"Bei einer schwachen Wirtschaftslage und steigender Arbeitslosigkeit ist es die Aufgabe der EZB, Anreize für Investitionen zu setzen, die die Konjunktur ankurbeln", so Nowotny. Hätte man das nicht gemacht, hätte die Gefahr bestanden, dass wir in eine Krise wie in den 1930er-Jahre fallen.
"Aufschwung ist noch ein zartes Pflänzchen"
Die erhofften Impulse auf das Wachstum sind aber bis jetzt ausgeblieben. Das billige Geld kommt bei den Betrieben oft nicht an. Nowotny bemüht einen Vergleich des britischen Ökonomen John Maynard Keynes: "Man kann die Pferde zur Tränke führen, aber saufen müssen sie selber." Die EZB schafft die Voraussetzungen für einen Aufschwung der Wirtschaft, aber investieren müssen die Betriebe selber. Nowotny gibt zu: "Da fehlt es noch ein bisschen an der psychologischen Stimmung." Der Aufschwung sei noch ein zartes Pflänzchen.
"Zinswende vor 2016 unrealistisch"
Ein Dauerzustand seien die niedrigen jedoch Zinsen nicht. Nowotny: "Sobald es ein deutliches Wachstum, also mehr als zwei Prozent gibt, tritt die Zinswende ein. Das wird aber aus heutiger Sicht kaum vor 2016 sein." Aus heutiger Sicht erwartet man aber für nächstes Jahr zumindest ein Plus von 1,7 Prozent.
Für die leidgeplagten Sparer hat der OeNB-Chef einen anderen – zugegeben schwachen – Trost parat: Historisch betrachtet waren die Zinsen auf täglich fälliges Geld seit 1949 in 60 Prozent aller Monate niedriger als die Inflationsrate. "Nur hat man das früher nicht so stark gemerkt, wenn man zum Beispiel drei Prozent am Sparbuch bekommen hat und die Inflation bei über vier Prozent lag."
Es besteht immer noch die Möglichkeit, sein Geld länger und dafür mit höheren Zinsen zu veranlagen oder mit mehr Risiko, wenn man höhere Erträge haben will. Sparen habe aber auch eine volkswirtschaftliche Funktion: "Es dient ja dazu, dass Investitionen finanziert werden oder dass man Firmen Kredit geben kann."
Widersprüchliche Maßnahmen sind "notwendig"
Doch dieselbe EZB, die die Banken mit der Niedrigzinspolitik dazu bringen will, mehr Kredite zu vergeben, bremst gleichzeitig durch immer neue Auflagen und Vorschriften die Institute ein. Nowotny gibt zu: "Das ist nicht unproblematisch, es ist aber notwendig, damit wir längerfristig ein stabiles Bankensystem in der Euro-Zone haben."
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