Anemone im Eis & Co.

Forscher küren “Top Ten der neuen Arten 2013”

Wissenschaft
22.05.2014 13:53

Zum bereits siebenten Mal haben Wissenschaftler vom International Institute for Species Exploration (IISE) der State University of New York die "Top Ten der im vergangen Jahr entdeckten Arten" im Tier- und Pflanzenreich gekürt. Heuer zählen dazu ein Bär namens Olinguito, ein bis zu zwölf Meter hoher Baum, eine Seeanemone, die unter dem Polareis lebt, sowie transparente Garnellen und Schnecken.

Bei ihrer Auswahl für die Hitliste der Entdeckungen orientiert sich das international besetzte IISE-Team an mehreren Kriterien: Zum einen nominieren sie Spezies, die besonders skurril sind oder bizarre Merkmale aufweisen, zum anderen wollen die Forscher mit dem Ranking auf die bedrohte Biodiversität aufmerksam machen.

Das sind die Top Ten 2013:
Wie die Liste zeigt, wurden im Vorjahr selbst große, scheinbar kaum zu übersehende Arten entdeckt. Wie etwa der Olinguito, eine Kleinbärenart (siehe Infobox), die in Ecuador und Kolumbien auf Bäumen lebt und durch die Abholzung der Wälder bedroht ist. Mit seiner Wahl wollen die Forscher zeigen, dass es auch heute noch im großen Maßstab Neues zu entdecken gibt.

Zum Beispiel auch den Kawesak-Drachenbaum, der - wie der Bär - eigentlich zu groß ist, um bisher übersehen worden zu sein. Immerhin kann er bis zu zwölf Meter hoch werden und besitzt cremefarbene Blüten mit orangen Streifen. Er wurde 2013 an der Grenze zwischen Burma und Thailand entdeckt.

Die Nummer drei der IISE-Liste, eine Seeanemone namens Edwardsiella andrillae, lebt in einem extrem unwirtlichen Lebensraum - an der Unterseite des Ross-Schelfeises in der Antarktis (siehe Infobox). Viel ist von dem nur 25 Millimeter großen Tier, das mithilfe von Tauchrobotern entdeckt wurde, nicht zu sehen, nur die rund zwei Dutzend Tentakeln baumeln ins eiskalte Wasser.

Ähnlich extrem ist der Lebensraum einer weiteren Neuentdeckung, eines beerenförmigen, nur einen Mikrometer großen Bakteriums namens Tersicoccus phoenicis. Es wurde ausgerechnet in Reinräumen der Weltraumagenturen NASA und ESA in Florida bzw. Französisch Guyana gefunden, wo der Keim unwirtlichen Umweltbedingungen wie Trockenheit, Nahrungsmangel und besonderen Desinfektionsmittel trotzt (siehe Infobox).

Ein durchsichtiger Körper und ein ähnlicher Lebensraum ist den Nummern vier und zehn der Liste gemeinsam: Die durchsichtige Skelettgarnelle Liropus minusculus und Zospeum tholussum, eine Schnecke mit praktisch transparentem Gehäuse. Erstere wurde in unterseeischen Höhlen vor der Küste Kaliforniens entdeckt, Letztere in völliger Dunkelheit in einem Höhlensystem in Kroatien, das 1.400 Meter unter der Erde legt (siehe Infobox).

Ebenfalls in Höhlen lebt ein 2013 in Spanien entdeckter Einzeller mit dem wissenschaftlichen Namen Spiculosiphon oceana. Obwohl das Urwesen nur aus einer einzigen Zelle besteht, wird es vier bis fünf Zentimeter lang.

In einem abgelegenen Gebiet im Nordosten Australien haben Forscher im Vorjahr den Blattschwanzgecko, ein "primitiv aussehendes", 20 Zentimeter langes Reptil entdeckt. Die Art, die sich vorzüglich tarnt, ist möglichweise Überlebende einer Zeit, als weite Teile von Down Under noch mit Regenwald bedeckt waren.

Außerdem in den Top Ten: Ein orangefarbener Schimmelpilz namens Penicillium vanoranjei sowie eine der kleinsten Zwergwespen (sie misst nur 250 Mikrometer), eine Art, die die Wissenschaftler Tinkerbella nana getauft haben.

Pro Jahr werden 18.000 neue Arten entdeckt
Nach Angaben der Universität von Arizona teilen sich zurzeit zehn bis zwölf Millionen Arten den Lebensraum Erde, jedes Jahr werden rund neue 18.000 Arten entdeckt. Ziel sei, die fehlenden zehn Millionen bis zum Jahr 2065 zu identifizieren, so die Forscher.

Anlass der Präsentation der "Top Ten der neu entdeckten Arten" waren gleich zwei Daten: zum einen der alljährliche UN-Tag der Artenvielfalt am 22. Mai, zum anderen der Geburtstag von Carl von Linné (1707 - 1778), dem Erfinder der modernen biologischen Systematik, einen Tag später. Der schwedische Naturwissenschaftler führte Mitte des 18. Jahrhunderts ein System ein, in das alle Pflanzen und Tiere eingeordnet werden konnten, das in vielen Teilen bis heute Bestand hat.

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