Korruptionsskandal

Bürgermeister von Venedig festgenommen

Ausland
04.06.2014 19:49
Ein Korruptionsskandal erschüttert derzeit Venedig: Bei Ermittlungen im Zusammenhang mit einer Großbaustelle ist der Bürgermeister der Lagunenstadt, Giorgio Orsoni, am Mittwoch festgenommen worden. Orsoni sei einer von insgesamt 35 Verdächtigen, zu denen auch Firmenchefs, mehrere Politiker und ein pensionierter ranghoher Polizeikommandant zählen, für die wegen Korruption und Geldwäsche die Handschellen klickten, berichteten italienische Medien.

An der Großbaustelle "MOSE" (Modulo sperimentale elettromeccanico), die sich über eine Länge von 20 Kilometern an der Lagune von Venedig erstreckt, sind rund 50 Unternehmen beteiligt. Dort sollen 78 schwimmende Deiche errichtet werden, um die Stadt vor Hochwasser und Überschwemmungen zu schützen.

Der im Jahr 2003 unter Regierungschef Silvio Berlusconi begonnene Bau sollte ursprünglich in diesem Jahr fertiggestellt werden, wegen Verzögerungen wird der Zeitplan aber nicht eingehalten. Im Oktober des Vorjahres wurde immerhin ein erster Teil des Dammprojekts erstmals in Betrieb genommen - in Anwesenheit von Bürgermeister Orsoni und Hunderten Regierungsvertretern.

Die Staatsanwaltschaft von Venedig hatte bereits vor drei Jahren Ermittlungen zur Praxis der Auftragsvergabe bei dem Projekt eingeleitet. Dabei kam den Medienberichten zufolge eine schwarze Kasse ans Licht, die mit Bestechungsgeldern und Zahlungen aus gefälschten Rechnungen gefüllt wurde. Rund 20 Millionen Euro seien auf diese Weise veruntreut und auf ausländische Konten transferiert worden, hieß es weiter. Von dem Geld seien politische Parteien finanziert worden.

Razzia im Büro des Bürgermeisters
Den Berichten zufolge waren am Mittwoch Hunderte Finanzbeamte in der Causa im Einsatz. Durchsucht wurde unter anderem das Büro von Venedigs Bürgermeister Orsoni. Razzien wurden aber nicht nur in Venetien, sondern auch in den Regionen Latium, Lombardei und Emilia-Romagna durchgeführt - wobei auch Güter im Wert von rund 40 Millionen Euro beschlagnahmt worden seien.

Insgesamt sollen etwa hundert Menschen in den Skandal verwickelt sein. Den nun bekannt gewordenen Vorwürfen zufolge soll auch Orsoni von dem mit dem Bau betrauten Konsortium, Venezia Nuova, umfangreiche Schmiergelder erhalten haben. So wurde laut "Corriere della Sera" auch der Wahlkampf des Politikers der Regierungspartei Partito Democratico im Jahr 2010 mit MOSE-Schmiergeldern finanziert.

Orsoni weist Vorwürfe zurück
Orsoni wies laut eines Berichts der Tageszeitung "La Repubblica" die Anschuldigungen vehement zurück. Der nach seiner Verhaftung nun unter Hausarrest stehende Politiker sprach demnach von "wenig glaubwürdigen Vorwürfen".

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