500 Einsturzopfer
Haus kollabiert: Kim lässt Ingenieure hinrichten
Er könne nicht mehr schlafen, ließ Kim Jong Un (im Bild bei der Inspektion einer Glasfabrik) nach dem Hochhauseinsturz am 13. Mai über den nordkoreanischen Staatsfunk verbreiten. Dass dort überhaupt über den Einsturz mit geschätzten 500 Toten berichtet wurde, gilt als höchst ungewöhnlich, werden doch kaum negative Nachrichten im Land verbreitet.
Polizei- und Geheimdienstmitarbeiter unter Einsturzopfern
Nun versucht der Diktator offenbar, mögliche Kritik am System und damit an sich selbst im Keim zu ersticken. Als Schuldige hat er daher laut der japanischen Zeitung "Yomiuri Shimbun" vier für den Bau verantwortliche Ingenieure und Architekten sowie einen Armeeoffizier präsentiert. Erstere seien vor ein Erschießungskommando gestellt worden, der Offizier soll in ein Arbeitslager geschickt worden sein.
Das 23-stöckige Hochhaus befand sich noch im Rohbau, dennoch sollen schon 92 Familien eingezogen gewesen sein. Es handelte sich laut "Yomiuri Shimbun" vor allem um Angehörige hochrangiger Kader von Polizei und Geheimdienst. Diese sollten mit dem Umzug offenbar für "Dienste am Vaterland" belohnt werden - möglicherweise ein Grund mehr für Kim Jong Un, rasch und mit harter Hand zu reagieren.
Kims rasanter Bauboom geht auf Kosten der Sicherheit
Dabei sollen seine eigenen Vorgaben überhaupt erst zum Unglück geführt haben. Kim Jong Un bestehe darauf, in möglichst kurzer Zeit gewaltige Neubauten aufzuziehen, heißt es - doch das gehe auf Kosten der Substanz. Eine ungenaue, überhastete Konstruktionsweise und schlechte Materialien seien eher Regel als Ausnahme. Zudem lassen laut "Yomiuri Shimbun" viele Arbeiter Stahl und Zement mitgehen, um sie auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Um die Gebäude möglichst schnell hochzuziehen, sollen zudem oft Soldaten ohne die dafür nötigen Qualifikationen als Handwerker zwangsverpflichtet werden.
Der Diktator tut indes alles, keine Zweifel am Bauboom aufkommen zu lassen. Derzeit besucht er alle möglichen Baustellen und lässt sich dort publikumswirksam fotografieren. Dabei wäre es wohl auch in seinem Sinne, den Bauwahn abzubremsen: Schließlich sollen US-Satellitenfotos vom letzten Monat zeigen, dass das Dach einer Luxusvilla Kim Jong Uns wegen Baumängeln eingestürzt ist.
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