Der Akt mit dem Kürzel 16St438/13i liest sich wie das Drehbuch für einen spannenden Hollywood-Agententhriller. Die Wiener Staatsanwaltschaft lässt seit Monaten das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung ermitteln. Aus "nationalem Interesse" wird aber alles unter Verschluss gehalten.
Im Visier steht ein hochrangiger Ex-Manager von Siemens Österreich mit chinesischen Wurzeln. Der Diplom-Ingenieur war beim Weltkonzern in der Sparte Schienenfahrzeuge für Aufträge aus dem asiatischen Raum zuständig. Schließlich trennte man sich - angeblich im gegenseitigen Einvernehmen.
Ex-Manager soll 100.000 Euro für Geheim-Infos geboten haben
Genau hier wird es jetzt heikel. Denn der Enddreißiger soll im Herbst des vergangenen Jahres seinen Nachfolger angerufen haben. Die beiden Ex-Kollegen vereinbarten ein Treffen im Schanigarten der Wiener Panoramaschenke. Und dann soll ein unmoralisches Angebot gefallen sein: 100.000 Euro und später noch mehr für Baupläne und Details der Niederflur-Straßenbahn ULF.
Das bestgehütete Betriebsgeheimnis von Siemens ist der weltweit von der Konkurrenz derzeit noch unerreichte, quasi barrierefreie Einstieg in die Bim. Für Siemens wäre der Verlust dieses technischen Vorsprungs eine mittlere Katastrophe. Vor allem für das erst vor Kurzem mit viel Geld erweiterte Werk in Simmering.
Siemens kämpft um Riesenauftrag
Doppelt brisant macht die geheim geführten Ermittlungen auch der Umstand, dass derzeit ein Riesenauftrag über mehr als 350 Millionen Euro von der Stadt Wien über neue Straßenbahnen ausgeschrieben ist. Die Entscheidung soll im Herbst fallen. Bekommt Siemens den Auftrag nicht, wird intern in der Folge der Verlust von Hunderten Arbeitsplätzen befürchtet, vor allem am Wiener Standort.
Mittlerweile wurden Computer des früheren Managers unter die Lupe genommen. Tatsächlich sollen darauf Baupläne gewesen sein. Diese will der Verdächtige aber aus frei zugänglichen Seiten im Internet heruntergeladen haben. Er sei eben persönlich am ULF interessiert. Nun steht Aussage gegen Aussage. Für wen oder ob der Ex-Siemens-Mitarbeiter spioniert hat, müssen die Gerichte klären. Es drohen bis zu drei Jahre Haft.
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