"Abscheulich"

Einbruchsverdacht: Roma (16) bei Paris gelyncht

Ausland
17.06.2014 09:26
Nach einem Lynch-Angriff in einem Pariser Vorort kämpft ein junger Roma um sein Leben: Der 16-Jährige liege im Koma, sein Leben sei in Gefahr, hieß es am Dienstag. Der Jugendliche hatte offenbar den Ärger der Bewohner einer Wohnsiedlung auf sich gezogen, er war wiederholt von der Polizei wegen Einbrüchen befragt worden. Der Vorsitzende des Bezirksrats, Stephane Troussel, verurteilte "ein abscheuliches Verbrechen unter dem Mantel der Rache". Der Staat schulde allen Schutz, "egal wo sie leben oder woher sie stammen".

Der 16-Jährige war am vergangenen Freitag in einem sozialen Brennpunktviertel im Norden von Paris bewusstlos in einem Einkaufswagen gefunden worden. Er sei zuvor von "einem Dutzend" Menschen, die ihn für einen Einbruch in eine Wohnung verantwortlich machten, gewaltsam verschleppt und in einem Keller brutal misshandelt worden. Seine Mutter alarmierte die Polizei, weil sie ihren Sohn vermisste. Er lebte zusammen mit seiner Familie und anderen Roma in einem Lager rund um ein verlassenes Haus.

Mehrere Einbrüche in der Wohnsiedlung hatten in den letzten Wochen bei den Anrainern für Ärger gesorgt, sagte Michel Fourcade, der Bürgermeister der Stadt Pierrefitte-sur-Seine, wo sich der Angriff ereignete. Der Bewohner Ion Vardu sagte, die Roma seien vor drei Wochen plötzlich aufgetaucht. Nach dem Angriff auf den Jugendlichen hätten sie aber ihr Lager sofort geräumt. Am Montag lagen an ihrem früheren Wohnort nur noch vereinzelt Kleidungsstücke und Matratzen herum.

In Frankreich gibt es immer wieder Spannungen mit Gruppen von Roma, die vielfach in illegalen Lagern am Rand von Städten wohnen. Bürgerrechtsgruppen haben immer wieder vor zunehmendem Rassismus gegen die Minderheit gewarnt.

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