In Straches neuestem Ausflug in die Welt der Musik wird Figls berühmter Satz "Österreich ist frei" gesampelt. "Figls Worte: Österreich ist frei! - Dank dieser EU ist's fast vorbei!", lautet die Kernbotschaft des FPÖ-Chefs. Strache geißelt in weiterer Folge nicht nur "Sinnlos-Verbote der EU-Bürokraten" von "Glühbirnen bis in den Kräutergarten". Auch die Regierung bekommt in dem Stück mit düsterer musikalischer Grundstimmung ihr Fett ab: "Rot-Schwarz will unser Österreich verraten - Sie basteln an Vereinigten Staaten."
Die gereimte EU-Kritik gipfelt schließlich im Refrain "Weil's um Österreich geht, damit's weiter besteht. Geh'n wir hin zu der Wahl, für die Freiheit!". Dabei erfährt auch der eigentliche Spitzenkandidat Harald Vilimsky seinen großen Moment - er singt gemeinsam mit Parteikollegen im Background-Chor.
Figl-Familie: "Dieses Video ist eine Beleidigung"
Markus Figl, Großneffe des Altbundeskanzlers, und seine Familie zeigten sich am Mittwoch in einer Reaktion auf den Strache-Rap fassungslos: "Herr Strache und die FPÖ sollen ihre schäbige, politische Propaganda ohne Berufung auf Persönlichkeiten machen, deren politische Einstellungen und Ideale nichts mit den ihren zu tun haben! Dieses Video ist eine Beleidigung für alle Menschen, die Leopold Figl schätzen und seine Wertvorstellungen teilen."
Mit dem Rap habe die FPÖ jedenfalls einmal mehr bewiesen, dass sie "keinen Respekt und keine Achtung" gegenüber der österreichischen Geschichte habe, fand Figls Großneffe harte Worte. Dass sein Andenken von Seiten einer ihm nicht nahestehenden Partei für parteipolitische Zwecke missbraucht werde, sei schon schlimm genug. "Aber dass er in Zusammenhang mit Ideen und Einstellungen gebracht wird, die ihm zeitlebens fremd waren, ist ein Affront", stellte Markus Figl klar.
"Als KZ-Häftling wusste Figl, wohin Nationalismus führen kann"
"Leopold Figl hatte einen unerschütterlichen Glauben an Österreich. Das hat sich nicht nur durch seinen Einsatz für den Staatsvertrag gezeigt, sondern auch durch seine Lebensgeschichte. Als langjähriger KZ-Häftling wusste er, was Freiheit auch persönlich bedeutet - und wohin Nationalismus und Populismus führen können", so Markus Figl weiter. Es sei Politikern wie Leopold Figl zu danken, dass wir nunmehr kein geteiltes Europa haben, sondern die Grenzen weitgehend gefallen sind.
Figl selbst habe seine Vorstellungen für Europa in seiner Abschiedsrede als Bundesparteiobmann der ÖVP am 2. März 1951 deutlich gemacht und auch die Vorteile des geeinten Europa genannt, erinnerte sein Großneffe. "Herr Strache, lesen Sie vorher die Reden von Personen, auf die Sie sich berufen, und beschäftigen Sie sich mit den geschichtlichen Gegebenheiten, bevor Sie eine Persönlichkeit für Ihre Zwecke missbrauchen. Ziehen Sie dieses Video zurück und entschuldigen Sie sich für Ihren Fauxpas!", forderte Markus Figl abschließend.
ÖVP und Bauernbund: "Video ist schlicht beschämend"
"Leopold Figl steht für Freiheit und Frieden. Seine großen Errungenschaften für Österreich in einem Rap auf schäbigste Art zu missbrauchen, ist absolut zu verurteilen und für eine im Parlament vertretene Partei eine Schande", kritisierte auch der ÖVP-Abgeordnete Johannes Schmuckenschlager die "Mitwirkung" Figls in dem Strache-Rap. Er forderte die FPÖ auf, das Video umgehend vom Netz zu nehmen. In die gleiche Kerbe schlug die Direktorin des niederösterreichischen Bauernbundes, Klaudia Tanner: "Das Video ist schlicht beschämend - und zwar für alle Österreicherinnen und Österreicher!" Landwirtschaftskammer-Präsident Hermann Schultes sprach von einer "Schande", stehe Figl doch für so ziemlich alles, wofür die FPÖ nicht stehe.
Strache: "Goldene CD wird Figl gewidmet"
FPÖ-Chef Strache ließ all die Kritik nicht auf sich sitzen und nutzte seine Redezeit im Nationalrat am Mittwochabend, um Figl für seine Partei zu reklamieren. Denn heute stünde der frühere Außenminister und Kanzler sicher an der Seite der Freiheitlichen, habe seine ÖVP doch längst christlich-soziale Werte und Neutralität verraten. Die "goldene CD" werde er jedenfalls Figl widmen, versicherte Strache, um in Richtung ÖVP weiter zu spotten: "Den Dollfuß lassen wir ihnen". Dass ein Bildnis des austrofaschistischen Ex-Kanzlers Engelbert Dollfuß im Klub der Volkspartei hängt, sorgt ja seit Jahrzehnten regelmäßig für Empörung.
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