Luxus und Geschichte

Kreta: Leben wie Gott in Griechenland

Reisen & Urlaub
12.07.2014 17:00
Die südlichste Insel Griechenlands fasziniert mit ihrer urwüchsigen Schönheit, mit wildromantischen Schluchten und schroffen Bergen. Man kann sich auf Kreta aber auch dem Luxus hingeben.

Irgendwann glaube ich, dass man an der Rezeption einen Fehler gemacht hat. Man hat mich ins falsche Zimmer geschickt. Gut, eines der schönsten Hotels des Landes hat eingeladen und seine Betreiber wollen sich von der besten Seite zeigen, aber das?

Luxus auf Griechenlands südlichster Insel
Ich befinde mich in einer Suite, das Bett steht leicht erhöht auf einem Podest, mit Blick aufs Meer. Die blicksichere Privatterrasse verfügt über einen Pool. Nur für mich. Okay, er ist nicht der größte, aber man kann darin schon ein bisschen schwimmen. Es gibt eine extra Freiluft-Dusche, ein gepackter Strandrucksack ist bereitgestellt worden – inklusive Handtuch, Badeschlapfen und Sonnencreme.

(Bild: flickr.com/Lum!nous)
(Bild: flickr.com/Romtomtom)

Neben dem geräumigen Bad befindet sich tatsächlich ein privater Fitnessraum. Ausgestattet mit Sandsack, Boxhandschuhen, Crosstrainer, Trainingsbank. Langsam dämmert mir: Man hat mich in der Super-Luxus-Präsidentensuite untergebracht, irgendjemand wird den peinlichen Irrtum bald bemerken und mich umquartieren.

Was ich da noch nicht weiß: Es gibt noch großzügigere Wohngelegenheiten im Amirandes Kreta als meine Zwei-Zimmer-Suite. Luxus gehört hier dazu. Gar nicht so wenige der Wohneinheiten sind mit eigenem Pool ausgestattet, frische Früchte und Küchlein auf dem Zimmer sind ebenso Alltag wie der Designer-Fernseher, der sich nach dem Abschalten vornehm ins Zimmereck zurückdreht. Freilich: Wer seine Geldtasche schonen möchte, bekommt es im Amirandes auch eine Nummer kleiner.

Das Hotel an der Nordküste Kretas will in puncto Service und Ambiente anspruchsvollste Kunden zufriedenstellen. Was gelingt. Es ist eines der Prunkstücke der Grecotel-Kette, die sich auf das gehobene Segment spezialisiert hat. Luxus – und das ausgerechnet auf der Insel, deren Kargheit und Wildheit legendär ist.

Kreta kann auch zur Herausforderung werden
Denn Kreta kann auch ganz anders, die südlichste Insel Griechenlands kann zur Herausforderung werden. Wenn der Wind aus Afrika auffrischt und dir an der Südküste stundenlang den Sand ins Gesicht bläst. Wenn dir beim Wandern durch die berühmten Schluchten die Sonne schon in aller Frühe auf den Kopf heizt, wenn du durch Geisterdörfer kommst, deren ehemalige Bewohner jetzt ihr Glück auf dem Festland versuchen.

Wenn du stundenlang mutterseelenallein durch eine malerische Hochebene stapfst, neugierig beäugt nur von ein paar Schafen. Vorbei an durchlöcherten Verkehrstafeln, die den Einheimischen traditionell als Zielscheibe dienen. Im Hinterland sollen ja viele bewaffnet sein. Die Liebe zu Kreta kann anstrengen, aber sie wird hundertfach belohnt. Es ist ein ursprüngliches Land, außergewöhnlich schön, bevölkert von den gastfreundlichsten, fröhlichsten, stolzesten Menschen, die man sich denken kann. Eine Insel, auf die du immer wieder zurückwillst.

Kreta hat eine bewegte Geschichte
Auch im touristisch am besten erschlossenen Norden gibt es viel zu erleben und entdecken: hübsche Städtchen wie Rethimnon oder Agios Nikolaos, aus denen die internationalen Touristenströme das kretische Lebensgefühl noch nicht ganz verdrängt haben – zumindest zum Teil. Freilich: die "originale", spontane kretische Gastfreundschaft lernt man eher auf dem Land kennen.

Dort findet man auch die Überbleibsel der alten vorgriechischen Kultur der Minoer in Knossos oder Phaistos. Und man sieht Klosteranlagen, die den Stolz und die Unbeugsamkeit der Kreter gegen fremde Besatzer belegen. Entweder gegen die Türken oder später gegen die Deutschen.

Das Kloster Arcadi ist so ein nationales Monument. Wenn man heute über den beschaulichen, sonnenbeschienenen Innenhof schlendert, glaubt man kaum, welche Tragödie sich hier abgespielt hat. 1866, nach Tagen verzweifelten Widerstands, entschlossen sich etwa 1.000 hier verschanzte Kreter zum Freitod, um nicht in osmanische Sklaverei zu geraten.

Kreta bietet kulinarische Vorzeigebetriebe
Dass man seinen eigenen Kopf hat, demonstriert man heute, in weit friedlicheren Zeiten, eher durch Bio-Vorzeigeprojekte wie die Agreco-Farm. Auf dem Landgut in der Nähe von Rethimnon widmet man sich ganz der traditionellen Landwirtschaft.

Der Bio-Bauernhof produziert auf höchstem Niveau: Man stellt großartiges Olivenöl her, kredenzt typisch Kretisches vom Lammeintopf bis zum Raki, dem auf der Insel allgegenwärtigen Tresterbrand. Das Gut, das auch für Veranstaltungen zu mieten ist, bietet einen wunderbaren Blick in die Landschaft. Dort kann man sich zurücklehnen, die letzten Strahlen der glutroten Abendsonne genießen, entspannen. Der Alltag kommt früh genug. Auf Kreta vergisst man zum Glück selbst das.

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