank oder verbindet sie sich mit dem Blutkreislauf des Fahrers? Sei's drum.

(Bild: kmm)

Keine Ahnung, ob mein Leder zu dick ist, als dass sie es durchdringen könnte, es bleibt nach dem Aufsitzen bei der klassischen Mann-Motorrad-Verbindung. Sie nimmt mich regelrecht in sich auf, leicht nach vorn geneigt sitze ich wie zum Sprung bereit mitten in ihren Muskelbergen.

Den winzigen, insektenartigen Kopf mit dem stechenden Blick sehe ich nicht mehr, aber ich weiß um seine Wirkung auf andere Straßenmitbenutzer. Manche bekommen Angst, andere halten mich für einen Raser, selbst wenn ich ganz gesittet unterwegs bin, wieder andere fühlen sich zum Duell herausgefordert. Lieb.

Leg dich nicht mit ihr an!
142 PS leistet der 1.043 cm³ große Vierzylinder der 221 kg schweren nackten Grünen, und die schlechte Nachricht für Sich-herausgefordert-Fühlende: Er ist kein umgezimmerter Superbike-Motor, sondern wurde von vorneherein als Naked-Triebwerk konstruiert. Die logische Folge: Das massive Drehmoment von 111 Nm malträtiert bereits bei 7.300/min. ungefiltert den Hinterreifen. Die Traktionskontrolle der Z1000 SX wird hier durch Erfahrung und Feingefühl des Fahrers ersetzt, ebenso die Fahrmodi. Die Z1000 will erobert, geritten werden, nicht gecruist.

Bereits ab 3.000 Touren geht es zur Sache, ab 6.500 richtig los. Ja, sie vibriert, aber meine Güte, diese Kraft! Es braucht eine zarte Gashand, aber kräftige Arme: die eine für die etwas harsche Gasannahme, die anderen für enge Kurvenradien. Ich bin Alois Turic von Kawasaki Österreich dankbar, dass er die Dämpfung etwas weicher eingestellt hat, so bleibt die Z1000 auch auf schlechten Straßen gut beherrschbar und auch durchaus komfortabel, ohne an Präzision zu verlieren. Für die Rennstrecke braucht's einen gekonnten Dreh mit dem Schraubenzieher für mehr Härte. Die drei Monoblock-Bremssättel an den Petal-Scheiben werden optional über ein Bosch-ABS versorgt.

Einziges Manko beim Fahren: Bei hohem Autobahntempo hebt es mich buchstäblich aus dem Sattel, mit meinen 1,88 m bin ich wohl doch ein wenig zu groß für die Grüne, die Geometrie passt mir nicht ganz.

Das Display ist gut abzulesen, wenn auch nicht so informativ, wie es sein könnte, und auch etwas ungewöhnlich aufgeteilt: Es fehlen etwa Ganganzeige und Thermometer, und der Drehzahlmesser ist zwei geteilt. Ab 4.000 Touren zeigt er ganz normal oben quer in einer Lichterleiste an, darunter sind es senkrecht laufende Segmente im LCD-Display. Irgendwie unsinnig.

Manche Details wirken, als wären sie teure Zusatzausstattung, z.B. die gegossenen Spiegel mit ihren Doppelarmen und dem Batman-Design. Serie. Und sie sind nicht nur stylisch, sondern bieten beste Sicht nach hinten. Oder der Soziussitz, der in Kawasakigrün eingefärbt ist und wie eine Blende wirkt.

Es hängt natürlich von der Charakterstärke des Fahrers ab, ob er sich so böse verhält, wie die Grüne (aus)schaut. Seine Wirkung auf die anderen ist aber klar: Selbst wenn er den Gasgriff nur streichelt und sich brav an alle Verkehrsregeln hält, wird man ihm keinerlei Zurückhaltung zutrauen.

Wer jetzt Blut geleckt hat, braucht 14.199 Euro plus 600 fürs ABS. Inklusive NoVA, exklusive Strafmandate.

Warum?

  • Bestechendes, böses Design
  • Herausragender Motor

Warum nicht?

  • Für große Fahrer etwas zu klein

Oder vielleicht …

… BMW S 1000 R, KTM 1290 Super Duke R, Ducati Monster 1200/S, Triumph Speed Triple

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(Bild: KMM)



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